250 Euro für ein ausgespucktes Kaugummi
Viele Städte kämpfen gegen Müllsünder. Hohe Mahngebühren sollen abschrecken
Augsburg/Mannheim Höhere Bußgelder, mehr Kontrollen, größere Mülleimer, neue Mehrwegsysteme: Mit verschiedenen Strategien haben viele deutschen Städte in jüngster Zeit den Kampf gegen Müll auf den Straßen verschärft. So wird es in einigen Kommunen Baden-Württembergs künftig deutlich teurer, den Kaugummi auf den Boden zu spucken, die Zigarettenkippe achtlos wegzuwerfen oder den Hundekot einfach liegen zu lassen. Ein neuer Bußgeldkatalog des Landes sieht für solche Umweltsünden nunmehr einen Rahmen von bis zu 250 Euro vor. Bislang waren solche Vergehen nur mit zehn bis 20 Euro belangt worden.
Mannheim hat die Bußgelder Anfang April zur Wiedereröffnung einer frisch renovierten Einkaufsmeile erhöht. Wer künftig in der Stadt eine Kippe wegwirft, dem drohen nun 75 Euro Strafe, das Wegwerfen eines Kaugummis kann sogar bis zu 250 Euro kosten. Für nicht aufgehobenen Hundekot verhängt die Kommune 100 bis 250 Euro Bußgeld.
Die Stadt Augsburg hat zuletzt im Juni 2018 erhöht. Sie bittet seither jeden, der Müll auf den Boden wirft und dabei ertappt wird, mit immerhin 40 Euro zur Kasse. Das habe Wirkung gezeigt. Die Lage bessere sich – auf Straßen und Plätze liege weniger Abfall herum als vor der Erhöhung.
„Abseits von Strafen treten die Städte generell dem Vermüllen und Verdrecken öffentlicher Flächen mit weiteren Instrumenten entgegen“, berichtet die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Städtetages, Verena Göppert. „Dazu gehören zum Beispiel Aktionstage zum gemeinschaftlichen Aufräumen öffentlicher Räume und Sauberkeitskampagnen.“Klar müsse aber auch sein: „Wer öffentliche Flächen mutwillig verschmutzt, muss auch dafür geradestehen.“
Auch Stuttgart möchte sauberer werden. Denn Schmutz sei oft nicht nur ein Problem der Ästhetik, sagt Stadtsprecher Martin Thronberens – sondern oft auch für die Natur. „Während des Rauchens sammeln sich zahlreiche giftige Substanzen in dem Filter. Wenn Kippen in der Natur landen, werden diese Substanzen durch Regen ausgewaschen und gelangen ins Grundwasser.“Außerdem würden falsch entsorgte Kaugummis oft von Kleintieren und Vögeln gefressen, die daran sterben könnten. In Stuttgart steigen deshalb nicht nur die Bußgelder – beispielsweise für das Wegwerfen von Kippen oder Kaugummis auf rund 100 Euro. Es wurde auch die Kampagne „Sauberes Stuttgart“ins Leben gerufen – unter anderem mit größeren Mülleimern. Außerdem hat die Kommune neue Stellen im städtischen Vollzugsdienst geschaffen, um mehr Müllsünder auf frischer Tat zu ertappen – erstmals sind Zivilstreifen unterwegs.
Denn viele deutsche Kommunen stehen vor einem Problem: Umweltfrevler auch zu erwischen, obwohl die Personaldecke dünn ist.
Derweil zeigt die sächsische Stadt Dresden Härte. Dort ist die Zahl der verhängten Bußgelder in den vergangenen Jahren rapide gestiegen. Im Vorjahr gab es laut Ordnungsamt 1439 Verfahren wegen Müllablagerungen etwa von Kaugummis oder Pappbechern. Insgesamt wurden demzufolge Bußen in Höhe von etwa 33000 Euro verhängt. 2017 waren es etwa 960 Verfahren gewesen, 2016 noch 770.
Eine Studie zum sogenannten Littering – dem unachtsamen Wegwerfen von Müll – ergab, dass die Hauptsünder junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren sind. Die Ergebnisse beziehen sich auf eine Langzeitstudie von 2005 bis 2017. Als Gründe für das Littering machte die Studie Faulheit und mangelnde Erziehung aus.