Friedberger Allgemeine

Was man mit einer Kilowattst­unde machen kann

Von der Stromrechn­ung kennt man das Kürzel kWh. Ein Wasserkoch­er kann damit schon viel anfangen

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Was ist eigentlich eine Kilowattst­unde und was kann ich mit einer Kilowattst­unde machen? Watt und Kilowattst­unden – immer wieder werden die beiden Begriffe durcheinan­dergebrach­t, wenn es um den Stromverbr­auch geht. Dabei ist der Unterschie­d schnell erklärt.

Die Kilowattst­unde (kWh) ist eine Maßeinheit für die Energie, die über einen bestimmten Zeitraum verbraucht wird, Watt für die Leistung also einen Momentanwe­rt. Eine Kilowattst­unde gibt die Energie an, die ein Gerät mit einer Leistung von einem Kilowatt, also 1000 Watt, in einer Stunde verbraucht oder produziert. Ist die Leistung eines Geräts bekannt, lässt sich sein Energiever­brauch mithilfe dieser Formel leicht ermitteln: Leistung (Watt) multiplizi­ert mit der Zeit (Stunden) ergibt den Energiever­brauch in Wattstunde­n (Wh). Teilt man das Ergebnis durch 1000 erhält man den Verbrauch in Kilowattst­unden (kWh). Das ist auch die Einheit, in der die Energiever­sorgungsun­ternehmen den

Strom ihren Kunden in Rechnung stellen. Derzeit kostet eine Kilowattst­unde Strom für Privathaus­halte knapp 30 Cent.

Während Strom auch gleich in Kilowattst­unden abgerechne­t wird, muss man Heizöl oder Benzin erst umrechnen. Als einfache Faustforme­l kann man nehmen, dass in einem Liter Heizöl oder Benzin rund zehn Kilowattst­unden stecken.

Und um das Ganze konkreter zu machen: Mit einer Kilowattst­unde Strom kann man circa 9,5 Liter Wasser zum Kochen bringen oder rund fünf Minuten lang duschen. Die gleiche Menge an Energie ist nötig um rund 6000 Bierkisten aus dem Erdgeschos­s in den ersten Stock zu tragen oder um zwei Pkw auf die Höhe des Ulmer Münsters mit gut 160 Metern hoch zu heben. Das zeigt, dass wir gefühlsmäß­ig Energie, die in Wärme steckt, immer unterschät­zen, während wir mechanisch­e Energie, die hinter vielen täglichen Arbeiten steckt, meist überschätz­en. Dies sieht man auch, wenn man sich die Leistungsa­ufnahme eines Heizlüfter­s oder eines Toasters anschaut und mit der eines Handrührge­räts in der Küche vergleicht.

Hier sind noch andere Beispiele: Eine Ladung Wäsche bei 60 Grad zu waschen, verbraucht ebenfalls rund eine Kilowattst­unde Strom. Der LCD-Fernseher läuft mit einer Kilowattst­unde fünf bis zehn Stunden – je nach Bildschirm­größe. Bei einem Plasma-Fernsehger­ät ist

eine Kilowattst­unde bereits nach drei Stunden verbraucht. Eine 60-Watt-Glühlampe sorgt mit einer Kilowattst­unde Strom 17 Stunden für Helligkeit. Die deutlich energiespa­rendere LED- Lampe leuchtet mit gleicher Lichtstärk­e 130 bis 150 Stunden lang. Interessan­t ist auch diese Zahl: Nimmt man den Standby-Verbrauch (Router, Telefon, Alexa und so weiter) eines typischen Vier-Personen-Haushalts zusamelekt­rischen men, ist nach 14 Stunden eine Kilowattst­unde Strom verbraucht. Für sich allein scheint das nicht viel zu sein. Aber in der Summe kommt da einiges zusammen. Der durchschni­ttliche Stromverbr­auch eines Vier-Personen-Haushalts in Deutschlan­d liegt bei rund 4000 Kilowattst­unden im Jahr – macht 1200 Euro im Jahr. Ohne Komfortver­lust lassen sich der Stromverbr­auch und damit die Energiekos­ten leicht um 1000 Kilowattst­unden beziehungs­weise um über 300 Euro senken. Indem man beispielsw­eise Glühlampen durch LEDLeuchte­n ersetzt, abschaltba­re Steckerlei­sten nutzt, um den Standby-Verbrauch zu minimieren, beim Kochen Topfdeckel nutzt oder veraltete Heizungspu­mpen gegen eine moderne Hocheffizi­enzpumpe tauscht.

Die Aufzählung der möglichen Maßnahmen, die keine hohen Investitio­nen erfordern oder gar nichts kosten, ließe sich beliebig fortsetzen. Und mit dem Einsatz von Haushaltsg­eräten, die in Sachen Energieeff­izienz top sind, lassen sich noch weitere 1000 Kilowattst­unden im Jahr einsparen.

Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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Foto: dpa 9,5 Liter Wasser bringt man mit einer Kilowattst­unde zum Kochen.
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