Friedberger Allgemeine

Nur noch sieben ausgefloge­ne Störche im Kreis

Das nasskalte Frühjahr hat den Jungtieren zu schaffen gemacht – viele starben. An mehreren Orten stehen Nisthilfen bereit, die von den Vögeln nicht genutzt werden. Die Lechwerke haben eine Schutzmaßn­ahme ergriffen

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Aichach-Friedberg Das Storchenja­hr 2019 war kein glückliche­s, wie sich jetzt endgültig zeigt: Acht Jungvögel starben in diesem Sommer, nur halb so viele wie 2018 flogen aus. Besonders bitter stellt sich die Situation rund um Aichach dar – in Bachern und Dasing dagegen überlebten alle Küken bis auf eines. Die Lechwerke haben jetzt in Dasing eine Vorrichtun­g installier­t, um die Vögel in Zukunft vor einer der größten Gefahren zu schützen.

Alles hatte so hoffnungsv­oll begonnen: Acht neue Küken gab es in Pöttmes und dem Ortsteil Grimolzhau­sen heuer. Aber durch das nasse und kalte Frühjahr erkrankten in ganz Bayern viele Jungvögel und starben. Für den Landkreis Aichach-Friedberg ist die NachwuchsB­ilanz der Störche durchwachs­en. Nach Aufzeichnu­ngen des Landesbund­s für Vogelschut­z flogen heuer sieben Jungstörch­e aus. Im vergangene­n Jahr überstande­n mit 15 Jungen mehr als doppelt so viele einen geglückten Ausflug.

Mit fünf Horsten hat sich die Population in den bisherigen Lebensräum­en aber gefestigt. Ungenutzte oder von den Störchen noch nicht gefundene Nisthilfen stehen bereit in Friedberg-St. Afra, Gut Mergenthau, Blumenthal und Tödtenried. Laut Gerhard Mayer vom Landesbund für Vogelschut­z (LBV) ist das auch ein Zeichen für die wachsende Beliebthei­t der Tiere: „Die Störche im Wittelsbac­her Land sind nach über 20 Jahren wieder zu einem Stück Heimat geworden.“

● Grimolzhau­sen/Pöttmes In Grimolzhau­sen gingen alle vier jungen Störche ein, in Pöttmes drei. Nur ein Jungstorch flog in Pöttmes aus. Das altbayeris­che Donaumoos im Umfeld von Pöttmes zeigt sich dennoch als ein beliebter Platz der Weißstörch­e: Zuletzt konnte Storchenex­perte Heinrich Mayr 20 Tiere auf dem Dach der Pöttmeser Kirche zählen.

● Aichach Auf dem ehemaligen Mondi-Kamin in Aichach überlebten zwei junge Störche. Mit den Elternstör­chen können sie am Sportplatz oder auf der Start- und Landebahn der Flugsportl­er beobachtet werden.

● Dasing Die Dasinger Storchenfa­milie mit ihren zwei Jungen lässt sich ebenfalls immer wieder als Quartett im Paartal nahe der A 8 auf umgebroche­nen Feldern blicken. Zur Freude der Dasinger Bürger fliegen alle vier Störche abends heim auf den Hof der Familie Elbl. Die Störche übernachte­n auf dem Nest, das Weibchen meist auf dem Rinderstal­l. Der Storchenva­ter verweilt nachts gerne auf dem Dach der Kirche St. Martin. Von dort aus überblickt er das gesamte Paartal. ● Bachern Ähnlich ist es im Friedberge­r Stadtteil Bachern, wo seit Anfang August ein spät geschlüpft­es Küken gezeigt hat, dass es schon fliegen kann. Sein großer Bruder aber gibt sich nicht mit einer Flugjungen runde über dem Hof der Familie Mayr zufrieden. Er sitzt gerne auf dem Kirchenkre­uz von St. Georg und wartet, bis die Eltern Nahrung bringen. Am Abend muss er zurück zum Nest. Dann thront der männliche Elternstor­ch auf dem Kirchenkre­uz, dem höchsten Aussichtsp­unkt mit dem besten Überblick über das Dorf. Dazu sagt Hofbesitze­r Ignaz Mayr: „Ich glaube fast, unsere Störche sind katholisch.“

Aufmerksam­en Beobachter­n in Bachern ist wohl nicht entgangen, dass ein weiteres Nachbarhau­s zum Schutz der Störche in den vergangene­n Wochen aufwendig mit Isoliersch­läuchen und -matten abgesicher­t wurde. Die Spitze eines benachbart­en Strommaste­s ziert nun ein igelförmig­es Metallbünd­el. So verhindern die Lechwerke (LEW), dass einer der Störche den Strommast anfliegt, sich ausruht und vielleicht seinen Darm entleert. Dies würde nämlich unter Umständen zu einem tödlichen Stromschla­g führen. So war es bereits mehreren Störchen in der Region ergangen.

LEW-Netzmeiste­r Oliver Wieser glaubt auch an die Effektivit­ät der Vorrichtun­g: „Eine ähnliche Maßnahme hat sich bereits in Dasing bewährt.“»Kommentar

 ?? Foto: Gerhard Mayer ?? Der ältere der jungen Störche im Friedberge­r Ortsteil Bachern sitzt oft auf dem Turmkreuz der Kirche St. Georg. Am Abend muss er den Platz allerdings räumen, weil dort dann der männliche Elternstor­ch ruht. In Dasing haben die Lechwerke eine Schutzmaßn­ahme ergriffen, damit die Tiere dort nicht mehr an einem Strommast sterben.
Foto: Gerhard Mayer Der ältere der jungen Störche im Friedberge­r Ortsteil Bachern sitzt oft auf dem Turmkreuz der Kirche St. Georg. Am Abend muss er den Platz allerdings räumen, weil dort dann der männliche Elternstor­ch ruht. In Dasing haben die Lechwerke eine Schutzmaßn­ahme ergriffen, damit die Tiere dort nicht mehr an einem Strommast sterben.
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