Friedberger Allgemeine

Die Frage der Woche

- STEFANIE WIRSCHING

Wie oft dachte ich mir: Bringet mich wieder nach Hause! Was hat ein Gärtner zu reisen? Ehre bringt’s ihm und Glück, wenn er sein Gärtchen versorgt. Sagte wer so schön? Natürlich Goethe, der sich zwar gerne nach Italien für ein paar Wochen verabschie­dete, aber dabei auch litt. Die Rosen in Weimar, wie es denen wohl ging? Wie den Lilien, wie den Nelken, so ganz ohne den Geheimrat, der ja auch mal vielleicht schnell Verblühtes zupfte? Ach, aber gut, die Zitronenbä­umchen in Palermo waren halt auch ziemlich reizvoll.

So ist es also seit eh und je, ein Gärtner, der reist, hat ein Problem. Er kann die Lieben nicht mitnehmen so wie der Familienva­ter die Seinen, wobei der vielleicht auch froh wäre, wenn er die Kinder mal für drei Wochen im Garten lassen könnte. Esst Beeren, Kinder, trinkt Wasser aus dem Brunnen, habt’s recht schön. Geht natürlich nicht. Und andersheru­m:

Mit der Rose im Pott durch Skandinavi­en reisen, ist auch keine Lösung!

Was also tun? Die Nachbarn fragen, die Freunde? Schwierig. Man bürdet ihnen neben Arbeit eine große Verantwort­ung auf. Da mag sich der Ersatzgärt­ner noch so gut kümmern, die Hortensie lässt schnell den Kopf hängen… „Ooh, die Mozart-Rose ist ja ganz verlaust“, „Den Kampf gegen die Schnecken konntet ihr nicht gewinnen“, „Ääh, ach so, der Rasen ist über Nacht ganz braun geworden“, solche Kommentare verbieten sich daher auch nach der Rückkehr. Der Gärtner, der reist, muss den Verlust klaglos hinnehmen. Am besten aber kalkuliert er ihn schon ein: Survival of the Fittest, über den Sommer sollte man seinen Garten auch ruhig mal der Prüfung aussetzen und sich selbst überlassen. Wer schafft’s, wer nicht? Frei werdende Stellen dann vorausscha­uend mit Gewinnern bepflanzen!

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