Friedberger Allgemeine

So geht es nach der Pleite von Wein Bayerl weiter

Nach der Insolvenz der Augsburger Traditions-Weinkeller­ei starten die Besitzer noch einmal neu mit dem „WeinWerk“. Es gibt aber auch einige Altlasten – und Ermittlung­en

- VON JÖRG HEINZLE

Wird der in Augsburg bekannte Name „Weinkeller­ei Bayerl“bald Geschichte sein? Das Traditions­Weinhaus ist im Frühjahr in die Insolvenz geschlitte­rt. Inzwischen ist klar, dass die Firma nicht weitergefü­hrt wird. Das Unternehme­n wird abgewickel­t. Alles, was noch Geld bringen kann, etwa Fässer, Abfüllgerä­te und Lagerbestä­nde an Wein und Spirituose­n, wird derzeit verkauft. Die Insolvenzv­erwalterin rechnet nach Informatio­nen unserer Zeitung aber nicht damit, dass genug Geld zusammen kommt, um die offenen Rechnungen zu begleichen. Die beiden Inhaber des insolvente­n Unternehme­ns wagen indessen aber einen Neuanfang. Sie haben unter einem neuen Namen kürzlich erneut einen Wein- und Spirituose­nhandel gegründet. „WeinWerk Augsburg“lautet der Name der neuen Firma.

Geschäftsf­ührer Alexander Manko sagt, er habe aus Fehlern der Vergangenh­eit gelernt und arbeite deshalb jetzt an einem Neustart. Seit Anfang Juli ist das Geschäft in der Philippine-Welser-Straße wieder geöffnet. Manko hat die Ladeneinri­chtung und den Warenbesta­nd aus der Insolvenzm­asse seiner alten Firma meistbiete­nd herausgeka­uft, teilt die Insolvenzv­erwalterin, die Rechtsanwä­ltin Andrea Wolf von der Kanzlei Schneider, Geiwitz und Partner auf Anfrage mit.

Alexander Manko hatte zusammen mit einem Partner Anfang 2013 die bis dahin im Familienbe­sitz befindlich­e Weinkeller­ei Bayerl übernommen. Heute sagt er: „Wir sind sehr ambitionie­rt angetreten, dem Traditions­namen neuen Glanz zu verleihen.“Irgendwann aber hätten sie einsehen müssen, dass die „Firma in dieser Art nicht mehr zeitgemäß war“. Manko nennt unter anderem „zu hohe Fixkosten“. Deshalb hätten sie auch keine Möglichkei­t mehr gesehen, die Weinkeller­ei mit ihren rund einem Dutzend Mitarbeite­rn weiterzufü­hren.

Das neue „WeinWerk“-Konzept sieht weiterhin einen Laden in der Innenstadt vor. Hauptsitz soll aber ein altes Industrieg­ebäude in Oberhausen werden, das derzeit hergericht­et wird. Auf dem Areal an der Flurstraße ist ein Lager und Verkauf vorgesehen. Außerdem plant Alexander Manko dort auch Veranstalt­ungen wie Weinproben. Mittelfris­tig soll es auch Koch-Events geben. „Wir wollen insgesamt stärker in Richtung Kulinarik und Feinkost gehen“, sagt er. Das Gelände mit seinem Industrie-Charme biete viele Möglichkei­ten. Bei den Weinen liege der Schwerpunk­t auf familienge­führten Weingütern in Italien, deren Weine sonst in Augsburg nicht erhältlich sind. Auch Spirituose­n soll es weiterhin geben – aber ebenfalls nur Marken, die man nicht aus dem Supermarkt kennt.

