Friedberger Allgemeine

Zum Karteln in die Altstadt

Hobby Gesellscha­ftsspiele liegen wieder im Trend, vor allem bei Familien und Jugendlich­en. Wie ein Laden in Augsburg es schafft, sie alle an einen Tisch zu bekommen, und mit welchem Spiel das am leichteste­n ist

- VON LISA GILZ

Die Schafkopfr­unde am Stammtisch, ein Mensch-ärgere-dichnicht-Match mit der Familie – Spiele gehören laut dem Statistikp­ortal Statista zu den zehn beliebtest­en Freizeitak­tivitäten der Deutschen. Rund 5,6 Millionen Menschen in der Bundesrepu­blik geben an, regelmäßig zu spielen – vor allem sind es Familien und Jugendlich­e.

Johannes Eberts, 28, ist einer von ihnen. Auch er spielt gerne und hat dafür in Augsburg den perfekten Ort gefunden: das Create and Play am Vorderen Lech. Regelmäßig treffen sich hier Stammgäste und Neulinge, um miteinande­r zu spielen. Die Atmosphäre ist es in erster Linie, was die Stammgäste dort schätzen. „Wenn man den Laden betritt, kann das wirken, als wäre es eine andere Welt. Aber als Treffpunkt für Leute, die ein gemeinsame­s Hobby haben, ist es super“, sagt Eberts. Der junge Mann arbeitet in der Kommunikat­ionsberatu­ng, der Austausch über gemeinsame Interessen gefällt ihm am Create and Play am meisten. Der 28-Jährige verbringt häufig Abende dort, er hat auch schon Freundscha­ften geschlosse­n. „Ich komme zum Spielen, aber auch für die Gespräche und gute Gesellscha­ft.“

Gregor Lengsfeld, 40, gehört der Laden in der Altstadt. Er freut sich, wenn Leute Interesse an Gesellscha­ftsspielen zeigen. In einer Zeit, in der viele bevorzugt virtuell spielen, sei die persönlich­e Begegnung am Spielbrett oder an den Karten zu etwas Besonderem geworden. Das Create and Play ist besonders am ein beliebter Treffpunkt, um sich an einen Tisch zu setzen und Karten oder ein Brettspiel zu spielen.

Im Laden wird Musik gespielt, häufig Songs, die sich Kunden gewünscht haben. Jeder ist per Du. Die Kundschaft ist so vielfältig wie das Spielangeb­ot: Neben Besuchern, die seit dem ersten Tag dabei sind, gibt es auch welche, die erst vor ihre Begeisteru­ng für Gesellscha­ftsund Fantasyspi­ele entdeckt haben. Ein Spiel, das im Laden besonders beliebt ist, ist „Magic the Gathering“. Das Fantasy-Kartenspie­l kann in unterschie­dlichen Formaten gespielt werden, es begeistert jüngere und ältere Besucher gleicherma­ßen.

Daniel Beck, 15, ist einer der jüngsten Stammkunde­n im GeWochenen­de schäft, auch er spielt „Magic“: „Ich habe damals im Internet nach einem Laden gesucht, in dem man spielen kann. Es sind die Atmosphäre und der familiäre Umgang, die mich dazu gebracht haben, immer wieder zu kommen.“Wenn er mittags in den Laden kommt, ist meistens schon jemand da, mit dem er Karten spielen kann. Unter anderem auch Emilio Perez. Der 50-jährige SpaKurzem nier arbeitet an der Universitä­t Augsburg und begeistert sich seit 20 Jahren für das Kartenspie­l „Magic“. Für ihn ist Create and Play ein Ort, um seiner Leidenscha­ft nachzugehe­n. Er zählt zu den älteren Stammkunde­n, aber das spielt keine Rolle, wenn er fragt, ob jemand Lust auf eine Runde „Magic“hat.

Studentin Selina Mißbach, 24, wurde durch ihren Bruder auf das Geschäft aufmerksam. Für sie ist der Laden zu einem Rückzugsor­t geworden: „Ich fühle mich hier einfach wohl. Es ist eine gute Abwechslun­g zu allen Uni-Projekten, und ich kann hier entspannen, weil die Leute alle nett und offen sind.“

Langweilig wird es auch nicht, da Lengsfeld immer wieder Events anbietet, auch für Neulinge. Schnuppera­benteuer für „Dungeons und Dragons“zum Beispiel. Es ist eines der bekanntest­en Rollenspie­le. Jeder Spieler erstellt sich einen Charakter ganz nach seinen Vorstellun­gen, dieser Charakter wird dann mit anderen auf eine Reise geschickt, während ein Spielleite­r die Geschichte erzählt und den Abenteurer­n Aufgaben stellt. Solche Spiele fordern soziale Interaktio­n und den Ideenreich­tum der Spieler.

Lengsfeld hat festgestel­lt, dass solch kommunikat­ive Spiele wieder im Kommen sind: „Im vergangene­n Jahr haben wir gemerkt, dass wieder vermehrt Leute in den Laden kommen – besonders Studenten und junge Erwachsene. Der Trend, sich abends mit Freunden zum Spielen zu treffen, sei es hier oder daheim, ist wieder größer.“Lengsfeld führt den Laden am Vorderen Lech seit sieben Jahren, etwas anderes kann er sich nicht vorstellen – er ist selbst der größte Spielefan. Übrigens: Wer nicht im Laden bleiben will, kann sich die Spiele auch ausleihen und sie zu Hause ausprobier­en.

Öffnungsze­iten Das Create and Play am Vorderen Lech 43 ist Dienstag bis Donnerstag von 13 bis 19 Uhr, Freitag von 13 bis 20 Uhr und am Samstag von 11 bis 19 Uhr geöffnet.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Johannes Eberts, Selina Mißbach, Emilio Perez und Ferdinand Dierich (von links) treffen sich im „Create and Play“am Vorderen Lech zum gemeinsame­n Spielen. Das Geschäft ist ein beliebter Anlaufpunk­t nicht nur für Stammgäste.
Foto: Silvio Wyszengrad Johannes Eberts, Selina Mißbach, Emilio Perez und Ferdinand Dierich (von links) treffen sich im „Create and Play“am Vorderen Lech zum gemeinsame­n Spielen. Das Geschäft ist ein beliebter Anlaufpunk­t nicht nur für Stammgäste.

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