Friedberger Allgemeine

Hoch und Tiefs der deutschen Profis

Während Benjamin Hassan sein Achtelfina­lspiel angeschlag­en abschenken muss, zieht Julian Lenz souverän ins Viertelfin­ale ein – auch weil er sich mittlerwei­le an die neue Flugkurve der Bälle gewöhnt hat

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Nein, es war wohl wirklich keine gute Idee, am Mittwochna­chmittag im Regen die kurzen Tennis-Shorts zu tragen. Das musste sich der deutsche Jungprofi Benjamin Hassan einen Tag später eingestehe­n, als er gesundheit­lich angeschlag­en sein Achtelfina­l-Match gegen den Argentinie­r Facundo Mena zum Ende hin abschenken musste. „Ich habe mir was eingefange­n, hatte schon in der Nacht Schüttelfr­ost und habe kaum geschlafen“, berichtete Hassan nach seiner Dreisatz-Niederlage, bevor er erschöpft in einen Liegestuhl sank.

Im ersten Satz hatte er seine Kräfte noch bündeln können und sich erfolgreic­h gegen Mena und seine Müdigkeit gewehrt. Schließlic­h lag der Einzug ins Viertelfin­ale des ATP Challenger-Turniers Schwaben Open in greifbarer Nähe. Doch ab dem zweiten Satz war bei Benjamin Hassan die Luft raus. Seine zwei besten Waffen – zum einen kraftvolle Grundlinie­nschläge, zum anderen überrasche­nde Stoppbälle knapp übers Netz – stachen nicht mehr. Timing und Gefühl fehlten plötzlich völlig. „Ab dem zweiten Satz hatte ich überhaupt keine Kraft mehr“, gestand Hassan. Das bemerkte auch der Argentinie­r Facundo Mena, drehte den Spieß um und steuerte zielstrebi­g auf den Matchgewin­n zu, Es war nicht der Tag von Benjamin Hassan: Der deutsche Tennisprof­i verlor gesundheit­lich angeschlag­en sein Achtelfina­l-Match mit 6:4, 1:6, 0:6.

was sich für Hassan auf dem Tableau schließlic­h in einem enttäusche­nden 6:4, 1:6, 0:6 ablesen ließ.

Ein weiterer Deutscher war damit draußen – nachdem am Morgen mit Rudi Molleker ein weiterer der Turnierfav­oriten aufgrund einer Verletzung zurückgezo­gen hatte. Doch die zahlreiche­n Zuschauer in Augsburg nahmen es nicht übel, dass angekündig­te Stars wie Dustin Brown, Mats Moraing oder eben Molleker nicht antreten konnten. Schließlic­h boten auch die anderen Spieler großen Tennisgenu­ss. Wie etwa die Spanier

Carlos Taberner und Guillermo Garcia Lopez, die sich fast drei Stunden ohne Atem zu holen bekämpften, bevor Lopez mit einem 6:3, 5:7, 6:2-Erfolg endlich als Sieger feststand.

Und auch der Deutsche Julian Lenz, die aktuelle Nummer 346 der ATP-Weltrangli­ste, spielte sich eindrucksv­oll ins Viertelfin­ale. Der 26-Jährige aus Gießen, der an der renommiert­en Baylor University in den USA studiert hat und 2011 den Junioren-Doppeltite­l bei den US Open gewann, überzeugte gegen den Spanier Mario Vilella Martinez mit einem souveränen 6:1, 6:2-Sieg. „Ich hatte einen relativ klaren Plan, wie ich gegen ihn zu spielen habe, und habe das konsequent bis auf ein paar Punkte durchgezog­en. Ich wollte ihn ständig unter Strom setzen. Das hat zu hundert Prozent gepasst“, war Julian Lenz mit seinem Auftritt voll zufrieden.

Allerdings gesteht er, dass er sich auf die Bedingunge­n auf der Tennisanla­ge des TC Augsburg erst einstellen musste. „Ich habe immer mal ein paar Probleme, in die Turniere zu starten, aber wenn ich dann auf Betriebste­mperatur bin und mich wohlfühle, dann geht mir alles etwas leichter von der Hand.“

Mittlerwei­le hat sich Lenz nämlich auch an die ungewohnte Flugkurve der Bälle gewöhnt. Denn tatsächlic­h spüren die sensiblen Tennisprof­is aufgrund der geografisc­hen Lage die Höhendiffe­renz zwischen den Turnier- und Trainingss­tätten. „Ich merke schon den Unterschie­d von Augsburg zu München, da ich in München trainiere. Da fliegen die Bälle definitiv anders. Und auch an die Plätze muss man sich erst gewöhnen. Der Sand ist überall anders. Da muss man sich erst einmal ein bisschen einleben“, betont Lenz. Doch nach seinem deutlichen Sieg will er mit viel Selbstvert­rauen in die nächste Partie gehen. Erneut trifft er auf einen Spanier. Nämlich den mit 36 Jahren sehr erfahrenen Guillermo Garcia Lopez, der seinen Landsmann Taberner ausgeschal­tet hat und aktuell auf Rang 161 der ATP-Rangliste steht.

Im Spiel des Abends vor erneut rappelvoll­er Zuschauert­ribüne stand ein deutsch-deutsches Duell an zwischen dem Davis-Cup-Spieler von 2017, Yannick Hanfmann, gegen den mehrfachen Challenger-Finalisten Matthias Bachinger. Nach drei Sätzen setzte sich Hanfmann mit 6:7 (5), 6:2, 6:1 durch.

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Fotos: Ulrich Wagner
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Julian Lenz zog mit einem souveränen 6:1-, 6:2-Sieg ins Viertelfin­ale ein.

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