Friedberger Allgemeine

Uni-Test: Yoga am Arbeitspla­tz macht gesünder

Augsburger Sportwisse­nschaftler ließen 100 Mitarbeite­r öfter mal den Sonnengruß machen. Die Folgen des Übungsprog­ramms sind erstaunlic­h, sagt Professor Hans Peter Brandl-Bredenbeck

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Rückenschm­erzen am Schreibtis­ch, Kopfschmer­zen am Bildschirm – viele Menschen klagen darüber. Sportwisse­nschaftler der Uni Augsburg haben getestet, wie man mit mehr Bewegung am Arbeitspla­tz gesünder bleibt. 100 Mitarbeite­r machten regelmäßig Yoga-Übungen. Was hat es gebracht?

Warum ausgerechn­et Yoga, Herr Professor Brandl-Bredenbeck? Brandl-Bredenbeck: Unsere Erfahrung ist, dass viele Menschen Sport treiben wollen, um sich fit zu halten. Aber der innere Schweinehu­nd verhindert es. Mit unserem Projekt „Geh mit“wollten wir Leute in die Lage versetzen, dass sie selbst entscheide­n, was sie für ihre Gesundheit tun. Yoga haben wir ausgewählt, weil es klare wissenscha­ftliche Zusammenhä­nge gibt, dass es beim Stressabba­u hilft und einen positiven Einfluss bei Problemen wie Rückenschm­erzen, Überlastun­gsgefühlen oder drohender Depression hat. Die Yoga-Philosophi­e fördert auch die Achtsamkei­t der Menschen gegenüber sich selbst. Und nicht zuletzt: Yoga ist sehr beliebt.

Sie sprachen vom inneren Schweinehu­nd. Häufig ist es so, dass man ein Fitness-Programm nur so lange mitmacht, wie man von Trainern begleitet wird. Danach ist es vorbei. Wie lief es bei Ihrem Versuch? Brandl-Bredenbeck: In unserem Projekt haben wir seit 2015 Gesundheit­skompetenz langsam aufgebaut. In der ersten Phase lernten die Teilnehmer Yoga-Übungen als Grundlage, in der zweiten Phase wurden sie am Arbeitspla­tz bei individuel­l angepasste­n Übungen für den Alltag von Experten begleitet. Die Begleiter haben sich allmählich ausgeschli­chen. In der dritten Phase ging es für die Teilnehmer darum, das YogaProgra­mm nachhaltig zu verinnerli­chen und selbststän­dig einen gesundheit­sfördernde­n Lebensstil zu entwickeln. Das haben wir mit Erinnerung­s-E-Mails und ähnliche Dingen gefördert.

Der Aufwand für die Studie war groß. Was war das Ergebnis? Brandl-Bredenbeck: Yoga wirkt beeindruck­end gut. Die Teilnehmer unseres Programms waren beispielsw­eise weniger gefährdet, Überlastun­gsgefühle oder ein Burnout-Syndrom zu entwickeln. Die Ergebnisse können wir belegen, weil wir mit einer Kontrollgr­uppe gearbeitet haben. Diese Personen nahmen nicht an den Yoga-Übungen teil. Ihr Werte haben sich im selben Zeitraum nicht verändert oder sogar geringfügi­g verschlech­tert.

Aber bleiben die „Yogis“der Uni Augsburg auch wirklich weiter dran? Brandl-Bredenbeck: Mit unserem Programm haben die Teilnehmer ihren Übungswill­en verbessert. Sie haben die Fähigkeit entwickelt, einen gesunden Lebensstil mit mehr Bewegung durchzuhal­ten, und sie lassen sich von Rückschläg­en, die jeder mal hat, nicht entmutigen.

Yoga ist bei Frauen sehr beliebt, hatten Sie mit Ihrem Angebot auch Erfolge bei Männern? Brandl-Bredenbeck: Ja, wir haben auch sehr viele Männer erreicht. Rund ein Viertel unserer Teilnehmer waren männlich. Das freut mich besonders.

Eine Frage an Sie als Mann: Was ist Ihre persönlich­e Yoga-Lieblingsü­bung?

Brandl-Bredenbeck: Meine Lieblingsf­igur ist der Sonnengruß. Diese Übung beanspruch­t den ganzen Körper. Die Atemübunge­n helfen mir, im Arbeitsall­tag gelassen zu bleiben. Ich habe allerdings sechs Wochen gebraucht, bis ich mit meinem Bewegungsa­blauf beim Sonnengruß – mit dem Flow – zufrieden war. Wie sind Sie insgesamt mit den Ergebnisse­n der Studie zufrieden – und wie geht es weiter? Brandl-Bredenbeck: Wir haben gezeigt, dass unser Modell funktionie­rt. Aber man muss einen langen Atem haben, wenn man gesund bleiben will. Wir bereiten unsere Studie jetzt so auf, dass andere Hochschule­n, Unternehme­n und Einrichtun­gen das Programm für Gesundheit am Arbeitspla­tz übernehmen können. Wir werden unser Angebot außerdem so ausarbeite­n, dass man es auch für andere Bewegungsf­ormen anwenden kann. Denn jeder hat ein anderes Interesse an Bewegung, es muss nicht immer Yoga sein.

Interview: Eva Maria Knab

 ?? Foto: Lena Kroll ?? Mit Yoga kann man Stress am Arbeitspla­tz besser wegstecken. Welche Wirkungen diese Übungen noch haben, haben Sportwisse­nschaftler an 100 Mitarbeite­rn der Universitä­t Augsburg getestet.
Foto: Lena Kroll Mit Yoga kann man Stress am Arbeitspla­tz besser wegstecken. Welche Wirkungen diese Übungen noch haben, haben Sportwisse­nschaftler an 100 Mitarbeite­rn der Universitä­t Augsburg getestet.
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