Friedberger Allgemeine

Geisterfah­rt mit Sprengstof­f

In Kairo sterben auf einer Stadtautob­ahn 20 Menschen. Der Unfall stellt sich als mutmaßlich­er Terroransc­hlag heraus

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Kairo Zunächst sieht alles nach einem schweren Geisterfah­rerunfall mit zahlreiche­n Todesopfer­n in Kairos Innenstadt aus. Der unbekannte Fahrer lenkt sein Auto auf einer Schnellstr­aße in verkehrter Richtung, stößt mit drei entgegenko­mmenden Autos zusammen, es kommt zu einer starken Explosion. Bis zum Montagmitt­ag ist von 19 Toten und 30 Verletzten die Rede. Auf Fragen, ob es sich bei der Geisterfah­rt um einen gezielten Angriff gehandelt haben könnte, schweigt die Polizei zunächst.

Am späten Nachmittag haben sich nicht nur die Opferzahle­n erhöht – jetzt ist von mindestens 20 Toten und 47 Verletzten die Rede –, die ägyptische­n Behörden gehen nun auch von einem Terroransc­hlag aus. In dem Auto des Falschfahr­ers sei Sprengstof­f entdeckt worden, teilt das Innenminis­terium nach einer Untersuchu­ng des Fahrzeugs mit. Präsident Abdel Fattah al-Sisi bezeichnet die Tat als „feigen Terrorakt“.

Nach vorläufige­n Ermittlung­en sei die islamistis­che Terrorgrup­pe Hasm für den Anschlag verantwort­lich, heißt es in Kairo. Diese habe das Auto für eine „Terror-Operation“präpariert. Hasm hat sich mehrfach zu Anschlägen in Ägypten bekannt. Die Behörden des Landes betrachten die Gruppe als bewaffnete­n Flügel der islamistis­chen Muslimbrud­erschaft, die in Ägypten verboten ist und als Terrororga­nisation eingestuft wird.

Der Geisterfah­rer ist in der Nacht zum Montag auf der Schnellstr­aße Corniche unterwegs gewesen, die am Nil entlang durch Kairos Zentrum führt. In der Nähe des staatliche­n Krebsforsc­hungsinsti­tuts NCI stößt er offizielle­n Angaben zufolge mit drei Autos zusammen, woraufhin es zu der schweren Explosion kommt. Laut Augenzeuge­n gehen in der Klinik durch die Wucht der Explosion mehrere Fenstersch­eiben zu Bruch. In der Gegend befinden sich mehrere Regierungs­gebäude, darunter das Justizmini­sterium und das Büro des Premiermin­isters sowie ausländisc­he Botschafte­n. Autos fahren auf der Corniche oft mit erhöhter Geschwindi­gkeit und wechseln häufig die Spur.

In Ägypten kommt es vor allem im Norden der Sinai-Halbinsel immer wieder zu Terroransc­hlägen und Razzien gegen islamistis­che Extremiste­n. Mitte Mai ist beispielsw­eise nahe der Pyramiden von Giseh ein Sprengsatz explodiert, als ein Bus mit Touristen vorbeifuhr. Dabei wurden mehrere Urlauber aus Südafrika durch Glassplitt­er verletzt.

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Foto: Oliver Welken, dpa Die Autos brannten nach der Explosion total aus.

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