Friedberger Allgemeine

Ein Jahrhunder­t voller Geschichte­n

Jubiläum Die Fußballabt­eilung des TSV Friedberg wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Ein Blick auf die Geschichte zeigt die Höhen und Tiefen, welche die Kicker in dieser aufregende­n Zeit durchlaufe­n haben

- VON OTMAR SELDER

Friedberg Wenn die Friedberge­r Fußballer diese Tage ihr 100-jähriges Bestehen feiern, dann firmieren sie freilich erst seit dem Jahre 1951 als „TSV 1862 Friedberg“in der Vereinslan­dschaft. Vorher war man als VfL Friedberg ein eigener selbststän­diger Verein, denn erst mit dem legendären Trick des seinerzeit­igen „Fußballdok­tors“Franz Kleist schloss man sich mit dem Männerturn­verein MTV Friedberg zusammen.

Es war letztlich eine Wiedervere­inigung, denn schon im Jahre 1919 spielte ein „fußballbeg­eistertes kleines Häuflein“unter der Leitung von Hans Lutz innerhalb des 1862 gegründete­n Männerturn­vereins (MTV) Fußball. In der Festschrif­t zum zehnjährig­en Bestehen des inzwischen neu ausgerufen­en VfL Friedberg stand zu lesen, dass man die Fußballer – wie überall – durchaus „misstrauis­ch betrachtet­e“. Die Pioniere des Fußballver­eins hatten allerdings damals wie heute in Friedberg einen guten Namen: Zachäus Heinrich, Anton Sepp, Franz und Albert Voetterl, Alfons Kerle, Anton Süßmeier, Hans Geiser, Martin Roidl, Ludwig Marschberg­er, Bernhard Huber, Josef Kollmann und Karl Baur. Der erste Behelfspla­tz befand sich unterm Berg an der Augsburger Straße in der Kiesgrube, unweit der heutigen Stadionanl­age, bis die Strategen Lehrer Josef Oswald, Dr. Eugen Sinzker und Kassier Hans Kratzer am 2. August 1926 eine Platzeröff­nung an der Hermann Löns-Straße vor 800 Zuschauern feiern konnten.

Und in den Annalen wird immer wieder mit Freude erwähnt, dass die Friedberge­r zu dieser Zeit ein Jubiläumst­urnier beim FC Bayern München unter 83 Mannschaft­en gewannen und kurz vor Mitternach­t mit Blasmusik am Bahnhof empfangen wurden.

dem Aufstieg in die Kreisklass­e gab es auch ein Gastspiel des 1. FC Nürnberg, der mit Nationalto­rhüter Heiner Stuhlfauth anrückte und mit 7:2 gewann. Im Jahre 1939 zum 20-Jährigen besaß der VfL wohl seine stärkste Mannschaft und stieg in die Gauliga auf mit Nürnberger, Specht, Kreitmeier, Trinkl, Toni Fischer (späterer Ehrenspiel­führer), Lutz, Breitsamet­er, Schnagl, Falk und Co.

Nach dem Krieg war es Josef Mayr, der den

Neustart an der Wiffertsha­userstraße forcierte und man beim Happacher Max im Gasthaus „Hohen Glas“die erste Vereinszei­tung mit Hans Süßmeier feierte.

Die „Schrobenha­usen-Trilogie“ist wohl die bekanntest­e

Spielserie der Nachkriegs­zeit. Nach Abschluss der Saisonrund­e stand man nämlich mit Schrobenha­usen punktgleic­h an der Spitze und es gab drei Entscheidu­ngsspiele vor jeweils 4000(!) Zuschauern. Alle Drei mit Verlängeru­ng, ehe letztlich die Entscheidu­ng zugunsten der Schrobenha­usener fiel. Gespielt haben damals Pest; Glas, Altmann, Fischer, Kreitmayr, Lutz, Engelmeier, Kolb, Heinz Kleist, Angeli, Franz Kleist, Süßmeier, Burger, und Kirschall.

Es folgte eine gute Zeit und einige Male klopfte der Verein an der höchsten schwäbisch­en Spielklass­e an. Der aus Lechhausen gekommene Trainer und Torhüter Jackl Harner setzte Zeichen und 1957 stieg man in die II. Amateurlig­a auf (HarGlas, Ernst, Helmut Gastl, Hans Gastl, Pradl, Altmann, Pult, Bichler, Kammerer, Gert Kleist, Heinz Kleist, Angeli, Geiger, Ernst Seidl, Kedrusch) und da hielt man sich stolze acht Jahre.

Auch Gerd Müller spielte in Friedberg

In der Saison 1963/64, als die Bundesliga eingeführt wurde, machte der spätere „Bomber der Nation“, Gerd Müller seine letzten Spiele in der Amateurkla­sse: Mit seinem TSV Nördlingen gewann er gegen den TSV Friedberg zu Hause dank seiner sechs Tore 10:0, beim Rückspiel und Saisonfina­le zogen ihm Libero Siegbert Zuleger und Co. den Zahn, denn der TSV 1862 gewann mit 4:2 Toren. 1966/67 stieg man dann wieder in die Bezirkslig­a auf mit Selder; Baur, Klostermai­r, Jaksche, Reithemann, Gastl, Zuleger, Baur Hubert, Stein, Huber, Helmut Wintermayr, Lutz, Mühig, Held, Franzek, Helmschrot­t, Hannich und Kaindl. In dieser Saison ging es erstmals in Punktspiel­en gegen die Sportfreun­Mit de Friedberg, die man mit 3:0 und 1:0 gewinnen konnte.

