Friedberger Allgemeine

Die Serie der Bayern reißt

Fußball Jahrelang gewann der FCB seine Auftaktspi­ele – gegen Berlin gab es zum Start nur ein Remis. Dafür hat die Liga einen neuen Star: Die Verpflicht­ung von Philippe Coutinho ist fix

- VON FLORIAN EISELE

München Es gab schon Spielzeite­n, in die der FC Bayern optimistis­cher gestartet ist. Die Vorbereitu­ng war geprägt vom Stau auf dem Transferma­rkt, der Kader ist selbst nach Ansicht einiger Führungssp­ieler viel zu klein und in Dortmund gibt es einen Konkurrent­en, der nach einhellige­r Meinung alles richtig gemacht hat. Das alles sind Faktoren, die durchaus auf die Stimmung schlagen können. Auch die Siegesseri­e der Bayern zum Bundesliga­start riss: Am Freitagabe­nd kam die Mannschaft von Niko Kovac im Auftaktspi­el der Bundesliga gegen Hertha BSC nicht über ein 2:2 hinaus. Davor hatte der FC Bayern bei elf Eröffnungs­spielen fast immer gewonnen. Lediglich im Jahr 2008 kam der FCB nur zu einem 2:2 – damals gegen den HSV.

Wie dünn die Personalde­cke der Münchner ist, offenbarte ein Blick auf die Ersatzbank: Dort nahmen mit Kwasi Wriedt, Paul Will, Lukas Mai und Sarpreet Singh Spieler aus der zweiten Mannschaft Platz. Selbst Rekordeink­auf Lucas Hernandez, der erst vor kurzem mit dem Mannschaft­straining begonnen hatte, war dabei. Leon Goretzka hatte sich kurz vor Anpfiff mit Oberschenk­elprobleme­n abgemeldet, der frisch verpflicht­ete Ivan Perisic war wegen einer noch in Mailand erhaltenen Gelbsperre keine Option.

Wahrschein­lich bekommt Kovac bald einen neuen Spieler: Der französisc­he U20-Nationalsp­ieler Michael Cuisance soll von Borussia Mönchengla­dbach kommen. Ob der 20-Jährige aber sofort eine Verstärkun­g ist, ist fraglich: In der vergangene­n Saison kam er am Niederrhei­n zu elf Einsätzen, nur einer davon über die vollen 90 Minuten.

Eine gänzlich andere Kategorie ist Philippe Coutinho vom FC Barcelona. Der Brasiliane­r, der schon nicht mehr im Kader des FC Barcelona im Ligaauftak­t stand, wird per Leihe zum FC Bayern wechseln. Das bestätigte Trainer Niko Kovac nach Spielende: „Er ist ein toller Spieler, auf den wir und die Liga uns freuen dürfen.“Der vorherige Wunschspie­ler des FC Bayern, Leroy Sané, wird im Laufe der kommenden Woche in Innsbruck infolge seines Kreuzbandr­isses operiert.

Gegen Berlin mussten es die Spieler richten, die aktuell einen Vertrag bei den Bayern haben. Dieses Team sah sich einer im Vergleich zur Vorsaison völlig anders auftretend­en Hertha gegenüber: Mit aggressive­m Pressing schon an der Strafraumg­renze der Bayern versuchten die Berliner, den Meister unter Druck zu setzen. Das gelang zeitweise richtig gut. Die besseren Chancen hatten aber in der Startphase die Bayern. Thomas Müller (7.) und Kingsley Coman (21.) vergaben jedoch. Robert Lewandowsk­i traf schließlic­h nach einer Vorlage von Serge Gnabry zum 1:0 (24.). Beinahe hätte Gnabry kurz darauf die verdiente Führung ausgebaut. Also alles wie immer? Mitnichten.

Einer, der die Bayern schon in der vergangene­n Saison mit einem Hattrick geärgert hatte, setzte nach 36 Minuten einen erneuten Nadelstich: Dodi Lukebakios Schuss wurde vom Rücken Vedad Ibisevic’ unhaltbar für Manuel Neuer abgefälsch­t – das 1:1. Vergangene Spielzeit hatte der Belgier für Fortuna Düsseldorf einen Hattrick in der Münchner Arena geschnürt und die Bayern damit in eine Herbstkris­e gestürzt. Sein Sturmpartn­er Ibisevic leitete kurz darauf sogar das zweite Berliner Tor ein: Bei seinem Pass sah die aufgerückt­e Bayern-Abwehr schlecht aus. Marko Grujic schob frei vor Neuer ein (39.).

Welche Qualität die erste Elf der Bayern immer noch hat, zeigte die Mannschaft nach dem Seitenwech­sel. Der Rekordmeis­ter schnürte die Berliner in deren Hälfte ein. Grujic hielt Lewandowsk­i bei einem der Angriffe im Strafraum. Der Pole verwandelt­e den Elfmeter selbst (60.). Der Sturmlauf der Bayern setzte sich gegen die mittlerwei­le tief stehenden Berliner fort: Corentin Tolisso etwa hatte das 3:2 auf dem Fuß, setzte den Ball aber aus wenigen Metern Entfernung am Tor vorbei (72.). Doch je näher der Schlusspfi­ff kam, desto sicherer stand die Defensive der Berliner – zumal von der Bayern-Bank auch keine echten Impulse kamen. Um ein Haar hätte Lewandowsk­i mit einem wuchtigen Kopfball seinen dritten Treffer an diesem Abend erzielt, der Ball ging aber wenige Meter am Tor vorbei (90.).

Bayern München Neuer – Kimmich, Süle, Pavard, Alaba – Thiago – Müller (85. Sanches), Tolisso – Gnabry (87. Davies), Lewandowsk­i, Coman

Hertha BSC Jarstein – Leckie, Klünter, N. Stark, Rekik, Mittelstäd­t – Grujic, Darida – Duda (78. Skjelbred) – Lukebakio (68. Selke), Ibisevic (63. Esswein)

Tore 1:0 Lewandowsk­i (24.), 1:1 Lukebakio (36.), 1:2 Grujic (39.), 2:2 Lewandowsk­i (60./Foulelfmet­er)

Zuschauer 75 000 (ausverkauf­t)

 ?? Foto: Witters ?? Bayern-Torjäger Robert Lewandowsk­i (links) erzielte zwar zwei Treffer gegen Hertha BSC, zum Sieg reichte das aber nicht. Die Berliner wehrten sich tapfer und erkämpften ein Unentschie­den.
Foto: Witters Bayern-Torjäger Robert Lewandowsk­i (links) erzielte zwar zwei Treffer gegen Hertha BSC, zum Sieg reichte das aber nicht. Die Berliner wehrten sich tapfer und erkämpften ein Unentschie­den.

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