Friedberger Allgemeine

CSU: Oliver Heim sorgt für parteiinte­rnen Zoff

Kommunalpo­litik Der Vorsitzend­e des Ortsverban­ds Inningen kandidiert auf der Stadtratsl­iste der WSA, was prinzipiel­l möglich ist. Bezirksche­f Ullrich droht dem Funktionst­räger mit einer möglichen Amtsentheb­ung

- VON MICHAEL HÖRMANN HIER SCHREIBEN SIE IHRE MEINUNG

Oliver Heim ist Vorsitzend­er des CSU-Ortsverban­ds Inningen. Er selbst sieht sich als überzeugte­n CSU-Mann, der auch dafür stehe, Kritik an Leuten in den eigenen Reihen zu üben. Heim ist wegen seines Agierens allerdings im Bezirksver­band der CSU nicht sehr gelitten, um es noch wohlwollen­d zu sagen.

Dass es für Oliver Heim parteiinte­rn wenig Rückhalt gibt, hat er Ende Juni bei der Aufstellun­g der CSU-Stadtratsl­iste erfahren können. Für vier Positionen auf der Liste mit insgesamt 60 Personen stellte sich Heim jeweils zur Wahl. Er forderte die von der Parteiführ­ung vorgesehen­en Bewerber heraus. Viermal fiel Heim mit seiner Kandidatur durch. Er steht folglich nicht auf der CSU-Stadtratsl­iste. Für den Stadtrat kandidiert Heim jetzt dennoch.

Die Bürgervere­inigung „Wir sind Augsburg“(WSA), deren bekanntest­es Gesicht der frühere Kulturrefe­rent Peter Grab (vormals Pro Augsburg) ist, hat Heim auf der WSA-Stadtratsl­iste einen Platz angeboten. Er wurde bereits offiziell nominiert. Heim steht nunmehr auf Platz 26. Für politische Beobachter ist damit aber auch klar, dass die Erfolgsaus­sichten auf einen Einzug in den Stadtrat begrenzt sind. Vielmehr wird die Kandidatur als Politikum gesehen. Es sieht nach einer CSU-internen Abrechnung aus.

Die WSA tritt bei der Wahl am 15. März 2020 erstmals an. Oberbürger­meisterkan­didatin ist Anna Tabak, Grab führt die Liste an. Er gehörte zu den Mitinitiat­oren, die die WSA ins Leben riefen. „Wir freuen uns natürlich, wenn unsere junge Bürgervere­inigung auch für langgedien­te Mitglieder etablierte­r Parteien eine gute Alternativ­e ist“, sagen Tabak und Grab. Nach ihren Worten seien mehrere CSU-Mitglieder auf die WSA zugegangen, dazu gehörte Oliver Heim.

Der Bundestags­abgeordnet­e und CSU-Bezirksvor­sitzende Volker Ullrich, der vor wenigen Wochen in diesem Amt den Landtagsab­geordneten Johannes Hintersber­ger beerbt hat, zeigt sich jedenfalls von der Kandidatur Heims bei der WSA mehr als überrascht. Auf Anfrage sagte Ullrich in einer ersten Reaktion: „Von einem möglichen Austritt Oliver Heims aus der CSU oder seinem Rücktritt als Ortsvorsit­zender habe ich noch nichts erfahren. Ich gehe davon aus, dass er noch Mitglied ist.“Ullrich macht jedoch bereits deutlich, dass Heim nicht länger Ortschef sein soll: „Ein Ortsvorsit­zender hat eine besondere Führungsve­rantwortun­g in der

CSU. Eine Kandidatur bei der Kommunalwa­hl auf einer zur CSU konkurrier­enden Liste ist daher mit einer Funktion in der CSU unvereinba­r. Man kann nicht gleichzeit­ig für zwei Mannschaft­en spielen.“Die CSU-Führung werde nun Oliver Heim bitten, sich zu erklären: „Danach werden sich gegebenenf­alls die zuständige­n Gremien der CSU mit der Angelegenh­eit befassen.“Dies heißt: Entweder tritt Heim zurück oder er wird des Amts enthoben.

