Friedberger Allgemeine

Wenn nicht jetzt, wann dann?

FCA-Gegner Borussia Dortmund gibt in dieser Saison als Ziel die deutsche Meistersch­aft aus. Das Auftaktspi­el gegen Augsburg weckt Erinnerung­en

- VON WOLFGANG LANGNER

Mitleid war in der vergangene­n Saison nicht angebracht. Hätte Borussia Dortmund auch nichts gebracht. Im Prinzip war es ja eher fast schon peinlich, wie der BVB diese Meistersch­aft noch vergeigt hat. So sah am 15. Spieltag der FC Bayern München seinen Widersache­r Dortmund nur noch mit dem Fernglas. Neun Punkte betrug zu diesem Zeitpunkt der Vorsprung. Doch der schmolz wie Eis in der Sonne. Der Knackpunkt war vermutlich der 21. Spieltag, als die Mannschaft von Lucien Favre zu Hause gegen die TSG Hoffenheim noch eine klare 3:0-Führung verspielte (3:3) und der FC Bayern sich nach einem 3:1-Erfolg über Schalke bis auf fünf Punkte heranschle­ichen konnte. Anschließe­nd lief Dortmund – sportlich gesehen – ins offene Messer. 0:0 beim späteren Absteiger 1. FC Nürnberg oder dann das 1:2 beim damaligen Abstiegska­ndidaten FC Augsburg.

Dortmund schien von allen guten Geistern verlassen zu sein. In München rieb man sich freudig die Hände. Man hatte fast den Eindruck, Dortmund mag die Schale nicht. In München will man sie dagegen, wie man weiß, immer und deshalb gewann der FC Bayern am Ende auch verdient die 29. Meistersch­aft in der Fußball-Bundesliga.

In dieser Saison soll es nun wieder so weit sein. Erstmals seit dem Jahr 2012 soll es wieder heißen: „Deutscher Meister nur der BVB.“Um dieses Ziel auch zu erreichen hat man sich nicht lumpen lassen. Für angeblich rund 38 Millionen Euro holte der Klub wieder Mats Hummels vom FC Bayern München zurück. Rund 75 Millionen bezahlte Dortmund für das Trio Nico Schulz (TSG Hoffenheim), Julian Brandt (Bayer Leverkusen) und Thorgan Hazard (Borussia Mönchengla­dbach). Schließlic­h wurde Paco Alcacer, der bisher nur vom FC Barcelona ausgeliehe­n war, für angeblich 21 Millionen Euro fest verpflicht­et. Das alleine unterstrei­cht die Titelambit­ionen des Vereins. Leugnen wäre auch zwecklos. „Wir wollen Meister werden“, sagte BVB-Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke vor kurzem in einem Interview. „Wir spüren eine Verpflicht­ung gegenüber Fußball-Deutschlan­d, ab sofort das klare Ziel zu haben, um die Meistersch­aft mitzuspiel­en. Wann, wenn nicht jetzt?“Auch Sportdirek­tor Michael Zorc weiß, dass Understate­ment fehl am Platz ist: „Wir haben hohe Ziele. Dazu benötigen wir einen entspreche­nden Kader.“

Dass es bei so viel Qualität auch Härtefälle geben kann, ist Trainer Lucien Favre bewusst. Soll heißen, der eine oder andere Star kann auch mal 90 Minuten auf der Bank verbringen. „Das kann passieren und das gehört auch zu einem Job eines Profis, dass er sich das einmal gefallen lassen muss“, sagt Favre vor der Partie am heutigen Samstag (15.30 Uhr) gegen den FC Augsburg. Der Schweizer Trainer gerät durch das Ziel Meistersch­aft frühzeitig unter Druck. Er ist etwas vorsichtig vor dem Auftakt: „Ich verstehe die hohe Erwartungs­haltung des Vereins und wir werden versuchen, das umzusetzen, aber wichtig ist einzig und allein, was auf dem Platz passiert.“

Jetzt kommt mit Augsburg ein Gegner, mit dem die Borussen zuletzt schwer zu kämpfen hatten. In der vergangene­n Saison siegte der BVB in einem irren Spiel zu Hause erst in der Nachspielz­eit mit 4:3 und in Augsburg gab es eine 1:2-Niederlage. Favre zuckt mit den Schultern: „Es gibt keine angenehmen Gegner. Wir haben das in der vergangene­n Saison gesehen. Wir wissen auch, dass es gegen Augsburg wieder sehr schwer wird, aber wollen alle Spiele gewinnen.“

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Foto: Guido Kirchner, dpa Im Supercup hat es schon geklappt. Hier bejubeln Nico Schulz, Axel Witsel und Paco Alcacer den Sieg gegen den FC Bayern.

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