Friedberger Allgemeine

„Steffi“macht Bauer und Brauer glücklich

Landwirtsc­haft Warum die Craftbiers­pezialiste­n von Frau Gruber in Gersthofen eine besondere Gerste anbauen lassen

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Gersthofen Das Wetter hat es dieses Jahr gut gemeint mit den Landwirten. Wenn Andreas Kraus über seine Felder blickt, stehen die Halme hoch und reif – bereit zur Ernte. Die Gerste, die hier wächst, heißt „Steffi“, und ist ein wenig eigen. Weshalb sie fast komplett von deutschen Feldern verschwund­en ist. „Man muss verhindern, dass sie zu hoch wächst, sonst legt sie das leichteste Wetter um, und die Ernte ist verdorben“, sagt der Landwirt. Auch der Ertrag lasse zu wünschen übrig, moderne Hochleistu­ngssorten bringen gut ein Drittel mehr. Dass Steffi überhaupt hier in Gersthofen angebaut wird, liegt an einem Brauer aus Augsburg. Enzo Frauenschu­h ist einer von zwei Machern von „Frau Gruber“, einer aufstreben­den Brauerei. Frauenschu­h ist Braumeiste­r, sein Compagnon Matthias Gruber ist für den Vertrieb der Biere zuständig. Frauenschu­h ist Perfektion­ist – und für einige Brauer gilt Steffi beim Braumalz als das Maß aller Dinge. Weshalb die geringe Menge, die überhaupt noch angepflanz­t wird, nahezu exklusiv an einige wenige Brauereien geht.

„Die Braugerste hat eine besonders vielseitig­e Eiweißstru­ktur“, erklärt Frauenschu­h. Unter anderem verleihe sie dem Bierschaum eine besondere Stabilität, weshalb bei Frau Gruber fast nur Steffi ins Bier kommt. Irgendwann hatte der Brauer genug davon, der seltenen Gerste hinterherj­agen zu müssen. Auf dem Gersthofer Stadtfest Kulturina, natürlich bei einigen Gläsern Bier, konnte er drei Bauern überzeugen, auf einem Teil ihrer Fläche Steffi im Vertragsan­bau zu produziere­n. „Wir haben uns die Hand darauf gegeben, und jetzt läuft der Anbau“, freut sich Frauenschu­h.

Andreas Kraus hat das Geschäft nicht bereut. Auch wenn Vertragsan­bau riskant sei, weil der Landwirt Wetterkapr­iolen nie voraussage­n kann, hat er gerne auf sechs Hektar seiner Fläche Steffi angebaut. „Die Gerste hat auch Vorteile“, weiß er. So brauche sie kaum Dünger, was der Umwelt zugutekomm­t. Auf den sandigen Böden am Rand von Gersthofen wächst sie hervorrage­nd. Sonst baut er auf seinem rund 95 Hektar großen Grund Gertreide, Kartoffeln und Zuckerrübe­n an, dazu etwas Raps. Enzo Frauenschu­h und Matthias Gruber hören das gerne.

Was die Landwirte jetzt für sie anbauen, deckt rund 45 Prozent des Jahresbeda­rfs an Braugerste. Das sind immerhin 120 bis 130 Tonnen. Im nächsten Jahr wollen die beteiligte­n Landwirte den Anbau laut Frauenschu­h massiv ausbauen – dann wird Steffi auf rund 30 Hektar um Gersthofen stehen.

Frau Gruber hat bisher ein enormes Wachstum hingelegt. 2017 gegründet, haben die Partner im vergangene­n Jahr 54 verschiede­ne Sorten Bier gebraut, die ihnen in der wachsenden Craftbier-Szene aus den Händen gerissen werden. Das Bier wird bereits in 19 Länder exportiert, bis Ende des Jahres sollen weitere Länder dazukommen, so Frauenschu­h. Unter anderem gibt es das Bier in Australien, Taiwan und Südkorea – der stärkste Markt neben Deutschlan­d sei Thailand.

Interessan­terweise ist der heimische Markt für die Craftbiers­pezialiste­n relativ schwierig zu erobern. Die Augsburger seien beim Bier konservati­v, sagt der Brauer. Das Bier gibt es unter anderem bei Rewe Gsell in der Jakoberwal­lstraße, Mad Motion in der Schmiedgas­se und in der Gastronomi­e zu kaufen.

 ?? Foto: Fridtjof Atterdal ?? Sie begutachte­n die Reife von Braugerste „Steffi“bei Gersthofen: (v. l.) Matthias Gruber, Andreas Kraus und Enzo Frauenschu­h.
Foto: Fridtjof Atterdal Sie begutachte­n die Reife von Braugerste „Steffi“bei Gersthofen: (v. l.) Matthias Gruber, Andreas Kraus und Enzo Frauenschu­h.

Newspapers in German

Newspapers from Germany