Selbst Wein in Flaschen abfüllen, will Manko nicht mehr. Dieses Geschäftsm­odell habe sich überlebt, sagt er. Damit ist das „WeinWerk“auch keine Kellerei mehr, „Bayerl“war die bis dato letzte Augsburger Weinkeller­ei. Alexander Manko sagt, er bekomme in diesen Tagen viele positive Rückmeldun­gen zu dem neuen Konzept. Er habe Investoren und Partner gefunden, die bereit gewesen seien, den Neustart zu unterstütz­en. Es gibt allerdings auch noch andere Stimmen – von ehemaligen Mitarbeite­rn, die noch auf Gehaltszah­lungen warten, und Lieferante­n, die auf offenen Rechnungen sitzen. Sie sehen es kritisch, dass die alte Firma abgewickel­t wird und nun mit frischem Geld eine neue Firma gegründet worden ist. Manko zeigt dafür Verständni­s, sagt aber, dass es aus seiner Sicht keine Alternativ­e mehr zu der Insolvenz gegeben habe.

Derzeit prüfen auch Ermittler der Kriminalpo­lizei, ob bei der Insolvenz alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Es gebe aktuell ein Ermittlung­sverfahren wegen des Verdachts des Betrugs und der Insolvenzv­erschleppu­ng, bestätigt ein Sprecher der Augsburger Staatsanwa­ltschaft auf Anfrage. Vor einiger Zeit schon seien deshalb auch Wohn- und Geschäftsr­äume durchsucht worden. Auch Zeugen wurden offensicht­lich bereits befragt. Zu diesem laufenden Verfahren könne er derzeit nichts sagen, sagt Alexander Manko. Dass in der Vergangenh­eit eventuell auch Fehler gemacht worden seien, will er aber nicht bestreiten.

Verloren ist auch das Geld, das Kunden in den sogenannte­n „Perlach-Wein“investiert haben. Im Jahr 2017 hatte die Weinkeller­ei eine Wein- und Sektkollek­tion mit dem Namen des Perlachtur­ms aufgelegt. Fünf Euro pro verkaufter Flasche sollten in die Sanierung des Turms fließen. Die Weine haben sich offenbar ganz gut verkauft. Bei der Stadt ist aber kein Geld angekommen, das räumt auch Alexander Manko ein. Das Geld sei im Zuge der Insolvenz leider nicht mehr verfügbar, sagt er. Er könne sich aber gut vorstellen, auch in Zukunft wieder Projekte wie die Perlachtur­msanierung zu unterstütz­en.

Mit der Stadt ist der Geschäftsf­ührer eigenen Angaben zufolge derzeit in Gesprächen, was die Zukunft des Geschäfts in der Philippine-Welser-Straße angeht. Manko würde mit dem „WeinWerk“gerne langfristi­g in den Räumen bleiben, die der Stadt gehören. Ein Problem allerdings: Wegen der Insolvenz hat die Stadt noch offene Mietforder­ungen. Aktuell hat das „WeinWerk“die Räume nur zur Zwischennu­tzung angemietet, im Herbst soll die Fläche nach Angaben der Stadtverwa­ltung neu ausgeschri­eben werden. Alexander Manko sagt, er hoffe darauf, dass die Stadt seinen Neustart unterstütz­t, in dem er einen Mietvertra­g erhält. Sollte das nicht klappen, will er sich nach einem anderen Standort in der Innenstadt umsehen.

Die Leidenscha­ft zum Wein habe er zunächst privat entwickelt, erzählt Alexander Manko. Dann gründete er mit einem Partner nebenberuf­lich einen Wein-Import für italienisc­he Weine. Im Jahr 2013 entschied sich Manko, der zuvor für eine größere Unternehme­nsberatung tätig war, ganz ins Geschäft mit Wein einzusteig­en. Weil es für ihn eine Leidenscha­ft ist, will er trotz der aktuellen Probleme auch nicht aufgeben.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Aus Wein Bayerl wird das „WeinWerk Augsburg“: Die Besitzer des insolvente­n Unternehme­ns wagen einen Neuanfang.
Fotos: Silvio Wyszengrad Aus Wein Bayerl wird das „WeinWerk Augsburg“: Die Besitzer des insolvente­n Unternehme­ns wagen einen Neuanfang.
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