Wie das Zuhause barrierefrei wird
Lesertelefon Viele Häuser und Wohnungen sind nicht für Menschen im Alter oder mit körperlichen Einschränkungen ausgelegt. Experten erklären, wie man das ändern kann
man sich in seinen eigenen vier Wänden wohlfühlt, müssen sie zur Lebenssituation passen. Unsere Leser hatten die Gelegenheit, drei Experten zu Umbaumaßnahmen und deren Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten zu befragen. Zum Nachlesen sind hier einige Fragen und Antworten zusammengefasst.
Wir müssen aufgrund unserer altersbedingten Einschränkungen unser Haus umbauen. Pflegegrade liegen nicht vor. Wie kommt man an zinsverbilligte Darlehen der KfW? Haben wir in unserem vorgerückten Alter überhaupt eine Chance?
Zinsgünstige Förderdarlehen der KfW aus dem Programm „Altersgerecht Umbauen“, Nummer 159, müssen grundsätzlich bei der Hausbank beantragt werden. Natürlich wird das Kreditinstitut schauen, wie es mit den Rückzahlungsmöglichkeiten aussieht, ehe sie eine Kreditentscheidung trifft. Sie müssen in der Lage sein, den Kredit in absehbarer Zeit auch zurückzuzahlen.
Wir wollen ein Haus bauen. Mein auf den Rollstuhl angewiesener Vater wird mit einziehen. Was ist zu beachten?
Der Zugang zu Haus und Terrasse sollte schwellenlos sein. Durch möglichst wenige Wände erreichen Sie größere Bewegungsflächen, die für Rollstuhlfahrer unabdingbar und für alle anderen Bewohner bequem sind. Die Fenster sollten eine Brüstung von maximal 60 Zentimetern haben; so kann man im Sitzen in den Garten schauen. Ein Bungalow, bei dem alle Wohnbereiche auf einer Ebene sind, wäre günstig. Das Bad sollte rollstuhlgerecht sein, die Türen mindestens 90 Zentimeter breit.
Wird der barrierefreie Neubau auch gefördert?
Nein, denn beim Neubau sind die Standards bereits auf barrierefrei beziehungsweise barrierearm ausgelegt. Das ist in der Finanzierung bereits enthalten. Somit gibt es keine Extra-Förderung vom Staat dazu.
Braucht man einen Pflegegrad, um eine KfW-Förderung für den barriefreien Umbau zu bekommen?
Nein. Für diese staatlichen Fördervarianten – zinsgünstiges Darlehen oder ein Zuschuss – muss keine Pflegebedürftigkeit vorliegen. Im Übrigen ist Barrierefreiheit auch für junge Familien gleichbedeutend mit mehr Wohnkomfort. Um Fördermittel zu bekommen, müssen allerdings vorgegebene technische Mindeststandards eingehalten werden.
Vor drei Jahren erhielt mein Mann von seiner Pflegekasse einen Zuschuss für den Badumbau. Jetzt ist er auf den Rollstuhl angewiesen. Der Zugang zum Haus müsste verändert und die Türen müssten verbreitert werden. Kann das erneut bezuschusst werden?
Das ist durchaus möglich. Ihr Mann sollte einen neuen Antrag bei seiner Pflegekasse stellen mit der Begründung, dass sich die Pflegesituation drastisch verschlechtert hat. Da es sich um eine neue Maßnahme handelt, die den Pflegealltag erleichtert, kann durchaus erneut ein Zuschuss bewilligt werden.
Unser Haus ist aus den 1960er Jahren. Das Bad ist entsprechend alt und eng. Wir möchten es besser nutzen. Was können wir tun?
Lassen Sie es einen Fachmann anschauen. Bei jedem Landratsamt kann man Ihnen Sachverständige nennen, die sich mit barrierefreiem Umbau auskennen und sich die Gegebenheiten vor Ort anschauen. Möglicherweise kann ein angrenzendes Zimmer umgewidmet werden, sodass ein großes Bad entsteht.
Meine Mutter wohnt zur Miete. Wir würden gern eine ebenerdige Dusche einbauen, weil sie nicht mehr in die Badewanne kommt. Geht das, lässt der Vermieter das zu?
Zunächst sollten die baulichen Gegebenheiten geprüft werden, um herauszufinden, was möglich ist und was nicht. Dabei kann eine Wohnberatung vor Ort nützlich sein. Ist der Umbau machbar, benötigen Sie das Einverständnis des Vermieters. Achten Sie darauf, dass zwischen Ihrer Mutter und deren Vermieter eine Modernisierungsvereinbarung zustande kommt. Darin werden Rechte und Pflichten während und nach den Bauarbeiten geregelt. Sonst kann es beispielsweise passieren, dass der Vermieter bei Auszug Ihrer Mutter einen Rückbau verlangt.