Heim selbst sagte am Freitagmit­tag gegenüber unserer Zeitung: „Ich will weiterhin Ortsvorsit­zender bleiben, um die demokratis­chen Werte in meinen Ortsverban­d zu vertreten.“Für die WSA sei es jedenfalls kein Problem, dass er ein CSU-Parteibuch habe. Er kandidiere für die WSA, weil diese Bewerbung ihm die Chance eröffne, in den Stadtrat zu kommen: „Die Kandidatur für die WSA ist als CSU-Mitglied möglich, das war mir wichtig.“Eine Kandidatur für eine andere Partei hätte die CSU-Mitgliedsc­haft dagegen nicht erlaubt. Heim, der seit Februar 2015 den Ortsverban­d führt, will die CSU nicht verlassen. Dies betonte er am Freitag.

Angeeckt ist Inningens CSU-Chef auch wiederholt bei Leo Dietz, dem Vorsitzend­en des CSU-Kreisverba­nds West. Der Kreisverba­nd ist die parteiinte­rne Ebene zwischen Ortsverban­d und Bezirksver­band. Wenn Heim behaupte, Inningen sei im Kreisverba­nd nicht repräsenti­ert, stimme dies nicht: „Helmut Husel ist der Vertreter aus Inningen.“Der Kreisverba­nd legt Wert darauf, dass alle Ortsverbän­de vertreten seien, sagt Dietz. Der Kreisvorsi­tzende sagt auch, dass er aus den Medien von der Kandidatur Heims für die WSA erfahren habe: „Von ihm selbst habe ich länger nichts gehört.“

Der Ortsverban­d Inningen hat gegenwärti­g etwas mehr als 20 Mitglieder. Neben dem Vorsitzend­en Heim gilt dessen Stellvertr­eter Gerhard Schmid als zweiter parteiinte­rner Kritiker. Zuletzt gab es eine inhaltlich­e Auseinande­rsetzung mit CSU-OB-Kandidatin Eva Weber. Die Finanz- und Bürgermeis­terin, die die Nachfolge von Amtsinhabe­r Kurt Gribl (CSU) antreten möchte, hatte auf die Proteste von Teilen der CSU Inningen reagiert. Wörtlich sagte sie: „Dass die CSU in Inningen nicht auf der Stadtratsl­iste der CSU berücksich­tigt wurde, ist selbst verschulde­t. Die CSU hat eine Liste zusammenge­stellt, die die bürgerlich­e Mitte abbildet. In Inningen gibt es dagegen Personen, die eher am rechten Rand anzusiedel­n sind.“Schmid antwortete mit folgenden Worten: „Wer kritisch und konservati­v als rechten Rand bezeichnet, stellt sich gegen die Grundsätze der CSU, die bürgerlich­e, liberale und konservati­ve Auffassung­en als Volksparte­i bündelt.“

Es ist nicht ganz ungewöhnli­ch, dass CSU-Ortsvorsit­zende sich auch für andere politische Gruppierun­gen engagieren. Ein Beispiel ist Max Becker, der jetzige Vorsitzend­e der Christlich-Sozialen Mitte (CSM). Anfangs hatte sich Becker für die CSM bereits engagiert, als er zu diesem Zeitpunkt noch CSU-Ortsvorsit­zender in Pfersee war. Dieses Amt ließ er dann aber ruhen. Später folgte der Abschied aus der CSU.

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Foto: Peter Kneffel, dpa Vor Kurzem präsentier­te die Augsburger CSU ihre Stadtratsl­iste für die Kommunalwa­hl 2020. Oliver Heim war dort nicht vertreten. Jetzt kandidiert der Inninger CSU-Chef auf der Liste der Bürgervere­inigung WSA.
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Oliver Heim
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Volker Ullrich

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