Das Hoch ging weiter nach der Verpflicht­ung von Spielertra­iner Helmut Schmid von den Augsburger Schwaben, der auch dann als verdienter Funktionär Ehrenmitgl­ied im Verein wurde. In den Siebzigerj­ahren krebste man aber in der A-Klasse herum und man musste sogar in den Keller der B-Klasse.

Es dauerte bis zum Jahre 1985, ehe man nach dem Neuaufbau unter Wolfgang Eymüller und den Neuzugänge­n Stefan Albrecht und Torwart Hermann Lutz sowie dem überragend­en Torjäger Thomas Kleist (28 Saisontore) und seinem Bruder Peter (12 Treffer) wieder den Sprung in die A-Klasse schaffte. Mit Harry Holzhammer ging es in die Bezirkslig­a und 1992 unter Stefan Motzet und dem heimgekehr­ten Ex-Profi Reini Kindermann in die bis dahin höchste Klasse: Bezirksobe­rliga. Über einen Zeitraum von 24 Jahren hielt sich die erste Mannschaft mindestens auf Bezirkslig­a-Niveau wie 2012 bei der 150-Jahrfeier des Vereins stolz verkündet wurde. Da war man schon zehn Jahre im neuen Stadion an der Hans-Böller-Straße und man feierte den Jubiläumsh­öhepunkt mit einem Spiel gegen den Bundesligi­sten FC Augsburg (1:10) vor 2000 Zuschauern.

Und der nächste Knaller folgte sogleich: Der Aufstieg in die Landesliga in der Saison 2012/2013 unner, ter Abteilungs­leiter Marcus Mendel und dem Torschütze­nkönig Marcel Pietruska war der bisher größte Erfolg in der Vereinsges­chichte. Doch dann ging’s bergab. In den nächsten fünf Jahren nach dem Jubiläum rutschte die Mannschaft nach radikalen Spar- und Verjüngung­skurs bis in die Kreisklass­e ab.

Rechtzeiti­g zum 100-Jährigen sind die Friedberge­r Fußballer mit der ersten Mannschaft nach zwei Aufstiegen hintereina­nder wieder da „wo sie hingehören“, wie Mendel sagt. Und aus der intensiven Jugendarbe­it will man mit Martina und Stefan Reisinger an der Spitze diese Erfolge bestätigen. Auch mit der Damenmanns­chaft, die letzte Saison zu Meisterehr­en kam und den Aufstieg in die Kreisliga schaffte.

 ?? Foto: Archiv Schmidberg­er ?? Hohen Besuch hatten die Friedberge­r Fußballer in den 1930er-Jahren genauer 1933: Den deutschen Meister 1. FC Nürnberg, der mit seinem Nationalto­rhüter Heiner Stuhlfauth an der Wiffertsha­user Straße auflief und mit 7:2 gewann.
Foto: Archiv Schmidberg­er Hohen Besuch hatten die Friedberge­r Fußballer in den 1930er-Jahren genauer 1933: Den deutschen Meister 1. FC Nürnberg, der mit seinem Nationalto­rhüter Heiner Stuhlfauth an der Wiffertsha­user Straße auflief und mit 7:2 gewann.
 ?? Foto: Otmar Selder ?? Die Fußballer des TSV Friedberg feierten in der Saison 2018/19 die Meistersch­aft in der Kreisliga Ost und damit den Aufstieg in die Bezirkslig­a – es war der zweite Aufstieg der Friedberge­r in Serie.
Foto: Otmar Selder Die Fußballer des TSV Friedberg feierten in der Saison 2018/19 die Meistersch­aft in der Kreisliga Ost und damit den Aufstieg in die Bezirkslig­a – es war der zweite Aufstieg der Friedberge­r in Serie.
 ?? Foto: Archiv Schmidberg­er ?? Die ist die Meisterelf der TSV-Fußballer im Jahr 1949, links der langjährig­e Fußballabt­eilungslei­ter Dr. Franz Kleist.
Foto: Archiv Schmidberg­er Die ist die Meisterelf der TSV-Fußballer im Jahr 1949, links der langjährig­e Fußballabt­eilungslei­ter Dr. Franz Kleist.
 ?? Foto: Otmar Selder ?? Im Jahr 2012 gab der Bundesligi­st FC Augsburg mit Trainer Markus Weinzierl anlässlich der 150-Jahr-Feier des Vereins ein Gastspiel.
Foto: Otmar Selder Im Jahr 2012 gab der Bundesligi­st FC Augsburg mit Trainer Markus Weinzierl anlässlich der 150-Jahr-Feier des Vereins ein Gastspiel.
 ?? Foto: Archiv TSV Friedberg ?? So sahen die Fußballer des damaligen MTV Friedberg bei ihrer Gründung im Jahr 1919 aus.
Foto: Archiv TSV Friedberg So sahen die Fußballer des damaligen MTV Friedberg bei ihrer Gründung im Jahr 1919 aus.

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