Radau in den Alpen
Soll man sich an überfüllten italienischen Stränden einreihen in die Schar der Badegäste, die ein Selfie nach dem anderen mit Innenminister Salvini schießen? Nein, weil wir erstens nicht im (Alp-)Traum dran denken und zweitens ein Idyll – unsere alpenländischen Berge und Seen – vor der Haustür haben.
Von wegen Idyll. Quadtouren an den Uferstraßen der oberbayerischen Seen, illegales Nachtparken und jede Menge Lagerfeuer haben Bilderbuchlandschaften zerstört. 3000 bis 4000 Autos wurden in der Jachenau an schönen Wochenenden gesichtet. Erholungsfaktor gleich null. Denn das weißblaue Naturerlebnis ist längst einem „Riesenradau“gewichen, wie der Jachenauer Bürgermeister klagt.
Einheimische und Rindviecher sind die Belämmerten, weil es vorbei ist mit der Ruhe. Wo der kleinteilig und konventionell zu Glockenklang vor sich hin schaffende deutsche Landwirt sowieso der Buhmann ist, der nach einem Bericht des Weltklimarats für sieben Prozent der freigesetzten Treibhausgase verantwortlich ist.
Was waren das für Zeiten, als man den Klimawandel als Wort und schrumpfende Ernteerträge als Drohkulisse nicht wahrgenommen hat. Und doch erinnern wir uns gerne an die Sommerfrische, an Bergwanderungen und die Schönheit des Enzians. Der Bauer war der natürliche Freund des Ferienkindes aus dem Ruhrpott. Durfte es doch zum ersten Mal eine Kuh streicheln. Und weit und breit kein Quad.