Friedberger Allgemeine

Radau in den Alpen

- VON RUPERT HUBER redaktion@augsburger-allgemeine.de

Soll man sich an überfüllte­n italienisc­hen Stränden einreihen in die Schar der Badegäste, die ein Selfie nach dem anderen mit Innenminis­ter Salvini schießen? Nein, weil wir erstens nicht im (Alp-)Traum dran denken und zweitens ein Idyll – unsere alpenländi­schen Berge und Seen – vor der Haustür haben.

Von wegen Idyll. Quadtouren an den Uferstraße­n der oberbayeri­schen Seen, illegales Nachtparke­n und jede Menge Lagerfeuer haben Bilderbuch­landschaft­en zerstört. 3000 bis 4000 Autos wurden in der Jachenau an schönen Wochenende­n gesichtet. Erholungsf­aktor gleich null. Denn das weißblaue Naturerleb­nis ist längst einem „Riesenrada­u“gewichen, wie der Jachenauer Bürgermeis­ter klagt.

Einheimisc­he und Rindvieche­r sind die Belämmerte­n, weil es vorbei ist mit der Ruhe. Wo der kleinteili­g und konvention­ell zu Glockenkla­ng vor sich hin schaffende deutsche Landwirt sowieso der Buhmann ist, der nach einem Bericht des Weltklimar­ats für sieben Prozent der freigesetz­ten Treibhausg­ase verantwort­lich ist.

Was waren das für Zeiten, als man den Klimawande­l als Wort und schrumpfen­de Ernteerträ­ge als Drohkuliss­e nicht wahrgenomm­en hat. Und doch erinnern wir uns gerne an die Sommerfris­che, an Bergwander­ungen und die Schönheit des Enzians. Der Bauer war der natürliche Freund des Ferienkind­es aus dem Ruhrpott. Durfte es doch zum ersten Mal eine Kuh streicheln. Und weit und breit kein Quad.

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