Jahr eins nach Nagelsmann
Nach dem Wechsel des Trainers zu Leipzig sucht die TSG Hoffenheim ein neues Gesicht
Was ist sportlich drin, nach dem Weggang von Nagelsmann?
Gleich drei Stammspieler verabschiedeten sich im Sommer aus dem Kraichgau. Diesen Verlust muss der neue Trainer Alfred Schreuder und der Kader erst mal kompensieren. Für Joelinton, Demirbay und Schulz erlöste der Klub über 100 Millionen Euro. Florian Grillitsch sprach im Trainingslager in Österreich vom Europapokal als Ziel. Die Ansprüche sind gewachsen in den vergangenen zwei Spielzeiten mit internationalen Fußball. Eine Top-sechs-Platzierung ist nur machbar, wenn Leistungsträger wie Belfodil, Kramaric, Vogt oder Hübner vom Verletzungspech verschont bleiben.
Die TSG Hoffenheim war in den vergangenen drei Jahren die TSG Nagelsmann. Wer ist denn künftig das Gesicht des Vereins?
Der neue Cheftrainer Alfred Schreuder ist ein anderer Typ. „Jeder, der versuchen würde, wie Julian Nagelsmann zu sein, würde krachend scheitern. Aber ich glaube, gerade dann tut es gut, etwas anderes zu haben“, sagt Alexander Rosen, der Sportdirektor. Schreuder ist nicht wie sein Vorgänger, der zu allem seine Meinung kundtat: ob Silvester-Feuerwerk, Bio-Wurst oder alkoholisierte Amateur-Fußballer. „Wahrscheinlich gibt es die eine oder andere Story weniger über einen verrückten Anzug, über eine Fliege oder einen roten Mantel“, sagt Rosen. Den 40-Jährigen drängt es auch nicht unbedingt in die mediale Hauptrolle: „Es wird für mich in diesem Geschäft zu viel erzählt, ohne dass etwas gesagt wird. Das ist in England, Spanien oder Italien ganz anders, da spricht nie ein Sportdirektor nach dem Spiel zu den Medien. Das ist vielleicht nicht das beste Marketing für mich, aber ich bin sehr zufrieden in dieser Rolle“.
Wird Hoffenheim wieder eine graue Bundesliga-Maus?
Hoffenheim und graue Maus in einem Satz? So etwas verhagelt Alexander Rosen in seinem siebten Jahr als Bundesliga-Manager gewaltig die Laune. Schreuder weiß, dass sich die Sinsheimer Arena nur mit attraktivem Offensiv-Fußball füllen lässt. „Wir wollen einen Fußball spielen, den das Publikum liebt“, sagt Schreuder.
Baut die TSG Hoffenheim mit ihrem Transferplus von 80 Millionen Euro als nächstes einen Geldspeicher?
Ein Plätzchen dafür ließe sich auf dem Vereinsgelände sich bestimmt finden. Dennoch: Rund 15 Millionen Euro benötigt der Verein jährlich, um eine schwarze Null zu schreiben. Der Verein wird, anders als Fußball-Deutschland denkt, nicht mit Unsummen vom Hauptsponsor alimentiert.
Wer wird der nächste Multi-Millionen-Mann beim Kraichgauklub?
Von den Eigengewächsen ist das am ehesten Dennis Geiger zuzutrauen. Der 21-Jährige verpasste verletzt viele Spiele, das schmerzte nicht nur Nagelsmann. „Seine Aggressivität hat uns gefehlt“, sagt Torwart Oliver Baumann über Geiger. Von den Neuzugängen ist dem schnellen Ihlas Bebou viel zuzutrauen. Auch der dänische Torschützenkönig Robert Skov könnte seinen Marktwert wie viele andere zuvor erhöhen.
Mit dem neuen Trainer und starken Neuzugängen schaffen es die Kraichgauer Nagelsmann vergessen zu machen. Schreuder landet mit der TSG auf dem fünften Platz.
Skov (FC Kopenhagen/10 Millionen Euro), Bebou (Hannover 96/8,5 Millionen), Adamyan (Jahn Regensburg/1,5 Millionen), Pentke (Jahn Regensburg/ablösefrei), Stafylidis (FC Augsburg/ablösefrei), Grifo (SC Freiburg/Leihende), Zuber (VfB Stuttgart/Leihende), Akpoguma (Hannover 96/Leihende), Nordtveit (FC Fulham/Leihende), Zulj (U. Berlin/Leihende), Ochs (Aalborg/Leihende), Hoogma (St. Pauli/ Leihende)
Joelinton (Newcastle U./44 Millionen), Demirbay (B. Leverkusen/32 Millionen), Schulz (B. Dortmund/25,5 Millionen), Colak (Rijeka/850 000), Hack (1. FC Nürnberg/500000), Kobel (VfB Stuttgart/ Leihe), Otto (1. FC Heidenheim/Leihe), Pires (Fortaleza/Leihe), Nelson(FC Arsenal/ Leihende) Endstand 2019/20