Hohe Mieten vertreiben Handwerker
Verbände befürchten Aus der Ortszentren
Frankfurt/Berlin Der Immobilienboom wird zur Gefahr für Händler und Handwerker in teuren Städten. Verbände warnen, steigende Mieten und Preise verdrängten alteingesessene Geschäfte und Betriebe aus den Innenstädten. „Die Gewerbemieten in gefragten Städten gehen durch die Decke und treffen vor allem inhabergeführte Händler“, teilte der Deutsche Städte- und Gemeindebund mit. „Es droht eine Verödung der Zentren.“
Bernd Düsterdiek, Referatsleiter für Stadtentwicklung bei dem Verband, warnte: „Alteingesessene Spiel- oder Haushaltswarenläden sind oft schon weg.“Selbst umsatzstarke Filialisten seien teils nicht mehr bereit, die hohen Mieten in Top-Lagen der Innenstädte zu bezahlen. Auch dort komme es daher schon zu Leerstand. „Und fehlt ein Publikumsmagnet, geht es schnell mit ganzen Straßen bergab.“
Die steigenden Mieten in vielen Städten träfen auch das Handwerk, klagte der Branchenverband ZDH. „In gentrifizierten Quartieren verschwinden Bäcker, Fleischer, Schuster oder Änderungsschneider aus den Straßen, weil sie sich die Miete der Geschäftsräume nicht mehr leisten können“, sagte ZDHGeneralsekretär Holger Schwannecke der Stuttgarter Zeitung.
„Vielerorts erleben wir einen Rückzug von Handwerkern aus den Innenstädten und Wohnvierteln an die Ränder der Stadt, da spielt sich ein echter Verdrängungswettbewerb ab“, sagte Schwannecke. Er nannte Kfz-Betriebe oder Tischlerwerkstätten, die dem Wohnungsbau weichen müssten. Expansionsmöglichkeiten gebe es vielerorts nur noch am Stadtrand.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks stützt sich auf eine Umfrage unter 5000 Firmen, wonach knapp jeder zehnte Betrieb in den kommenden beiden Jahren den Standort wechseln will. In Innenstädten sei es fast jeder fünfte (17 Prozent). Gründe seien steigende Mieten, Kündigungen durch den Eigentümer und Streitigkeiten mit Nachbarn. Denn mit dem Wachstum der Ballungsräume rücken Wohnungen näher an Gewerbegebiete. Firmen verließen aber nicht nur wegen der Mieten die Zentren, so der ZDH. Viele bräuchten auch mehr Platz für Wachstum.
Um weitere Anstiege zu begrenzen, macht sich nun Berlin für eine bundesweite Mietpreisbremse im Gewerbe stark. Der rot-rot-grüne Senat beschloss eine entsprechende Bundesratsinitiative.