Im Neubau laufen schon die Strickmaschinen
Der Erweiterungsbau des Aichacher Unternehmens Juzo an der Industriestraße in Ecknach ist fertig. Die ersten beiden Bereiche sind eingezogen. Ab Mitte August folgt der nächste. Warum kurze Wege wichtig sind
Aichach Der Bau ist fertig. In einem Teil davon laufen schon die Strickmaschinen. Die Flachstrickerei ist der erste Bereich, der den Erweiterungsbau von Julius Zorn (Juzo) an der Industriestraße in Ecknach bezogen hat. Den Umzug hätten 100 Freiwillige – alles Mitarbeiter – in nur anderthalb Tagen am Osterwochenende geschafft, berichtet Geschäftsführer Uwe Schettler. Veranschlagt waren dafür vier Tage. Eine beeindruckende Leistung, findet er. Immerhin wiege eine Strickmaschine eine halbe bis eine dreiviertel Tonne. Jürgen Gold, Mitglied der Geschäftsleitung, ergänzt: „Produktionsausfall: null.“
Beide sind hochzufrieden, wie es mit der Erweiterung vorangeht. Zu den rund 15 000 Quadratmetern der Ende 2013 an der Industriestraße bezogenen Produktions- und Lagerstätte kommt mit dem Neubau fast noch mal so viel Fläche auf zwei Etagen dazu. Insgesamt sind es dann 28 000 Quadratmeter. Für den Neubau sind laut Gold 60 000 Kubikmeter Erde bewegt, fast 100 Kilometer Datenleitungen, 60 Kilometer Elektroleitungen und elf Kilometer Rohre verlegt worden. Rund 20 Millionen Euro investiert das Unternehmen, das medizinische Hilfsmittel für die Kompressionstherapie entwickelt und herstellt.
Schettler betont, im Neubau hätten die Mitarbeiter ein modernes Produktionsumfeld, vor allem, was die Freundlichkeit der Räume und die Helligkeit angeht. Das habe sich sogar im Vergleich zum Vorgängerbau, der erst Ende 2013 bezogen wurde, noch verbessert. Dort sorgen Lichtkuppeln für Tageslicht in den Produktionsräumen. Wie Gold erläutert, fließt im Neubau Tageslicht durch mehrere Lichthöfe, die die Mitarbeiter auch für Pausen nutzen können, an alle Produktionsarbeitsplätze. Auch die Klimatisierung sei dort optimal.
Vor sechs Wochen hat der zweite Bereich – die Entwicklung – ihr neues Domizil bezogen. Die Produktmanager, die bislang in der Firmenzentrale am Juliusplatz saßen, sind jetzt mit der Technik, mit der
zusammenarbeiten, vereint. Gold: „Die Information geht jetzt quasi über den Tisch.“Dieses Prinzip bestimmt die gesamte Neuorganisation der Produktions- und Lagerstätten: kurze Wege für die, die zusammenarbeiten. Zusätzlich bringt Roboter „Leo“auf vorgegebenen Wegen Dinge von hier nach da. Wenn alles fertig ist, sind die Bereiche nicht mehr nach Tätigkeiten angeordnet, also Strickerei, Näherei, Färberei und so fort, sondern nach den vier Produktbereichen (siehe Infokasten).
sei das vor allem wegen der Lieferzeiten, erläutert Gold. Das Unternehmen stellt auch Maßanfertigungen her. Schließlich sollen Patienten nicht länger als nötig im Krankenhaus bleiben müssen oder Therapieerfolge verloren gehen, weil sie auf ihre Ware warten müssen. „Heute Bestellungseingang, morgen Auslieferung“ist laut Gold die Devise. Etwa 4000 Päckchen verlassen Juzo täglich. Draußen gibt es Fahrradunterstellplätze mit Ladestationen für E-Bikes und 100 neue Parkplätze. Mit den vorhandesie
nen sind es dann rund 250 Stellplätze auf dem Firmengelände.
Im dritten Schritt zieht ab Mitte August das Lager um: erst das Rohmateriallager, dann das Fertigwarenlager. Dann wird im Bestandsgebäude umgebaut. Bei der Färberei wird das von September bis März dauern, wegen der aufwendigen Technik und der Leitungen. Danach wird noch das Labor erweitert, ebenso die Kantine. Diese soll kein „Tischfriedhof“sein, wie Gold sagt, sondern mit Essens- und Loungebereichen sowie Stehtischen verseWichtig
hen werden. Nächstes Jahr ist wieder ein Familienfest geplant, bei dem Angehörige von Mitarbeitern das Werk besichtigen können. Weitere Baupläne hat Juzo derzeit nicht. Uwe Schettler sagt: „Die Größenordnung ist schon auf ein paar Jahre ausgelegt.“Doch wenn Mitarbeiter gefunden werden, sagt er, „dann muss das nicht das Ende sein.“Auf der Suche nach Fachkräften hat Juzo einen offenen Bewerbertag mit guter Resonanz veranstaltet. Derzeit hat das Unternehmen 750 Mitarbeiter. Bis Ende 2019 sollen es 770 sein.