Friedberger Allgemeine

Wenn Immobilien­verkäufer zu hohe Preise wollen

Interview Maklerin Gabriele Gräf erklärt, warum sie manchmal Erwartunge­n von Kunden dämpfen muss

-

Die Immobilien­preise gehen stark nach oben. Frau Gräf, Sie hatten als Maklerin kürzlich bedauert, dass in Augsburg bislang nur wenige Fondsgesel­lschaften und internatio­nale Investoren in Immobilien investiere­n. Warum? Gräf: Die Diskussion über zu hohe Quadratmet­erpreise führen wir derzeit mit vielen Verkäufern. Erst kürzlich hatte ich wieder die Vermittlun­gsanfrage für eine sehr exklusive Bestandsim­mobilie in bester Lage von Augsburg abgelehnt, weil ich mir aufgrund der viel zu hohen Preisvorst­ellung von über 9000 Euro pro Quadratmet­er keine passenden Kunden vorstellen konnte. Solche Preise entspreche­n nicht der aktuellen Augsburger Marktlage. Ich sehe die Schallgren­ze in der Stadt bei 8000 Euro für Neubau-Immobilien. Bei Bestandsim­mobilien befinden wir uns derzeit zwischen 3500 bis 5000 Euro pro Quadratmet­er. Höhere Ergebnisse werden vielleicht in Metropolen wie München oder Berlin erzielt, wo oft auch Käufer beispielsw­eise aus dem Fernen Osten oder Fondsgesel­lschaften als Anleger aktiv sind, die bereit sind, solche und höhere Preise zu zahlen. Dort ist die Marktlage auch entspreche­nd. In Augsburg sind solche Investoren meiner Kenntnis nach bisher kaum aktiv. Nur in diesem Sinne war meine Aussage zu verstehen, als neutrale Feststellu­ng und ohne Bedauern.

Welche Vorteile sehen Sie mit mehr finanzstar­ken Investoren in Augsburg und welche Nachteile?

Gräf: Jeder, der die gekaufte Immobilie nicht selbst nutzt, sondern beispielsw­eise vermietet, ist ein Investor, der eine Rendite erwartet oder zumindest auf Werterhalt hofft. Auch Kunden aus dem Fernen Osten kaufen unter diesem Aspekt vermehrt Wohnimmobi­lien in Deutschlan­d, konzentrie­ren sich dabei aber vor allem auf einige wenige Metropolen, die auch außerhalb Europas einen Namen haben, wie Berlin oder München. Augsburg liegt hier nicht im Fokus. Wenn die Frage auf gewerblich­e Investoren zielt, die in Augsburg Arbeitsplä­tze schaffen, so sind diese wirtschaft­lich gesehen natürlich eine Bereicheru­ng für die Stadt. Siedelt sich ein Unternehme­n hier an, entstehen damit ja auch Arbeitsplä­tze und die Angestellt­en tragen zur Nachfrage auf dem Wohnungsma­rkt bei. Dies führt an Standorten mit Nachfrageü­berhang wie Augsburg anderersei­ts wahrschein­lich zu weiteren Engpässen und damit womöglich auch zu weiteren moderaten Preissteig­erungen. Wir beobachten aber, dass Kunden, die eine Immobilie suchen, nicht bereit sind, jeden Preis zu zahlen. Sie weichen oft in weniger gefragte Lagen oder ins Umland aus. Das kann natürlich auch dort zu weiteren Preisentwi­cklungen nach oben führen.

Als Maklerin im gehobenen Preissegme­nt verdienen Sie Ihr Geld mit Immobilien­geschäften. Müssen Sie nicht selber an hohen Preisen interessie­rt sein?

Gräf: Nein, wir als Makler sind nicht an überteuert­en Preisen interessie­rt. Wir wollen in erster Linie einen erfolgreic­hen Vertragsab­schluss herbeiführ­en, welcher sowohl Käufer als auch Verkäufer zufriedens­tellt und für beide Seiten die beste zu erzielende Lösung darstellt. Der Makler hat insofern die Aufgabe, zwischen den Parteien sachlich zu vermitteln. Wir kennen den regionalen Markt genau und wissen: Wenn die Vorstellun­gen unangemess­en hoch sind, wird es sehr schwer, überhaupt einen Käufer zu finden. Es muss immer ein für beide Seiten akzeptable­r Preis erzielt werden. Nur dann kann ein erfolgreic­her Abschluss stattfinde­n – und nur dann erhält der Immobilien­berater seine Courtage.

Wie hoch ist die Courtage?

Gräf: In Bayern wird diese üblicherwe­ise zu je drei Prozent netto des Verkaufspr­eises auf Verkäufer und Käufer aufgeteilt. Übrigens haben wir als Makler keine Möglichkei­t, die generelle Preisentwi­cklung am Markt zu beeinfluss­en. Die Preise richten sich immer nach Angebot und Nachfrage. In vielen deutschen Groß- und auch Universitä­tsstädten mit ihrer attraktive­n Infrastruk­tur gibt es heutzutage einen Nachfrageü­berhang. Die Städte wachsen weiter und es wird im Verhältnis immer noch zu wenig Wohnraum gebaut. Zusätzlich sind durch die sehr niedrigen Zinsen Immobilien auch weiterhin eine interessan­te Alternativ­e zu anderen Anlageform­en, auch für Privatpers­onen. Das alles hat in den letzten Jahren zu Preissteig­erungen an gefragten Standorten geführt.

Interview: Eva Maria Knab

 ?? Foto: Gabriele Gräf ?? Maklerin Gabriele Gräf sieht in Augsburg eine Grenze für Immobilien­preise, weil Käufer nach ihren Erfahrunge­n nicht jeden Preis zahlen.
Foto: Gabriele Gräf Maklerin Gabriele Gräf sieht in Augsburg eine Grenze für Immobilien­preise, weil Käufer nach ihren Erfahrunge­n nicht jeden Preis zahlen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany