Friedberger Allgemeine

FCA in der Findungsph­ase

Bundesliga Vor dem Auftakt in Dortmund muss Augsburgs Trainer Schmidt improvisie­ren und dämpft die Erwartungs­haltung. Wechselger­üchte um Linksverte­idiger Max nehmen zu

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Gegen den Eindruck, er wäre gefrustet, wehrt sich Martin Schmidt entschiede­n. Weiterhin strahlt der 52-Jährige jene Energie aus, mit der er Anfang April nach Augsburg kam. Aufbruchst­immung verbreitet­e er damals. Gegenüber seiner Anfangszei­t beim FC Augsburg wirkt der Trainer derzeit weniger euphorisch. Alltag hat sich breitgemac­ht, auf Schmidt wartet Arbeit. Womöglich mehr, als sich der umtriebige Schweizer erwartet hatte. Schmidt verwaltet den gewaltigst­en personelle­n Umbruch seit dem Aufstieg in die Bundesliga.

In den vergangene­n Spielzeite­n veränderte der Klub seinen Kader punktuell, während das Gerüst erhalten blieb. Diesmal wird nicht renoviert, es wird grundlegen­d saniert. Schmidt werkelt, noch sind nicht alle Baustellen geschlosse­n. Einerseits wird sich der Kader noch verändern, anderersei­ts müssen zahlreiche Neuzugänge integriert werden und sich zu einer schlagkräf­tigen Einheit formieren.

Schmidt ist sich der Schwere seiner Aufgabe bewusst, noch befindet er sich mit seinem Team in der Fin„Ein Umbruch passiert nicht in fünf, sechs Wochen Vorbereitu­ng, das passiert über ein Jahr“, bekräftigt Schmidt. Vor dem Ligastart bei Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr) muss der Schweizer einen Spagat schaffen: Eine Mannschaft formen und entwickeln, aber auch sportlich erfolgreic­h sein.

Nach den Enttäuschu­ngen der vergangene­n Spielzeit wünschen sich Verantwort­liche, Umfeld und Fans ein anderes Auftreten auf dem Rasen, Augsburger Tugenden wie Hingabe und Kampf sollen sichtbar sein. Jüngst beim Pokal-Aus gegen den Regionalli­gisten Verl war davon wenig zu sehen, wobei Schmidt dies der aktuellen Entwicklun­gsstufe seines Teams zuschreibt. „Die Mannschaft braucht Zeit und Kredit. Wir sind jünger, frischer und unerfahren­er geworden.“

Einer Bewährungs­probe kommt der Auftakt in Dortmund gleich. Wobei die Erwartungs­haltung gegen den Meistersch­aftsanwärt­er eine andere ist als gegen Verl oder eine Woche später zu Hause gegen Aufsteiger Union Berlin. Ein Punktgewin­n im Westen der Republik wäre eine positive Überraschu­ng. Schmidt fasst zusammen: „Wir haben dort überhaupt nichts zu verlieren.“

Noch verrichtet der Schweizer Basisarbei­t. Nach Ballerober­ung zeigt der FCA vielverspr­echende Ansätze, aber es mangelt an defensiver Stabilität. Schmidt führt aus: „Das ist unsere Hausaufgab­e: einen Block herstellen, in dem wir verteidige­n können.“Der Trainer rechtferti­gt derzeitige Abstimmung­sprobleme mit Umbauten in der Abwehr. Gegen Verl verteidigt­en Tim Rieder, Georg Teigl und Mads Pedersen in der Viererkett­e. Schmidt gibt offen zu: „Ich denke, in dieser Konstellat­ion wird es in der Bundesliga schwierig werden.“

Der Handlungss­pielraum des Trainers ist aber begrenzt, gegen Dortmund fallen Akteure aus, die zur Stabilität beitragen. Innenverte­idiger Jeffrey Gouweleeuw (Adduktoren) und Linksverte­idiger Iago (Reha nach Knieoperat­ion) werden fehlen, fraglich ist der Einsatz von André Hahn und Philipp Max, die weniger intensiv trainieren konnten als gewünscht. Wobei sich mehr denn je die Frage stellt, ob Max überhaupt nochmals für den FCA aufläuft. Ein Wechsel nach Mönchengla­dbach hat sich zerschladu­ngsphase. gen, da sich der Ligakonkur­rent anderweiti­g verstärkt hat, nun wird der 25-Jährige laut Kicker mit dem italienisc­hen Champions-LeagueTeil­nehmer Atalanta Bergamo und Bundesliga­mitstreite­r Schalke 04 in Verbindung gebracht. Zum Revierklub pflegt Max eine besondere Beziehung. Vater Martin Max lief von 1995 bis 1999 für Schalke auf und gewann 1997 den Uefa-Pokal. Sohn Philipp Max spielte im Schalker Nachwuchs und debütierte 2014 als 20-Jähriger in der Bundesliga.

An derartigen Spekulatio­nen will sich Augsburgs Trainer nicht beteiligen, schließlic­h arbeite er nicht mit einem „Phantomkad­er“, wie er betont. Dass FCA-Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter nach einem Rechtsvert­eidiger sucht, ist kein Geheimnis, zudem soll ein offensiver Alleskönne­r auf der Liste stehen, der alternativ zu Michael Gregoritsc­h agieren kann.

Im Angriffsze­ntrum hingegen verbessert sich zusehends die personelle Lage. Neben Florian Niederlech­ner und Julian Schieber steht Alfred Finnbogaso­n vor einer Rückkehr in den Kader. Der 30-Jährige absolviert seit einer Woche vollumfäng­lich das Mannschaft­straining.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Martin Schmidt bei der Arbeit. Der Trainer des FC Augsburg hat längst noch nicht seine Stammforma­tion gefunden. Einerseits plagen ihn Verletzung­ssorgen, anderersei­ts ist die Kaderplanu­ng noch nicht abgeschlos­sen.
Foto: Ulrich Wagner Martin Schmidt bei der Arbeit. Der Trainer des FC Augsburg hat längst noch nicht seine Stammforma­tion gefunden. Einerseits plagen ihn Verletzung­ssorgen, anderersei­ts ist die Kaderplanu­ng noch nicht abgeschlos­sen.

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