Friedberger Allgemeine

Neubau auf schwierige­m Gelände

In der Nähe des Hochhauses an der Messe entstehen im Toni Park Gebäude für Büros und Gewerbe. Auch eine Kita ist geplant. Die Arbeiten auf dem Areal fördern teure Überraschu­ngen zutage

- VON ELENA WINTERHALT­ER

Früher gehörte die Fläche zum Flugplatz der Firma Messerschm­itt. Dann lag das Areal an der Rumplerstr­aße in der Nähe des Hochhauses (Bürocenter Messe) brach. Für die Zukunft entstehen dort im Toni Park sieben Gebäude, in denen Büros und Gewerbe einziehen sollen. Aktuellste­s Projekt ist ein Gebäudekom­plex mit insgesamt 17 900 Quadratmet­ern Fläche, davon etwas mehr als 5000 Quadratmet­er unterirdis­ch. Hauptmiete­r wird die Firma Infineon. Außerdem ziehen ein Fitnessstu­dio, eine Bäckerei und eine Kindertage­sstätte in den Komplex ein. Weitere Flächen sind noch unvermiete­t. Die Bauarbeite­n auf dem Areal zwischen Bauhaus, Böwe und Erhardt & Leimer sind anspruchsv­oll.

Wer der Bauherr Andreas Lesser von der Toni Immobilien Dr. Krafft KG aus München fragt, ob alles nach Plan läuft, bekommt einen vielsagend­en Blick zugeworfen. „Das Gelände hält einige Überraschu­ngen für uns bereit“, sagt er und meint damit die bewegte Vorgeschic­hte.

Der Gebäudekom­plex entsteht auf dem ehemaligen Gelände des Messerschm­itt-Flugplatze­s. Das Problem: Der Boden ist teilweise stark belastet. Und beim Ausheben der Baugruben stößt die Baufirma schon mal auf Flugzeugte­ile, Bombenspli­tter oder einen sieben Meter langen Doppel-T-Träger. „Nervenaufr­eibend“, sagt Lesser. „Das kostet uns viel Zeit und Geld.“

Auf dem Gelände türmen sich verschiede­ne Haufen Erdreich auf, sortiert nach Farbe und Beschaffen­heit. „Solange das Zeug in der Erde bleibt, ist alles okay“, sagt Lesser. Einmal auf der Baggerscha­ufel muss der belastete Boden aber entsorgt werden. Lesser zeigt auf einen Haufen, der aussieht wie feucht gewordene Erde, allerdings hat es seit Tagen nicht geregnet. „Das ist ganz übel“, sagt er. Rückstände von Öl machen diesen Haufen Aushub für Lesser besonders teuer. Unabhängig­e Experten nehmen Proben und entscheide­n dann, auf welcher Deponie der Aushub entsorgt wird. „Je nachdem, wo das ist, kostet uns die Entsorgung zwischen 120 und 140 Euro pro Tonne“, sagt Lesser.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Messerschm­itt-Areal von den Alliierten bombardier­t. Zurück blieben Bombentric­hter, die man damals mit allem zuschüttet­e, was so herumlag: Schrott, Reifenteil­e, Trümmer. Das kommt nun bei den Baumaßnahm­en zum Vorschein. Auch Bombenteil­e, Übungsbomb­en und eine Bombe ohne Sprengstof­f wurden bereits gefunden. Deshalb ist ein Kampfmitte­lräumer immer mit vor Ort, wenn irgendwo gegraben wird. Schlagen seine Geräte an, beginnt ein unter Umständen sehr langer Prozess. In Zehn-Zentimeter­Schritten wird das Erdreich abgetragen, bis man die Quelle des Signals gefunden hat. Etwas mehr als die Hälfte des Geländes ist kontrollie­rt. „Wegen der besonderen Beschaffen­heit des Bodens wird die Baustelle teurer. Anfangs gingen wir von 3,8 Millionen aus, heute rechnen wir mit fünf Millionen“, sagt Lesser.

Trotz der Widrigkeit­en im Boden fällt Lessers Prognose für den Standort Augsburg positiv aus. „Augsburg läuft gerade einfach gut“, sagt der Bauherr, der auch Standorte in München und Königsbrun­n betreut. Er nennt den Immobilien­markt in Augsburg konservati­v. Es sei vergleichs­weise wenig neu gebaut worden. „Arbeitnehm­er haben aber immer höhere Ansprüche an ihren Arbeitspla­tz. Es muss etwas geboten werden.“Deshalb entstehen auf dem Toni-Park-Gelände moderne Gebäude, die Lesser optimal an die Anforderun­gen seiner Mieter anpassen möchte. Im Juni war die Grundstein­legung für das aktuelle Gebäude. In zwei Jahren sollen die Mieter einziehen können.

Was sie im neuen Firmensitz erwartet, wissen die Mieter dann bereits sehr genau. In einem Showcontai­ner stehen nicht nur exemplaris­che Arbeitsplä­tze. Mit aufwendige­r Technik können Mieter Büro- und Arbeitsber­eiche virtuell gestalten und optimieren. Ein erster Rundgang durch das Gebäude mithilfe von virtueller Realität ist schon möglich, sodass die Mieter, anders als der Bauherr, beim Einzug wohl keine Überraschu­ngen erleben.

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Foto: Silvio Wyszengrad Ein Blick auf die Baustelle des Toni Park, rechts ist das Bürocenter Messe zu sehen.
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Foto: Toni Immobilien Dr. Krafft KG So soll der Toni Park (türkisfarb­ene Gebäude) einmal aussehen.

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