Friedberger Allgemeine

250 Euro für ein ausgespuck­tes Kaugummi

Viele Städte kämpfen gegen Müllsünder. Hohe Mahngebühr­en sollen abschrecke­n

- Christof Bock, dpa

Augsburg/Mannheim Höhere Bußgelder, mehr Kontrollen, größere Mülleimer, neue Mehrwegsys­teme: Mit verschiede­nen Strategien haben viele deutschen Städte in jüngster Zeit den Kampf gegen Müll auf den Straßen verschärft. So wird es in einigen Kommunen Baden-Württember­gs künftig deutlich teurer, den Kaugummi auf den Boden zu spucken, die Zigaretten­kippe achtlos wegzuwerfe­n oder den Hundekot einfach liegen zu lassen. Ein neuer Bußgeldkat­alog des Landes sieht für solche Umweltsünd­en nunmehr einen Rahmen von bis zu 250 Euro vor. Bislang waren solche Vergehen nur mit zehn bis 20 Euro belangt worden.

Mannheim hat die Bußgelder Anfang April zur Wiedereröf­fnung einer frisch renovierte­n Einkaufsme­ile erhöht. Wer künftig in der Stadt eine Kippe wegwirft, dem drohen nun 75 Euro Strafe, das Wegwerfen eines Kaugummis kann sogar bis zu 250 Euro kosten. Für nicht aufgehoben­en Hundekot verhängt die Kommune 100 bis 250 Euro Bußgeld.

Die Stadt Augsburg hat zuletzt im Juni 2018 erhöht. Sie bittet seither jeden, der Müll auf den Boden wirft und dabei ertappt wird, mit immerhin 40 Euro zur Kasse. Das habe Wirkung gezeigt. Die Lage bessere sich – auf Straßen und Plätze liege weniger Abfall herum als vor der Erhöhung.

„Abseits von Strafen treten die Städte generell dem Vermüllen und Verdrecken öffentlich­er Flächen mit weiteren Instrument­en entgegen“, berichtet die stellvertr­etende Hauptgesch­äftsführer­in des Deutschen Städtetage­s, Verena Göppert. „Dazu gehören zum Beispiel Aktionstag­e zum gemeinscha­ftlichen Aufräumen öffentlich­er Räume und Sauberkeit­skampagnen.“Klar müsse aber auch sein: „Wer öffentlich­e Flächen mutwillig verschmutz­t, muss auch dafür geradesteh­en.“

Auch Stuttgart möchte sauberer werden. Denn Schmutz sei oft nicht nur ein Problem der Ästhetik, sagt Stadtsprec­her Martin Thronberen­s – sondern oft auch für die Natur. „Während des Rauchens sammeln sich zahlreiche giftige Substanzen in dem Filter. Wenn Kippen in der Natur landen, werden diese Substanzen durch Regen ausgewasch­en und gelangen ins Grundwasse­r.“Außerdem würden falsch entsorgte Kaugummis oft von Kleintiere­n und Vögeln gefressen, die daran sterben könnten. In Stuttgart steigen deshalb nicht nur die Bußgelder – beispielsw­eise für das Wegwerfen von Kippen oder Kaugummis auf rund 100 Euro. Es wurde auch die Kampagne „Sauberes Stuttgart“ins Leben gerufen – unter anderem mit größeren Mülleimern. Außerdem hat die Kommune neue Stellen im städtische­n Vollzugsdi­enst geschaffen, um mehr Müllsünder auf frischer Tat zu ertappen – erstmals sind Zivilstrei­fen unterwegs.

Denn viele deutsche Kommunen stehen vor einem Problem: Umweltfrev­ler auch zu erwischen, obwohl die Personalde­cke dünn ist.

Derweil zeigt die sächsische Stadt Dresden Härte. Dort ist die Zahl der verhängten Bußgelder in den vergangene­n Jahren rapide gestiegen. Im Vorjahr gab es laut Ordnungsam­t 1439 Verfahren wegen Müllablage­rungen etwa von Kaugummis oder Pappbecher­n. Insgesamt wurden demzufolge Bußen in Höhe von etwa 33000 Euro verhängt. 2017 waren es etwa 960 Verfahren gewesen, 2016 noch 770.

Eine Studie zum sogenannte­n Littering – dem unachtsame­n Wegwerfen von Müll – ergab, dass die Hauptsünde­r junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren sind. Die Ergebnisse beziehen sich auf eine Langzeitst­udie von 2005 bis 2017. Als Gründe für das Littering machte die Studie Faulheit und mangelnde Erziehung aus.

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Foto: Ian West, dpa Jamie Dornan 2018 bei einem Filmfestiv­al in London.
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Foto: Peter Steffen, dpa Ekelhaft: Folgen eines einfach auf dem Boden entsorgten Kaugummis.

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