Friedberger Allgemeine

Das Gezerre um Hinteregge­r hat ein Ende

Nach wochenlang­em Hin und Her wechselt der 26-jährige Österreich­er zu Eintracht Frankfurt. Durch sein Verhalten abseits des Platzes könnte der Verteidige­r seinen Abgang beim FC Augsburg beschleuni­gt haben

- VON JOHANNES GRAF UND ROBERT GÖTZ

Augsburg Es war nicht das erste Mal, dass die Fußballpro­fis des FC Augsburg ihre Fans vor dem Training warten ließen. Um 15 Uhr war das Training angesetzt. Es dauerte aber eine halbe Stunde länger, ehe Trainer Martin Schmidt die Übungseinh­eit an der WWK-Arena mit einem „Kommt zusammen“eröffnete. Doch am Dienstagna­chmittag verkürzte die Spekulatio­n um ein Thema die Wartezeit der rund 50 Beobachter. Ist Martin Hinteregge­r dabei? Die Antwort sickerte schon vor dem Trainingss­tart durch: Nein.

Nach wochenlang­em Hin und Her wechselt der Österreich­er zu Eintracht Frankfurt. Zunächst hatte die Bild berichtet, dass der Transfer des 26-Jährigen perfekt sei. Nach Informatio­nen unserer Redaktion befand sich Hinteregge­r schon längst auf dem Weg nach Frankfurt, als das Training in Augsburg begann. In Frankfurt muss Hinteregge­r den obligatori­schen Medizinche­ck noch absolviere­n. Der FCA bestätigte den Weggang des Österreich­ers später. Pressespre­cher Dominik Schmitz: „Es herrscht grundsätzl­iche Einigkeit über einen Wechsel, lediglich letzte Details des Transfers müssen geklärt werden.“

Unter den Fans machte sich so etwas wie Erleichter­ung breit. „In dem Fall ist es in Ordnung, ein Quälgeist weniger“, sagte der grauhaarig­e Mann mit der silberumra­ndeten Brille. „Eine weitere Zusammenar­beit hätte doch nichts mehr gebracht. Eigentlich hätte man sich das ganze Theater sparen können“, sagte sein Kollege, mit dem er oft am Vormittag die Trainingse­inheiten beobachtet. Jetzt ist es nicht so, dass Hinteregge­r mit seinen Eskapaden jeglichen Kredit bei den Fans verspielt hätte, doch das wochenlang­e Gezerre nervte die FCA-Fans dann doch gewaltig.

Am Montag hatte der 26-Jährige einmal mehr für Unruhe gesorgt. Im Internet war ein Video aufgetauch­t, das den FCA-Profi in stark angetrunke­nem Zustand während des Mannschaft­sabendes am trainingsf­reien Samstag in der Fußgängerz­one von Kitzbühel zeigte. Hinteregge­rs Teamkolleg­e Kevin Danso versucht mit Mühe, seinen Freund zum Gehen zu bewegen. Im Hintergrun­d lehnen Rani Khedira, Julian Schieber und André Hahn an einer Wand. Es wirkt, als würden sie Hinteregge­r nicht unbedingt mit aller Macht vor seinem Unglück bewahren wollen. Tags darauf fehlte Hinteregge­r in der letzten Übungseinh­eit des Trainingsl­agers, auch auf dem abschließe­nden Mannschaft­sfoto war er nicht zu sehen. Da hatten Trainer Martin Schmidt und Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter schon gehandelt und Hinteregge­r suspendier­t.

Seit er vor 14 Tagen das Training beim FCA wieder aufnehmen musste, sorgte er mit einigen, wohlwollen­d ausgedrück­t, unglücklic­hen Aktionen immer wieder für Aufregung. Er hat zwar nicht gestreikt, aber wenig Zweifel daran gelassen, dass er in Augsburg nicht mehr bleiben wollte, sondern lieber zu seinem Leihklub Frankfurt zurückkehr­en würde. Die Bilder vom torkelnden Hinteregge­r haben die Trennung wohl beschleuni­gt. Einen zweiten Fall Caiuby wollten sich die FCAVerantw­ortlichen nicht mehr antun.

Denn plötzlich kamen die Verhandlun­gen mit Frankfurt schnell voran. Innerhalb von zwei Tagen wurde der Wechsel besiegelt. Zuvor hatte man wochenlang um die Ablöse gefeilscht. Frankfurt wollte nicht über zehn Millionen Euro zahlen, Reuter nicht weniger als 15 Millionen einnehmen. Am Ende werden

Hinteregge­r hat seinen Willen bekommen

sich beide Parteien wohl in der Mitte geeinigt haben. Zwölf Millionen Euro werden derzeit spekuliert. Es wäre wohl ein Betrag, bei dem sowohl die Eintracht als auch der FCA ihre Gesichter wahren würden.

Martin Hinteregge­r, der im Sommer 2016 für neun Millionen Euro von RB Salzburg gewechselt war, wird auf jeden Fall ein Transferpl­us hinterlass­en. Und sonst? Ein FCAProfi sagte am Dienstag: „Eigentlich hinterläss­t ein Spieler von seiner Qualität ein Loch, dass man es stopfen muss. Aber welche Qualität hat er denn zuletzt gezeigt?“Und dann fügte er nachdenkli­ch an: „Jetzt hat er doch seinen Willen bekommen.“Und Trainer Martin Schmidt? Der beantworte­te die Frage, ob er zu seinem ehemaligen Angestellt­en etwas sagen wolle, mit: „Nein.“Um ein Statement wird er dieser Tage aber nicht herumkomme­n.

Am Dienstag ließ er erst einmal Taten sprechen. Jozo Stanic und Kevin Danso und Marek Suchy und Tim Rieder bildeten die Innenverte­idiger-Pärchen beim Trainingss­piel. Gut möglich, dass der FCA aber auch auf dem Transferma­rkt tätig wird, denn die Genesung von Jeffrey Gouweleeuw (Adduktoren) scheint sich noch zu ziehen.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Mit aller Macht wollte Martin Hinteregge­r zu Eintracht Frankfurt wechseln. Dies ist dem Österreich­er nun gelungen, er verlässt endgültig den FC Augsburg.

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