Kein Einheitsbrei im Allgäu
Triathlon Jan Frodeno ist der Star der Szene – und am Sonntag in Immenstadt am Start. Er freut sich auf die Stimmung, immerhin feiert er Geburtstag – auch wenn er diesen nicht zu wichtig nimmt
Herr Frodeno, Sie starten am Sonntag zum zweiten Mal nach 2017 beim Allgäu-Triathlon. Was ist Ihnen vom ersten Besuch am besten in Erinnerung geblieben?
Jan Frodeno: Mit Sicherheit die Stimmung. Das haben so Traditionsveranstaltungen, die ja immer weniger werden, an sich, dass sie einmalig sind – und eben nicht dieser Einheitsbrei, in dem wir uns oft im Profizirkus bewegen.
Nicht umsonst hat sich der AllgäuTriathlon selbst den Titel „Kult“verpasst und pflegt seine Eigenheiten wie zum Beispiel den steilen Anstieg am Kuhsteig ...
Frodeno: Der Kuhsteig wird natürlich gehypt – dabei ist er so schnell vorbei, dass du dich danach fragst: War’s das jetzt? Aber für die Stimmung und das ganze Drumherum sind solche Dinge natürlich sehr wichtig.
Was ist für Sie anstrengender: Das ganze Drumherum mit zahllosen Selfies und Autogrammen oder das Rennen selbst?
Frodeno: Für mich ist natürlich der Wettkampf die Ruhe – das, worauf ich mich am meisten freue und konzentriere. Der Wettkampf ist für mich einerseits eine harte Trainingseinheit, weshalb ich über die kürzere olympische Distanz starte. Da gilt es, die Ventile noch einmal richtig durchzupusten. Das geht nur im Wettkampf. Aber ich will auch mein Versprechen halten und häufiger in Deutschland starten. Das will ich in einer relativ entspannten Atmosphäre mit meinen Fans feiern, da ich – zumindest soweit ich weiß – nicht allzu viel Konkurrenz habe.
Sie haben am Sonntag Geburtstag und werden 38. Hatten Sie nie den Gedanken, an diesem Tag einfach mal die Füße hochzulegen?
Frodeno: Ach, das ist für mich auch nur ein Tag wie jeder andere. Es ist natürlich ein bisschen komisch, nicht mit meiner Familie zu feiern. Andererseits bin ich hier mit meinen Trainingspartnern und meinem besten Kumpel unterwegs. Ich kann das ganze dann zu Hause nachfeiern.
Triathlon boomt. Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Sportart? Frodeno: Es ist schön zu sehen, dass so viele Leute Gefallen finden an unserem tollen Sport. Natürlich gibt es Puristen, die sich beschweren, dass die Radstrecke zu voll ist. Aber meine Güte, die Veranstalter haben das sehr gut im Griff, gerade hier im Allgäu. Ich finde es toll, dass eine Sportart so boomt. Frodeno: Ich werde erst einmal zurück nach Spanien fliegen, dort zweieinhalb Wochen trainieren und dann auf eine Nachbarinsel von Big Island auf Hawaii reisen, um mich zum ersten Mal fünf Wochen lang zu akklimatisieren. Bisher war ich immer erst zwei Wochen vorher da. Von dieser Neuerung erhoffe ich mir ein bisschen was. Ich will so wenig wie möglich dem Zufall überlassen. Denn ich habe immer das Ziel und den festen Glauben, gewinnen zu können. Es ist allerdings immer das Spannende an der Reise Ironman, dass man nie weiß, was passiert – auch wenn das alles von außen manchmal etwas leichter aussieht, als es ist.
Interview: Andreas Kornes