Tierskandal: Kritik an Razzien
Landräte ärgern sich über Großeinsätze
Bad Grönenbach Nach den Durchsuchungen im Allgäuer Tierskandal ist Kritik an der massiven Präsenz von Polizei und Veterinären laut geworden: „Das ist großes Kino. Eine Inszenierung von ,Wir tun ja was‘“, sagt der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather. Die Verhältnismäßigkeit sei nicht mehr gewahrt. Der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz pflichtet ihm bei: „Auf einer Hofstelle, wo Jungtiere gehalten und nur marginale Sachen gefunden wurden, sind 30 Leute einen dreiviertel Tag lang dagestanden.“Bei einer anderen Durchsuchung wurden 160 Polizisten eingesetzt. Damals waren insgesamt 21 Objekte im Visier der Justiz.
Bei Einsätzen im Zuge des Tierskandals sei nicht auszuschließen, „dass sich Dritte Zutritt verschaffen und Fotos machen wollen“, sagt Johanna Graf, Sprecherin des Kemptener Polizeipräsidiums. Wenn man viele Beamte aufbiete, diene dies auch dem Schutz der Landwirte. „Es liegt uns fern, eine Show zu machen“, sagt Sebastian Murer von der Memminger Staatsanwaltschaft.
Zugleich fordern die vier Allgäuer Landräte in einem offenen Brief an Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber mehr Mitarbeiter für die Veterinärämter. Beim Personal würden die Ämter vom Umweltministerium „seit Jahren kläglich im Stich gelassen“. Die zuständige Fachabteilung im Ministerium solle jetzt „von ihrem Thron herabsteigen“und sich ernsthaft mit den Argumenten der Landratsämter auseinandersetzen, fordert Weirather. „Die Not ist maximal.“Derzeit seien im Unterallgäu drei Veterinäre im Dienst, eine junge Kollegin werde eingearbeitet. „Wir bräuchten aber acht Veterinäre.“Wegen des Tierskandals, in den inzwischen drei Betriebe in Bad Grönenbach verwickelt sind, war auch das Unterallgäuer Veterinäramt in die Kritik geraten.
Ein Sprecher des Umweltministeriums weist unter anderem darauf hin, dass die 2018 gegründete Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) die Veterinärämter entlaste. Diese soll künftig auch den Tierschutz in landwirtschaftlichen Großbetrieben kontrollieren. Lesen Sie dazu auch den
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