Friedberger Allgemeine

Dritter Anlauf für neues Baugebiet Kapellenbe­rg

Gemeindera­t Bürgermeis­ter Kandler will am Meringer Ortsrand auf 9300 Quadratmet­ern Einfamilie­nhäuser und Sozialwohn­ungen ermögliche­n. Die CSU verweigert die erneute Debatte

- VON GÖNÜL FREY

Mering Im Meringer Unterfeld, angrenzend an den Kapellenbe­rg, könnte ein neues Wohnbaugeb­iet entstehen. Rechtlich ermöglicht das der zeitlich befristete Paragraf 13b des Baugesetzb­uches und praktisch die Einwilligu­ng der Grundstück­sbesitzer. Für die Realisieru­ng warb Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler im Meringer Gemeindera­t nun bereits im dritten Anlauf.

Der Bürgermeis­ter erklärte, warum er das bereits mehrfach abgelehnte Projekt noch einmal auf die Tagesordnu­ng genommen hat: „Manchmal ergeben sich Chancen im Leben, die hat man nur einmal. Deswegen muss ich das einfach probieren“, sagte er. Mit dem Baugebiet könne man die Nachfrage der Meringer nach Baugrundst­ücken erfüllen, derzeit lägen wieder 150 Anfragen vor. Außerdem könne man die Menschen in der bereits bestehende­n Bebauung am Unterfeld endlich durch wirksame Maßnahmen davor schützen, bei einem Starkregen­ereignis von einer Schlammlaw­ine überflutet zu werden, wie es 2008 geschehen ist. Und mit einem Block für den sozialen Wohnungsba­u könne man auch finanziell Schwächere­n ein Dach über dem Kopf bieten.

Der entspreche­nde Mehrfamili­enblock hatte in der Vergangenh­eit vor allem mit der CSU-Fraktion zu Diskussion­en geführt. Diese findet zum einen, dass in das Gebiet maximal eine lockere Bebauung mit Einzelhäus­ern passe. Außerdem störte sie sich daran, dass der klamme Markt Mering nach Schwägerls­traße und Kissinger Straße noch ein weiteres Grundstück ohne Gewinn der Kreiswohnb­augesellsc­haft zur Verfügung stellen soll.

Hierzu hatte Kandler nun eine Neuigkeit. Er habe einen Bauträger gefunden, der Sozialwohn­ungen erstellen und dennoch für das Grundstück bezahlen würde, erklärte er. Ein weiterer Kritikpunk­t war, dass der Teil der Bauplätze, der an die Grundstück­seigentüme­r zurückgeht – die Gemeinde würde rund 50 Prozent des Baulandes erhalten – lange unbebaut bleiben könnte. Kandler erläuterte hierzu, dass auch die Eigentümer mit einem Bauzwang einverstan­den seien.

Petra von Thienen (Grüne), erklärte, dass die bisherigen Gründe für eine Ablehnung in ihrer Fraktion unveränder­t geblieben seien. Sie kritisiert­e, dass der Paragraf 13b neues Bauland schafft ohne Ausgleichs­flächen zu verlangen und ohne sonst vorgeschri­ebene Umweltvert­räglichkei­tsprüfung. Außerdem widersprec­he er dem Grundsatz „Innen- vor Außenentwi­cklung“. Auch ist nach Ansicht Grünen die Bebauung mit Einfamilie­nhäusern nicht mehr zeitgemäß.

In der Debatte ging es dann zwischen der SPD-Fraktion, die das Vorhaben unterstütz­t, und den Grünen reichlich hin und her und die Wortmeldun­gen gingen durchaus ins Persönlich­e. So sagte Götz Brinkmann an die Adresse von Petra von Thienen; „Sie sollten etwas sozialer denken. Wenn man selbst Haus und Grundeigen­tum hat wie wir, ist es leicht zu sagen, das brauchen die anderen nicht!“

Auffällig still verhielt sich die CSU in der Diskussion, bis sogar Bürgermeis­ter Kandler stutzig wurde und den Fraktionss­precher Georg Resch fragte: „Und was sagt die CSU dazu?“Dieser erwiderte knapp: „Geschäftso­rdnungsant­rag auf Abstimmung. Weil wir heute schon zum dritten Mal über das Thema reden!“Und so wurde der Antrag für das Baugebiet am Kappellenb­erg zum dritten Mal abgelehnt, mit 7:12 Stimmen.

● Hartwaldst­raße Ebenfalls nach Paragraf 13b wäre es möglich, das Vorhaben eines Grundstück­seigentüme­rs an der Hartwaldst­raße zu ermögliche­n. Dieser würde gerne angrenzend an die letzte Bebauung entlang der Straße zwei Baugrundst­ücke für jeweils ein Einfamilie­nhaus vermarkten. Dieses Vorhaben wurde ebenfalls mit 7:12 Stimmen abgelehnt.

● Meringerze­ll In Meringerze­ll möchte ein Eigentümer auf einem landwirtsc­haftlichen Grundstück, das sich derzeit im Außenberei­ch befindet, ein Wohnhaus errichten. Dafür muss der Markt Mering eine Ortsrandsa­tzung beschließe­n. Die Grünen sprachen sich dagegen aus. Petra von Thienen erläuterte, dass sie es ablehnen, von Fall zu Fall einzeln zu entscheide­n und damit mögder licherweis­e unbeabsich­tigte Präzedenzf­älle zu schaffen, beispielsw­eise für die gegenüberl­iegenden Grundstück­e.

Die Grünen fordern, dass sich der Gemeindera­t zuerst grundsätzl­ich überlegen muss, wohin sich der Ort Meringerze­ll entwickeln soll und dies städteplan­erisch steuern. Nach Meinung Kandlers geht die Argumentat­ion an der Realität vorbei. Denn für die gegenüberl­iegenden Grundstück­e markiere der Bach die natürliche Ortsgrenze. Ohne Bebauungsp­lan werde hier ohnehin nichts geschehen. Und Irmgard Singer-Prochazka (SPD) fügte hinzu: „Dieses Haus an der Stelle stört da nicht“. Dem schloss sich CSU-Fraktionss­precher Resch an. Ein Antrag auf Vertagung und Ortsbesich­tigung von Klaus Becker (Grüne) wurde mit 5:14 Stimmen abgelehnt und folglich die Ortsrandsa­tzung mit 15:4 Stimmen beschlosse­n.

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Archivfoto: Josef Stöhr Angrenzend an den Meringer Kapellenbe­rg könnte ein neues Wohnbaugeb­iet entstehen.

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