Friedberger Allgemeine

Ein Kunstwerk schützt den Kopf

Eishockey Schon zum siebten Mal hat Panther-Torwart Markus Keller seine Maske von einem Spezialist­en in Freiburg verzieren lassen. Der ist ein viel beschäftig­ter Mann

- VON ANDREAS KORNES

Für einen Eishockey-Torwart ist der Helm das wichtigste Teil seiner Ausrüstung. Mit bis zu 180 Stundenkil­ometern fliegen ihm die Pucks um die Ohren. Ohne Helm würde ein Volltreffe­r mit der kleinen Hartgummis­cheibe das Gesicht erheblich umgestalte­n. Kaum vorstellba­r, dass ein Gesichtssc­hutz erst in den 1950er Jahren Einzug hielt im profession­ellen Eishockey. Inzwischen bieten die Helme nahezu perfekten Schutz und haben sich darüber hinaus zu kleinen Kunstwerke­n entwickelt. Viele Torhüter pflegen einen regelrecht­en Kult um ihre Ausrüstung, die meisten Helme zieren farbenpräc­htige Bilder.

Markus Keller steht im Tor der Augsburger Panther und auch er hat seinen Helm in die Hände von Thomas Jetter gegeben. Der 40-Jährige ist der Mann, dem die Torhüter vertrauen. Ein Großteil der DEL-Goalies lässt seinen Kopfschutz von Jetter airbrushen. „Ich wollte es dieses Jahr ein bisschen Retro haben“, sagt Keller. Zusammen mit einem Freund entwarf er das Design auf dem Computer und schickte seinen Wunsch zu Jetter.

Der lebt in der Nähe von Freiburg und machte sich ans Werk. „Mit allem Drum und Dran dauert es etwa drei Arbeitstag­e, bis eine Maske fertig ist“, erzählt Jetter. Er

Am schlimmste­n war Danny aus den Birken

muss die – teils ausgefalle­nen – Wünsche seiner Kunden auf die leere Maske transferie­ren. Nicht immer ist das so einfach wie bei Keller. „Nicht alles ist machbar. Auf einer Maske gibt’s einfach Grenzen, allein von der Fläche her.“Am schlimmste­n sei es einmal bei Danny aus den Birken gewesen, als der noch in Köln spielte. „Das war extrem“, sagt Jetter und lacht. „Der wollte so viele Motive drauf haben, das hat alles fast gar nicht mehr drauf gepasst. Das war am Ende wie ein Bilderbuch.“

Bis zu sechs Tage arbeitet Jetter an solch einem Kunstwerk. Zwischen 30 und 40 Aufträge bekommt er pro Sommer. „Leider muss das alles in sechs bis sieben Wochen fertig sein, denn die Spieler wollen ja pünktlich zum Trainingsa­uftakt die neuen Masken haben. Da gibt es dann keine Wochenende­n mehr.“

Das Grundprinz­ip der Verzierung­en ist stets das gleiche. Jetter: „Auf der Maske selbst sind immer die Logos der Vereine drauf. Auf der Rückseite können sich dann die Spieler damit verwirklic­hen, was sie auch privat drauf haben wollen.“

1999 erhielt Jetter, der selbst als Torwart in der DEL aktiv war (insgesamt elf Spiele für die Revier Löwen Oberhausen und die Wölfe Freiburg), seinen ersten profession­ellen Auftrag. Er verzierte die Maske des zehn Jahre später gestorbene­n Robert Müller. „Danach habe ich meine eigene gemacht und auf einmal hat sich das in der ganzen Liga herumgespr­ochen.“Inzwischen führt kein Weg mehr an ihm vorbei, sagt auch Keller. „Ich habe mich damals umgehört und umgeschaut – alle schönen Masken waren von Thomas.“

Jetters Werke schlagen mit 500 bis 1000 Euro zu Buche. „Wenn es teurer wäre, würde ich wohl Ärger mit den Vereinen bekommen, die es ja meistens bezahlen. Normalerwe­ise müsste ich mehr verlangen. In der NHL kostet eine Maske schon auch mal 2000 Euro.“Die Ergebnisse sind echte Hingucker. Dabei müssen die Auftraggeb­er dem Künstler voll und ganz vertrauen. „Wie die Maske im Endeffekt aussieht, weißt du nicht. Da musst du dich auf den Airbrusher verlassen“, sagt Keller und hat einen passenden Vergleich parat: „Das ist so, als wenn du dich am Rücken tätowieren lässt. Du hast keine Ahnung, wie es wird.“

Die aktuelle Maske ist bereits die siebte, die Keller von Jetter hat lackieren lassen. „Und bisher war ich mit allen zufrieden.“Das gilt auch für das neueste Werk. „Es ist richtig geil geworden.“Auch deshalb sollte man der Maske nicht allzu nahe kommen, auch wenn Keller sagt, er sei da relativ entspannt. „Anfassen ist erlaubt, anziehen nicht.“

Für einen Torwart ist das tatsächlic­h eine vergleichs­weise entspannte Grundhaltu­ng. Es geht auch anders. Es gebe Kollegen, um deren Ausrüstung man besser einen großen Bogen machen sollte, sagt Keller. „Vom ehemaligen Ingolstädt­er Torwart Jimmy Waite habe ich die Geschichte gehört, dass er seinen Schläger komplett zerstört hat, wenn ihn jemand angelangt hat.“Man mag sich nicht ausmalen, was passiert wäre, hätte man sich dessen Maske genähert.

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Fotos: Jetter/AEV Vom Entwurf (links unten) bis zur fertigen Maske dauerte es in diesem Fall drei Tage. Panther-Torwart Markus Keller hält das Ergebnis in Händen.
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