Trotz Kantersieg: Ärger beim FC Bayern
Die Münchner deklassieren Fenerbahce mit 6:1. Trainer Kovac rudert nach Rummenigge-Kritik zurück
München Weil beim FC Bayern alles mindestens eine Nummer größer als bei der Konkurrenz ist, kommt auch das alle zwei Jahre ausgetragene Vorbereitungsturnier bombastisch daher: Der Audi-Cup wird nach Veranstalter-Auskunft in 200 Länder live übertragen. Umso glücklicher dürfte die Bayern-Bosse eigentlich das 6:1 gegen Fenerbahce Istanbul stimmen. Mit dem Sieg trifft die Mannschaft von Niko Kovac im Finale am Mittwoch (20.30 Uhr, auf Tottenham Hotspur. Die Engländer hatten ihr Spiel gegen das in Bestbesetzung angetretene Real Madrid mit 1:0 gewonnen.
Dass es zwischen Kovac und Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge aber weiterhin knirscht, belegten Aussagen des Vorstandsvorsitzenden kurz vor Spielbeginn im ZDF. Ihm hatte missfallen, dass sich Kovac zuversichtlich bezüglich eines Transfers von Leroy Sané gezeigt hatte: Er sei optimistisch, dass der Nationalspieler bald in München spiele. Die Replik Rummenigges ließ nicht lange auf sich warten: „Mir haben seine Aussagen nicht gefallen. Wir haben ein gutes Verhältnis zu Manchester City und Sané steht dort unter Vertrag. Weder optimistische noch pessimistische Äußerungen helfen uns da.“Es war die nächste Runde in diesem Machtkampf – in dem Kovac noch am Abend zurückruderte. „Ich bin vielleicht zu offensiv gewesen. Ich habe auch schon mit Pep gesprochen, mich entschuldigt“, sagte er. Er wolle sich künftig zurückhalten.
Zurück zum Spiel: Auch wenn die Türken, die mit dem gebürtigen Münchner Mehmet Ekici und dem ehemaligen Werder-Kapitän Max Kruse aufgelaufen waren, sportlich klar unterlegen waren, hatten deren Fans zumindest zu Beginn des Spiels die Nase vorne. Die Stimmung in der Münchner Arena glich nach Anpfiff der eines Heimspiels für Fenerbahce. Tausende Türken hatten sich Karten für das Spiel gekauft, überall waren die Fans in den gelb-blauen Trikots zu sehen und vor allem: zu hören. In den ersten Minuten wurde jeder Ballkontakt der Münchner mit gellenden Pfiffen bedacht. Tatsächlich kam Bayern etwas mühsam in die Partie, leistete sich einige Abspielfehler. Der erste Schuss ging tatsächlich aufs Konto von Fenerbahce – Garry Rodriges verzog aber aus wenigen Metern (5.). Wenig später hatte sich der FCB akklimatisiert: Kingsley Coman gab nach der Eingewöhnungsphase den ersten Torschuss für die Münchner ab (17.). Drei Minuten später folgte eine Schrecksekunde für die Bayern: Der auf dem Flügel derzeit konkurrenzlose Serge Gnabry musste angeschlagen raus, für ihn kam Müller.
Einer, dessen Zeit bei den Bayern schon abgelaufen schien, markierte die Führung für die Münchner: Renato Sanches traf nach einem Querpass von Lewandowski zum 1:0 (22.). Als Leon Goretzka sechs Minuten später zum 2:0 erhöhte, verlief das Spiel endgültig in die von den Münchnern gewünschte Bahn. Auch die Fans von „Fener“gaben sich spätestens nach diesem Treffer deutlich zurückhaltender. Für Bayern lief alles wie am Schnürchen: Ein dilettantischer Ballverlust von Nabil Dirar auf Höhe des Elfmeterpunktes läutete das 3:0 ein – Thomas Müller hatte schnell geschaltet und schob ein (32.). Coman besorgte kurz vor der Pause noch das 4:0, Müller traf per Elfmeter sogar zum 5:0 (44.). Nach der Pause erzielte Müller kurios sogar noch das 6:0 (58.). Zur Freude der türkischen Fans kam Istanbul durch den Ex-Bremer Max Kruse zum Ehrentreffer (64.).
Tore 1:0 Sanches (22.), 2:0 Goretzka (28.), 3:0, 5:0, 6:0 Müller (31., 44./FE, 58.), 4:0 Coman (40.), 6:1 Kruse (64.)