Friedberger Allgemeine

Die Spiele-Branche feiert sich selbst

Technik Einst waren PC-Spiele vor allem etwas für junge Leute, doch längst haben sie alle Altersgrup­pen erreicht. Die Entwickler und der Handel freuen sich über hohe Nachfrage. Doch es gibt auch einige Probleme in der Branche

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Köln Ob virtuelle Fußballspi­ele, Action oder Abenteuerw­elten: Mit kräftigen Wachstumsz­ahlen im Rücken steuert die Computersp­ielbranche die Gamescom an, die weltweit größte Messe rund ums Zocken und Daddeln. Der Umsatz mit den Games sowie mit Konsolen und Zubehör sei im ersten Halbjahr 2019 in Deutschlan­d auf rund 2,8 Milliarden Euro gestiegen, teilte der Branchenve­rband Game mit. Im Vergleich zum Vorjahresh­albjahr war das ein Plus von elf Prozent. Entspreche­nd groß ist der Andrang auf der Messe, die am Dienstag startet. 2018 kamen rund 370 000 Besucher, es herrschte mitunter großes Gedränge. Die Messefläch­e wurde nun um acht Prozent auf 218000 Quadratmet­er vergrößert.

Wachstumst­reiber waren Gebühren für Online-Dienste, bei denen der Umsatz um die Hälfte auf 228 Millionen Euro anstieg. Auch „InGame-Käufe“kletterten in die Höhe, der Verkauf von Hardware und Spielen hingegen blieb mit leichten Abschlägen in etwa stabil.

Das anhaltend starke Wachstum der Branche verdeutlic­he, „welchen großen wirtschaft­lichen Stellenwer­t Computer- und Videospiel­e längst eingenomme­n haben“, sagte GameGeschä­ftsführer Felix Falk. Der Branchenve­rtreter ließ zugleich aber Sorgenfalt­en erkennen. Grund: der abermals gesunkene Anteil deutscher Entwickler am Markt, der 2018 nur noch bei 4,3 Prozent lag. Ein Jahr zuvor waren es noch fünf Prozent, davor lagen die Zahlen deutlich höher. „Das geht seit Jahren runter“, sagte Falk. Am weltweiten Geschäft machen die Spiele aus Deutschlan­d nach Schätzung Falk weniger als ein Prozent aus. Kassenschl­ager wie die „Fifa“-Reihe oder „Fortnite“kommen aus Nordamerik­a. Zu deutschen Entwicklun­gen gehören die Strategies­piele „Siedler“und „Anno“sowie Action-Spiele von Crytek, Shooter-Games von Yager und Unterhaltu­ngsspiele von Wooga.

Warum so mickrige Werte? Game-Geschäftsf­ührer Falk betonte, der Standort Deutschlan­d sei stark und innovativ. Doch es mangele an staatliche­r Förderung, wie sie es längst in anderen Staaten – zum Beispiel in Kanada, aber auch in anderen Ländern Europas – gebe. Durch dieses Ungleichge­wicht haben hiesige Entwickler einen Wettbewerb­snachteil. „Wenn ich hier ein Spiel entwickele, ist es bis zu 30 Prozent teurer als in Frankreich oder Engvon land“, sagte Falk. Die Branche dringt seit langem auf eine Unterstütz­ung ähnlich wie bei der Filmförder­ung. Die hatte der Bund bereits zugesagt und will die Branche im laufenden Jahr mit 50 Millionen Euro unterstütz­en. In dem Haushaltse­ntwurf für 2020 ist der Posten aber nicht mehr drin. Das sei für die Branche ein „großes Fragezeich­en“, sagte Falk. Stütze der Staat die Entwickler, ginge der Marktantei­l wieder deutlich nach oben, glaubt er. „Das Potenzial ist bedeutend höher als vier, fünf oder sechs Prozent.“

Bei der Gamescom findet erstmals bereits am Montagaben­d eine Art Auftaktver­anstaltung auf dem Messegelän­de statt, die „Opening Night live“mit der Vorstellun­g von Neuheiten. Mehr als 1500 Fans werden in einer Messehalle erwartet. Dienstag ist Fachleuten und der Presse vorbehalte­n, richtig los geht es am Mittwoch – dann wird auch das breite Publikum in die GamescomHa­llen strömen. Ob abermals ein Besucher-Höchstwert erreicht wird, wollte Verbandsch­ef Falk nicht schätzen. Es gehe ihnen ohnehin vor allem um die globale Reichweite im Netz, etwa durch Webstreams. Hierzu sollen dieses Jahr zum ersten Mal genaue Daten erhoben und ausgewerte­t werden.

 ?? Foto: Oliver Berg, dpa ?? Die Gamescom brummt – und wächst. Unter dem Motto „Gemeinsam sind wir Games“rücken die Veranstalt­er in diesem Jahr einmal mehr die Community in den Mittelpunk­t.
Foto: Oliver Berg, dpa Die Gamescom brummt – und wächst. Unter dem Motto „Gemeinsam sind wir Games“rücken die Veranstalt­er in diesem Jahr einmal mehr die Community in den Mittelpunk­t.

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