Gibt es beim Einkaufen ein Wir-Gefühl?
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enn ein bekanntes Geschäft schließt, ist der Aufschrei stets groß. Wie schade, man muss doch was tun! Das Aus des Friedberger Müller-Marktes ist ein gutes Beispiel, das zeigt: Es handelt sich immer um eine Abstimmung mit den Füßen. Wer öfter bei Müller einkauft, sieht: Es ist etwas los, aber nicht viel. Die meisten Kunden kaufen nur ein paar Artikel. Der Laden punktet mehr durch seine Lage – wenn auch ohne Parkplätze – und das nette Personal als durch Ausstattung und Angebot. Guter Service, aber zu klein, zu veraltet. Wer die Drogerie trotzdem retten will – und sie ist tatsächlich absolut wichtig für die Stadt –, sollte jetzt auch hingehen. Denn der Umsatz bleibt offenbar weit unter den Erwartungen. Keine Firma kann es sich leisten, ein Geschäft als Benefizunternehmen zu führen.
Letztlich gilt das, was für die Stärken und Schwächen der Müller-Filiale gilt, für die gesamte City. Änderungen im Konsumverhalten, Onlineshopping, Einkaufszentren und die Alterung der Gesellschaft setzen ihr zu. Die Industrieund Handelskammer empfiehlt in solchen Fällen, das Zusammenspiel von Einkauf, Dienstleistungen, Kultur, Behörden, sozialen Einrichtungen, Gastro und Wohnen zu fördern. Das ist einfacher gesagt als getan. Denn hier müssen viele an einem Strang ziehen: Allein schon die Interessen von Händlern und Hauseigentümern unter einen Hut zu bekommen, ist schwierig. Die Stadt mit ihrem Citymanager ist gefragt, das zu fördern. Außerdem muss sie die Aufenthaltsqualität – Stichworte Verkehr, aber auch Sitzbereiche – erhöhen.
Letztlich jedoch liegt es aber an den Kunden. Das in Friedberg viel beschworene Wir-Gefühl setzt beim Handel oft aus, trägt allenfalls beim Wochenmarkt und dem Blumenfest beim Judikamarkt Früchte. Das wäre ausbaufähig.