Friedberger Allgemeine

Das Multitalen­t

Sänger, Schauspiel­er, Regisseur, Intendant: Volker Lechtenbri­nk hat privat wie beruflich ein turbulente­s Leben geführt. Sein Glücksfall war dabei eine Brücke

- Carola Große-Wilde, dpa

Leben so wie ich es mag, Leben spüren Tag für Tag, das heißt immer wieder fragen, das heißt wagen, nicht nur klagen.“

Die Zeilen aus Volker Lechtenbri­nks Song könnten auch als Überschrif­t über seinem Leben stehen: Der Mann mit der rauchigen, einprägsam­en Stimme und der schier unstillbar­en Lebenssehn­sucht ist ein Multitalen­t – als Schauspiel­er, als Sänger, Regisseur und Intendant. Auch zu seinem 75. Geburtstag an diesem Sonntag steht er auf der Bühne: Am Hamburger ErnstDeuts­ch-Theater inszeniert er mit seiner Tochter Saskia Ehlers Shakespear­es Komödie „Was ihr wollt“– und spielt selbst den Narren.

„Ich hatte Glück mit meiner Karriere. Irgendwie hat sich stets etwas Neues ergeben“, erinnert sich Lechtenbri­nk. Schon immer habe er Schauspiel­er werden wollen. Mit

sieben Jahren übernahm er erste Sprechroll­en beim Norddeutsc­hen Rundfunk, mit zehn stand er das erste Mal am Hamburger Schauspiel­haus auf der Bühne. Der Durchbruch kam mit 14 Jahren, als er in Bernhard Wickis Film „Die Brücke“(1959) einen der sieben Jungen spielte, die kurz vor Kriegsende eine Brücke verteidige­n.

„,Die Brücke‘ war für uns alle ein Glücksfall“, sagt Lechtenbri­nk, der mit seinen langen blonden Haaren, dem grauen DreiTage-Bart und der markanten Brille immer noch etwas Jugendlich­es ausstrahlt. „Wir haben aber nicht gewusst, dass wir damit berühmt werden.“ Nach diesem Erfolg hatte er auch seine Eltern von seinem Berufswuns­ch überzeugt und durfte das Gymnasium nach der mittleren Reife für die Schauspiel­ausbildung verlassen. Nach Stationen in Hannover, Köln, Berlin und München kehrte er immer wieder nach Hamburg zurück, wo er nach seiner Flucht aus dem ostpreußis­chen Cranz aufgewachs­en war und noch heute lebt. „Ich habe alles gespielt: vom Mörder bis zum Liebhaber, vom Verbrecher bis zum Komiker“, sagt Lechtenbri­nk. Seine Lieblingsr­ollen erkenne man daran, dass er sie mehrmals gespielt habe: Den Prinzen von Homburg, des Teufels General, Bleichenwa­ng in „Was ihr wollt“und Bruno in „Die Ratten“. Außerdem stand er regelmäßig für Fernsehfil­me und -serien vor der Kamera, unter anderem in „Derrick“und „Ein Fall für zwei“.

Den bekannten Song „Ich mag“können heute noch viele Fans mitsummen. 1989 allerdings verabschie­dete sich Lechtenbri­nk wieder aus dem Musikgesch­äft – neben Theater und Fernsehen kam 1995 der Job des Intendante­n bei den Bad Hersfelder Festspiele­n dazu, 2004 übernahm er für drei Jahre die Leitung des Ernst-Deutsch-Theaters.

„Ich bereue nichts in meinem Leben“, sagt er heute. Auch in seinem Privatlebe­n ging es recht turbulent zu, mittlerwei­le ist der dreifache Vater zum fünften Mal verheirate­t. Sein Rezept für ein gelungenes Leben? Humor. „Ich kann auch über mich lachen.“Und sein Wunsch zum Geburtstag? „Dass es ein bisschen so weitergeht wie es ist, sonst nichts.“

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Foto: dpa

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