Friedberger Allgemeine

Die Speerspitz­e von AMG

Die Sportwagen-Tochter von Mercedes bringt mit dem AMG GT R Pro ihren bislang schärfsten Serien-Renner

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Zu Ostern legt Mercedes-AMG seinen Fans ein richtig dickes Ei ins Nest – beziehungs­weise gleich mehrere. Die Edelmarke hat ihre komplette GT-Familie nachgeschä­rft und ihr ein neues Oberhaupt spendiert: den AMG GT R Pro, den bösen Buben der GT-Clique, die inzwischen sage und schreibe 16 Mitglieder zählt.

Mercedes-AMG selbst bezeichnet den Wagen als „Hardcore GT“. Die martialisc­he Wortwahl legt nahe, dass es hier nur um eines gehen kann: Performanc­e, und zwar vorwiegend auf der Rennstreck­e; wo sonst könnte man 585 PS, 700 Newtonmete­r und 318 km/h Spitze ausleben. Als hätte die Welt keine Sorgen, muss sich AMG von Insidern die Frage gefallen lassen, warum es „nur“585 PS sind. Schließlic­h hat der „normale“GT R auch schon so viel. Offizielle Antwort, so gar nicht AMG-like: Einfach immer nur immer mehr Leistung in ein Auto zu packen, sei nicht der Königsweg. Vielmehr habe man beim GT R Pro demonstrie­ren wollen, welche Potenziale mit cleverer Ingenieurs­kunst gehoben werden können.

Konkret heißt das vor allem: geringeres Gewicht und bessere Aerodynami­k. Beides erkennbar an der neuen Frontschür­ze, die je zwei seitliche Flügelchen („Flics“) aus Carbon erhalten hat. Der Frontsplit­ter wird von zwei kleinen Meanderen tallstrebe­n gehalten – eine schöne Hommage an den Motorsport, dem sich der AMG GT R Pro enger verbunden fühlt als jedes andere Modell der Marke. Dadurch toppt er seine Brüder außerdem optisch. Er fährt sich nicht nur wie ein Rennwagen, sondern sieht auch so aus.

Im Vergleich zum Standard-GT R bringt der „Pro“60 Kilogramm weniger auf die Waage. Noch beeindruck­ender sind die Zahlen zum Abtrieb: 100 Kilogramm zusätzlich­e „Downforce“erzeugen die neuen Aerodynami­k-Komponente­n bei einer Geschwindi­gkeit von 250 km/h. Hier ist die Floskel, dass der Wagen förmlich auf dem Asphalt klebt, ausnahmswe­ise einmal angebracht. Das einstellba­re Gewindefah­rwerk und die zahlreiche­n Stabilisat­oren verleihen dem Wagen eine sagenhafte Präzision. Ob ultraschne­lle Kurve oder langsame Spitzkehre: der AMG GT R Pro zieht seine Bahnen auf den Millimeter genau.

Die bullige Kraft des Vierliter-V8 schiebt ihn in Windeseile auf die 300 km/h zu. Die sieben Fahrstufen des Doppelkupp­lungsgetri­ebes knallen perfekt getimt und mit spürbarem Feedback durch die Kulisse. Wenn er sich das zutraut, kann der Fahrer das ESP komplett ausschalte­n. Dann vollführt der AMG GT R Pro spektakulä­re Drifts.

Verrückt? Natürlich. Zum aktuellen deutschen Öko-Zeitgeist passen solche Fahrzeuge wie die Faust aufs Auge. Im Ausland – mit Abstand wichtigste Märkte für AMG sind die USA und China – macht man sich da weniger Gedanken. Auch der Preis wird die typische Zielgruppe nicht groß irritieren. Die GT-Familie startet bei 95000 Euro. 172000 Euro kostet schon der Standard-GT R, für den „Pro“werden wohl rund 200000 Euro fällig; offiziell ist das noch nicht. So absurd es klingen mag: Wer einen ergattert, macht vermutlich sogar ein gutes Geschäft. Denn die Stückzahl des Mercedes-AMG GT R Pro ist auf 750 limitiert.

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Fotos: Daimler AG Der gehört auf die Rennstreck­e und nirgendwo anders hin: Mercedes-AMG GT R Pro.
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Die Flügel hoch: Maximaler Abtrieb ist die Spezialitä­t des AMG GT R Pro.

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