Mein Vermieter verweigert mir die Zustimmung zum Badumbau. Ich bin nach einem Unfall schwerbehindert und benötige den Badumbau. Bezahlen würde ich die Investitionskosten auch selbst.
Nach Paragraf 554a Absatz 1 BGB können Sie vom Vermieter die ZuDamit stimmung zu baulichen Veränderungen verlangen, die für eine behindertengerechte Nutzung der Mietsache oder den Zugang zu ihr erforderlich sind. Unter bestimmten Umständen kann er allerdings die geplanten Umbaumaßnahmen verweigern – wenn zum Beispiel Brandschutzvorschriften dadurch verletzt werden.
Als meine Frau vor zwei Jahren pflegebedürftig wurde, ist unser Bad bereits umgebaut worden. Die Pflegekasse meiner Frau hatte dafür den Zuschuss bewilligt. Jetzt müssen wir wegen des Rollstuhls die Türen verbreitern und eine Rampe zum Hauseingang und zur Terrasse bauen. Kann man dafür einen KfW-Zuschuss beantragen?
Ja. Maßnahmen wie Verbreiterung der Türen, Wegnahme von Schwellen und Anbau einer Rampe beispielsweise wie auch Einbruchschutzsysteme werden von der KfW mit dem Programm 455 bezuschusst. Der Zuschuss muss vor Baubeginn beantragt werden.
Wir haben als junge Familie eine Immobilie aus den 1980er Jahren erworben. Wir wollen mittelfristig einiges umbauen, um den Wohnkomfort zu erhöhen. Das heißt beispielsweise, größere Bewegungsflächen in Küche und Bad und schwellenfreie Zugänge zu den Zimmern schaffen. Lohnt es sich, dafür einen Bausparvertrag abzuschließen? Ein Bausparvertrag kann sich für Sie lohnen, wenn Sie gezielt für die eigene Immobilie sparen und sich gegen steigende Zinsen absichern wollen. Er ist als Rücklage für eine Modernisierung geeignet, weil Banken für Kleinkredite oftmals Zuschläge verlangen. Holen Sie sich mehrere Angebote mit einem detaillierten Sparund Tilgungsplan ein und vergleichen Sie. Achten Sie darauf, dass der ausgewählte Vertrag etwa zu der Zeit zugeteilt wird, zu der Sie das Geld voraussichtlich benötigen. Unter Umständen können Sie auch die staatlichen Förderungen wie Wohnungsbauprämie und Arbeitnehmerzulage nutzen.
Meine auf den Rollstuhl angewiesene Mutter hat eine wunderschöne Terrasse. Die ist aber nur über eine zwölf Zentimeter hohe Schwelle begehbar. Was können wir machen, damit sie die Terrasse wieder nutzen kann?
Es kann empfohlen werden, dass eine neue Terrassentür eingesetzt wird. Aber dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass die Entwässerung der Terrassenfläche gewährleistet ist. Eine entsprechende Entwässerungsrinne ist sinnvoll. Das muss fachlich sehr genau geplant werden.
Damit ich nach einem Schlaganfall in meinem Haus wohnen bleiben kann, benötige ich nach Prüfung der Sachlage rund 23000 Euro für notwendige Umbauten. Was ich von der Pflegekasse als Zuschuss bewilligt bekam, reicht nicht. Einen Bausparvertrag habe ich nicht. Ich benötige das Geld sofort. Was kann ich tun?
Gehen Sie zu einer Bausparkasse Ihrer Wahl und beantragen Sie ein Sofortdarlehen. Das kann bis zu 30 000 Euro ohne Grundschuldeintrag gewährt werden. Es gibt dafür auch keine Altersbegrenzung.
Meine Tochter wohnt nach ihrem Unfall wieder bei uns im Haus und wir wollen ein Bad für sie umbauen. Sie ist jetzt Rollstuhlfahrerin. Was sollten wir dabei beachten?
Damit die Duschfläche rollstuhlgerecht wird, muss sie möglichst 1,50 Meter im Quadrat haben. Eine Duschwand in halber Höhe ermöglicht, ihr beim Duschen zu helfen, ohne selbst nass zu werden. Die hilfeleistende Person sollte die Armaturen zudem bequem bedienen können. Notwendig ist eine bodengleiche Dusche. Der Spiegel sollte bis zum Waschbecken reichen, damit Ihre Tochter ihn im Sitzen nutzen kann. Die Tür zum Bad muss nach außen zu öffnen sein.