Was tut die Stadt für den Müller-Markt?
Drohendes Aus beschäftigt die Friedberger. Ein Online-Voting zeigt die Stimmung
Friedberg Wo sollen die Leute einkaufen, wenn der Drogeriemarkt Müller an der Ludwigstraße schließt? Diese Frage stellten Kundinnen, die für den Erhalt auf die Straße gingen. Sie wandten sich gegen eine Verödung der Stadtmitte und immer mehr Einkaufszentren auf der grünen Wiese. „Da muss der Bürgermeister etwas tun“, forderte eine Frau am Rand der Kundgebung. Tatsächlich ist Roland Eichmann im Gespräch mit hochrangigen Vertretern des Unternehmens, das seinen Sitz in Ulm hat. Einfach ist es aber für die Politik nicht, Einfluss zu nehmen.
Citymanager Thomas David hatte sich in anderen Orten umgeschaut und Lösungsansätze gesucht. Einer davon wurde Müller unterbreitet. „Wir führen umfangreiche Gespräche“, bestätigt Eichmann. Wie berichtet, will das Unternehmen seine Filiale zum Jahresende schließen. Grund sind sinkende Umsätze. So refinanziere sich die Miete nicht mehr. Diese liegt laut Immobilienportal Immoscout bei 5650 Euro monatlich für 484 Quadratmeter, davon allerdings nur 350 Quadratmeter Verkaufsfläche. Zur Einordnung: In Augsburg plant Müller laut Eichmann eine Filiale mit 1800 Quadratmetern. Ausmaße, die in der denkmalgeschützten Altstadt so gut wie chancenlos seien.
Eichmann berichtet, er habe in den Gesprächen auf die Bedeutung des Marktes für die Innenstadt hingewiesen. „Man muss auch die Perspektive sehen. Der Trend geht zum Wohnen in den Innenstädten, auch ohne Auto.“Die Stadtverwaltung mache Unternehmen unmissverständlich klar, dass es für sie keinen anderen Standort in Friedberg gibt, wenn sie in der City schließen. „Wir weisen keine Flächen auf der grünen Wiese für Einzelhandel mehr aus und verkaufen auch nichts.“
Wie sehen die Friedberger aber die Zukunftschancen von Müller? Bei einer Online-Umfrage stellen wir unseren Lesern diese Frage. Bislang haben etwa 280 Teilnehmer abgestimmt. 45 Prozent glauben, dass Müller in der Ludwigstraße noch eine Chance hat, 42 Prozent denken das Gegenteil. 13 Prozent geben an, es sei ihnen egal.
In welchen Dimensionen Müller denkt, zeigt ein Blick auf die Zahlen. In der Unternehmensgruppe sind Firmenangaben europaweit zufolge 35 000 Mitarbeiter in 850 Filialen, Lagerstandorten und Verwaltungen beschäftigt. 2016 setzte das Unternehmen 7,5 Milliarden Euro um. Der Markt ist allerdings umkämpft. Ketten wie dm und Rossmann stellen eine harte Konkurrenz dar.
1953 eröffnete Erwin Müller einen Friseursalon in Ulm. Seinen Gewinn investierte er in die Beteiligung an weiteren Filialen, verkaufte dort später auch Drogerie-Artikel. In den 1970er-Jahren eröffnete Müller dann seine erste Drogerie. Jetzt zieht sich der Mann, der mit 86 Jahren noch als Alleingeschäftsführer agiert, zurück. Designierter Nachfolger ist Günther Helm, bislang Chef der österreichischen AldiTochter Hofer. Müller kann die Rente genießen. Er zählt laut Forbes-Magazin zu den 666 reichsten Menschen der Welt. »Diese Woche I Hat Müller eine Chance? Stimmen Sie ab unter friedberger-allgemeine.de/friedberg