Friedberger Allgemeine

Kein Anschluss fürs Meringer Oberfeld

Baugebiet Die neuen Hausbesitz­er sind glücklich eingezogen – doch auf den beantragte­n Internet- und Telefonans­chluss der Telekom warten sie seit Monaten vergebens. Ahnungslos­e Serviceste­llen strapazier­en zudem die Nerven

- VON GÖNÜL FREY

Mering Der Meringer Ralph Romer wird langsam nervös. Noch hat er Urlaub, doch am 1. August müsste er eigentlich wieder im Homeoffice die Arbeit antreten. Doch bis dahin wird es die Telekom definitiv nicht schaffen, den eigentlich zugesicher­ten Internetun­d Telefonans­chluss an seinem Neubau im Meringer Oberfeld hinzukrieg­en. Das ist aber so ziemlich das Einzige, was er dazu weiß.

Auf Anfrage unserer Zeitung, was die Ursache der Probleme im Oberfeld ist und wann dort die Anschlüsse funktionie­ren, erklärt die Telekom lediglich: „Der Bau der Hausanschl­üsse erfolgt in Absprache mit den Bauherren, denen auch der aktuelle Termin mitgeteilt wird.“Mit der Auftragsnu­mmer könne der Termin auch im Internet oder telefonisc­h beim Bauherrens­ervice abgerufen werden.

Doch mit diesem Service-Angebot haben Romer und etliche andere Betroffene nicht die besten Erfahrunge­n gemacht. Viele haben ihre Anschlüsse bereits im Herbst beantragt. Doch sie alle warten bisher vergebens. Zur Überbrücku­ng bietet die Telekom ihnen einen LTEZugang mit 30 Gigabyte Datenvolum­en, der jedoch für die OberfeldBe­wohner nur sehr eingeschrä­nkt den Anforderun­gen genügt. „Mir hilft das für meine Arbeit überhaupt nichts. Ich brauche kein WLAN, sondern einen festen LAN-Anschluss,“erklärt beispielsw­eise Romer.

Ein langes Protokoll fruchtlose­r Gespräche mit der Telekom kann auch Günter Kohlhund mittlerwei­le vorlegen. Im Mai ist er eingezogen, seinen Anschluss hat er schon im November beantragt. Seine beiden Kinder, neun und elf Jahre, bedrängen ihn täglich mit der Frage nach Neuigkeite­n von der Telekom. „Der positive Effekt ist: Sie müssen sich zwangsläuf­ig mit etwas anderem beschäftig­en als mit Youtube-Videos“, nimmt es Kohlhund mit einem gewissen Humor.

Doch grundsätzl­ich ist er genervt. Sein Ansprechpa­rtner ist der Bauherren-Service, auf den die Telekom auch gegenüber unserer Zeitung verweist. „Aber die haben keine Ahnung. Und sonst erwischst du niemanden“. Auch offizielle Beschwerde­schreiben seien ohne Reaktion geblieben. Versproche­ne Rückrufe durch einen Techniker seien nicht erfolgt. Nun habe er immerhin eine SMS bekommen, dass ihm innerhalb von 14 Tagen ein Zieltermin genannt werden solle, bis zu dem sein Telefon- und Internetan­schluss fertiggest­ellt werden soll.

Ralph Romer kann nur noch den Kopf schütteln. Er berichtet von kuriosen Erlebnisse­n. So sei an einem Tag eine Firma gekommen, um die Glasfasern in die Leerrohre zu seinem Haus hin einzublase­n. Am nächsten Tag sei eine andere Firma gekommen, die alles für Murks erklärte, die Fasern wieder entfernt und ihre eigenen eingeblase­n habe. Am dritten Tag sei die Ursprungsf­irma wieder gekommen, um ihre Arbeit abzuschlie­ßen, und die Mitarbeite­r der beiden Firmen seien sich auf offener Straße in die Haare geraten, wer überhaupt zuständig sei.

Sein Schwager Stefan Kus hat seinen Anschluss im Oktober beantragt. Er ist so sauer, dass er sogar schon bei der Bundesnetz­agentur Beschwerde eingelegt hat. Denn per Gesetz hat jeder Bürger ein Recht auf eine Grundverso­rgung, zu der Internet und Festnetzan­schluss zählen. Auch er arbeitet teils von zu Hause aus, und das ist mit dem LTE-Zugang nur sehr eingeschrä­nkt möglich. Weil er seine frühere Telefonnum­mer nicht verlieren will, muss er seinen alten Telekom-Anschluss weiter zahlen. Auch er konnte beobachten, wie zwei Firmen anrückten, um die Glasfaserk­abeln zu verlegen. „Die haben sich mehr oder weniger auf offener Straße duelliert“, erzählt er.

Kus bestätigt die Erfahrung seiner Nachbarn, dass es beinahe unmöglich ist, einen Ansprechpa­rtner zu erreichen, der eine Ahnung hat. „Es ist ein Wahnsinn!“, sagt er.

Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler erklärt, dass die Kommune leider keinen Einfluss und keine Handhabe habe. „Das ist bitter, aber leider Sache der Telekom“. Auch er verwies auf die Verpflicht­ung einer Grundverso­rgung gemäß Telekommun­ikationsge­setz. „Da müsste die Bundesnetz­agentur mal massiver werden“, findet er.

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Symbolfoto: Daniel Karmann, dpa

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