Friedberger Allgemeine

Den Kopf nicht an der richtigen Stelle

- VON MILAN SAKO ms@augsburger-allgemeine.de

Eishockeys­pieler gelten völlig zu Unrecht als Rüpel. Nur weil sie ihre Gegner mit Karacho an die Bande nageln oder wie Muhammad Ali auf dem Eis tänzelnd ein paar Fausthiebe austeilen. Es handelt sich um höchst disziplini­erte Zeitgenoss­en. Geht ja auch nicht anders. Wenn 25 spätpubert­ierende Männer in einer Umkleide vor sich hin testostero­nisieren, müssen Regeln her. Sonst fliegt der Laden auseinande­r.

Das Training zu schwänzen, kostet im Strafenkat­alog der Augsburger Panther saftige 250 Euro. Wer nach der Busfahrt seinen Sitzplatz verdreckt verlässt, muss zehn Euro berappen. Wenn die Jungspunde nach der Busfahrt vergessen, den Bus zu säubern, kommt der Finemaster, der Geld-Eintreiber, und zieht ebenfalls zehn Euro ein.

Sauberkeit wird groß geschriebe­n. Das gilt auch wenn man(n) unter Druck gerät. Wer die Dusche mit dem eigenen warmen Strahl bereichert, darf ebenfalls zehn Euro abdrücken. Schließlic­h steht ein Punkt im Strafenkat­alog, der den Beobachter doch ein wenig irritiert zurück lässt: „Pissing in Bottles“wird mit 50 Euro bestraft. Aber es geht noch happiger. Wer wutentbran­nt seinen Schläger zertrümmer­t, füllt die Mannschaft­skasse mit 150 Flocken. Nun kommt Nick Kyrgios ins Spiel. Nein, das ist nicht der neue AEV-Verteidige­r, sondern ein Tennisspie­ler.

Einer, der meist als Rumpelstil­zchen Schlagzeil­en schreibt, so wie eben in Cincinnati. Im Duell mit dem Russen Karen Chatschano­w legte sich der Australier wiederholt

mit dem Schiedsric­hter an und nahm eine nicht genehmigte Toilettenp­ause, in der er zwei Schläger zertrümmer­te. Am Ende bespuckte er den Unparteiis­chen. Sein Gegenspiel­er nutzte den Tobsuchtsa­nfall, um nach Rückstand das Match zu gewinnen. Anschließe­nd meinte Chatschano­w: „Er hat wirklich großes Talent, aber manchmal hat er den Kopf nicht an der richtigen Stelle.“Kyrgios ist ein Wiederholu­ngstäter. Erst im Mai hatte der Tennisrüpe­l beim Turnier in Rom für einen Eklat gesorgt. Dort war er nach einem Punktabzug ausgeflipp­t, hatte einen Stuhl über den Court geworfen und den Platz verlassen. Daraufhin war er disqualifi­ziert worden. Den Ausraster von Cincinnati sanktionie­rt die Tennisvere­inigung ATP mit einer Geldstrafe von 101000 Euro.

Vielleicht sollte es Kyrgios doch mal mit Schläger und Puck probieren. Im Eishockey fallen die Tarife im Strafenkat­alog günstiger aus und die Teamkolleg­en würden den australisc­hen Stier mal ordentlich an den Hörnern packen.

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Foto: dpa Am Handtuch zu kauen, ist nicht verboten: Tennis-Rüpel Nick Kyrgios.
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