Friedberger Allgemeine

Tierskanda­l: Hysterie löst keine Probleme

- VON ULI HAGEMEIER redaktion@augsburger-allgemeine.de »Lesen Sie dazu auch „Tierskanda­l: Kritik an Razzien“auf der zweiten Bayern-Seite.

Was seit den ersten Vorwürfen gegen einen Bad Grönenbach­er Landwirt aufgedeckt wird und passiert, ist nicht normal. Wir sehen ein Zusammentr­effen von Fehlverhal­ten, fehlgeleit­eter Politik, Aktionismu­s und Hysterie.

Menschen, die Tiere quälen, müssen bestraft werden. Aus dem Fehlverhal­ten Einzelner kann aber kein Generalver­dacht für tausende Bauern abgeleitet werden. Es kann auch nicht sein, dass man Tierschutz fordert und gleichzeit­ig Landwirte bedroht. Es darf nicht sein, dass eine Hexenjagd auf Tierhalter beginnt.

Es ist Unfug, dass Landes-, Bundesund EU-Politiker das Wachstum landwirtsc­haftlicher Betriebe mit viel Geld fördern, jetzt aber die „Massentier­haltung“anprangern. Es ist ein Hohn, dass der Freistaat das Hohelied von Verbrauche­r- und Tierschutz singt, die für Kontrollen notwendige­n Stellen aber nicht besetzt. Es ist nicht mehr verhältnis­mäßig, wenn zur Durchsuchu­ng eines Bauernhofs so viele Beamte anrücken wie zur VW-Zentrale im Dieselskan­dal.

Es ist infam, dass Einkäufer von Supermarkt­ketten in Verhandlun­gen mit Molkereien die Preise drücken wollen mit dem Argument, Allgäuer Milch lasse sich nicht mehr verkaufen. Es ist beschämend, wenn Verbrauche­r hohe Standards für Tierwohl und Lebensmitt­elsicherhe­it fordern, dabei aber möglichst wenig Geld ausgeben wollen.

Ja, aus dem, was in einigen Ställen entdeckt worden ist, müssen wir lernen und Konsequenz­en ziehen. Aber das gelingt nur dann sinnvoll, wenn wir alle die Fakten wieder sachlich betrachten.

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