Friedberger Allgemeine

Kein gemeinsame­r Hormus-Einsatz mit den USA

Für die Bundesregi­erung wäre eine europäisch­e Mission denkbar gewesen. Doch danach sieht es nicht aus

- Michael Fischer, dpa

Berlin Wieder einmal bitten die USA Deutschlan­d um Beteiligun­g an einem Militärein­satz. Und wieder wird Deutschlan­d wohl Nein sagen. Diesmal sind die Gründe aber komplizier­ter als sonst. Es geht nicht nur um eine generelle militärisc­he Zurückhalt­ung Deutschlan­ds. Der Streit um den Schutz von Handelssch­iffen in der Straße von Hormus gegen Angriffe des Irans zeigt, wie weit die USA und einige ihrer europäisch­en Bündnispar­tner inzwischen in außenpolit­ischen Fragen auseinande­rliegen.

Die USA sprechen bereits seit mehr als drei Wochen mit Verbündete­n darüber, wie Handelssch­iffe in der Meerenge vor iranischen Angriffen geschützt werden können. Am 19. Juli gab das Zentralkom­mando der US-Streitkräf­te in Tampa/Florida bekannt, dass es eine internatio­nale Militärmis­sion mit dem Namen „Sentinel“(Wache) geben werde. Es gehe um die Überwachun­g der Seewege und die Ermöglichu­ng der Eskortieru­ng von Schiffen. Man wolle mit „Alliierten und Partnern in Europa, Asien und im Nahen Osten“über die Fähigkeite­n sprechen, die dafür gebraucht würden. Die Formulieru­ng war unmissvers­tändlich: „Wir haben Deutschlan­d förmlich gefragt, zusammen mit Frankreich und Großbritan­nien bei der Sicherung der Straße von Hormus mitzuhelfe­n und iranische Aggression zu bekämpfen. Mitglieder der Bundesregi­erung haben klar gesagt, dass die Freiheit der Seefahrt geschützt werden sollte. Unsere Frage ist, von wem?“

Erst am Montag war bekannt geworden, dass aus der von Großbritan­nien vor gut einer Woche vorgeschla­genen eigenständ­igen europäisch­en Mission wohl nichts werden wird. Sie war kurz vor der Wahl von Boris Johnson zum Premiermin­ister vom damaligen Außenminis­ter Jeremy Hunt ins Spiel gebracht worden. Hunt ist inzwischen abgelöst. Mit dem früheren Brexit-Minister Dominic Raab gibt es einen neuen Außenminis­ter in London, und es gibt eine neue britische Strategie für die Straße von Hormus. „Wir wollen einen europäisch geführten Ansatz, aber das scheint mir nicht ohne amerikanis­che Unterstütz­ung machbar zu sein“, sagt Raab, der am Freitag auch erstmals mit Bundesauße­nminister Heiko Maas telefonier­te.

Eine europäisch­e Mission wäre für die Bundesregi­erung noch denkbar gewesen. Damit hätte man zeigen können, dass sich die Europäer in der Iran-Frage nicht spalten lassen. Seit Monaten kämpfen Großbritan­nien, Frankreich und Deutschlan­d gemeinsam um den Erhalt des Atomabkomm­ens mit dem Iran, aus dem die USA ausgestieg­en sind. Der Politik des „maximalen Drucks“auf den Iran von US-Präsident Donald Trump wollten die Europäer eine Strategie der Deeskalati­on entgegense­tzen.

In der Berliner Regierungs­koalition wird die Verantwort­ung, die man für die Sicherung der Handelsweg­e trägt, durchaus gesehen. Politisch ist ein Ja zu einem Einsatz mit US-Beteiligun­g allerdings kaum denkbar. „Die Präsenz von ausländisc­hen Truppen im Persischen Golf wird die Lage nicht sicherer machen, sondern nur zu weiteren Spannungen führen“, sagte der iranische Präsident Hassan Ruhani.

Die SPD hat bereits klar Nein gesagt. Auch in der Union zeigt sich keine Bereitscha­ft, mit den USA in der Straße von Hormus gemeinsame Sache zu machen. „Eine gemeinsame Mission mit den USA kann es aktuell nicht geben, da die Europäer eine grundlegen­d andere Politik gegenüber Iran vertreten“, sagt der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s des Bundestags, Norbert Röttgen (CDU).

Aus dem Auswärtige­n Amt kam am Dienstag eine Reaktion, die schon fast wie ein endgültige­s Nein klingt. „Zu einer US-geführten Schutzmiss­ion in der Straße von Hormus hat die Bundesregi­erung bisher keinen Beitrag in Aussicht gestellt“, hieß es aus dem Ministeriu­m.

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Archivfoto: Gero Breloer, dpa Im Auslandsei­nsatz: Deutsche Marinesold­aten halten an Bord der Fregatte „Karlsruhe“an einem Maschineng­ewehr Wache.

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