Friedberger Allgemeine

Dem Stadtrat steht ein Aderlass bevor

- VON THOMAS GOSSNER gth@augsburger-allgemeine.de

Friedberg wächst, aber nur langsam. Seit Langem kratzt die Stadt an der 30 000-EinwohnerM­arke. Während alle anderen Kommunen im Landkreis-Süden zwischen 2002 und 2018 teilweise zweistelli­g zulegten, bildete Friedberg mit einem Plus von 1,6 Prozent das Schlusslic­ht. Das kann man bedauern oder nicht – zumindest bleibt den aktuell 28 841 Bürgern ein Stadtrat erspart, der mit 40 Mitglieder­n überdimens­ioniert und vermutlich auch noch ineffizien­ter geworden wäre, als er jetzt schon ist.

Aufatmen können damit auch die Parteien und Gruppierun­gen selbst. Ganz so leicht wäre eine Liste mit 40 Kandidaten sicher nicht zu füllen gewesen, wie mancher Fraktionsc­hef jetzt vorgibt. Das Interesse für Politik und Gesellscha­ft hat deutlich nachgelass­en, zumal dann, wenn es um ein längerfris­tiges Engagement geht. Zudem scheidet ein Drittel der amtierende­n, meist altgedient­en Stadträte aus freiwillig­en Stücken aus.

Am heftigsten ist dieser Aderlass bei den Sozialdemo­kraten, die eine Verjüngung der Fraktion bei den zurücklieg­enden Wahlen versäumten. In der Folge liegt jetzt das Durchschni­ttsalter der siebenköpf­igen Fraktion bei deutlich über 70 Jahren, Wally Walkmann und Peter Feile haben die 80 überschrit­ten. Aber auch die CSU verliert bekannte Namen und darüber hinaus mit Sven Güntner und Martin Trübenbach­er zwei aus der jüngeren Generation.

Viel schlimmer für die Christsozi­alen ist aber, dass sie es in den vergangene­n fünf Jahren vernachläs­sigt haben, einen Bürgermeis­terkandida­ten aufzubauen. Schon lange ist klar, dass Fraktionsc­hef Thomas Kleist nicht noch einmal antreten würde. Doch neben ihm und verschiede­nen Altvordere­n wie Manfred Losinger oder Richard Scharold, die für eine Kandidatur längst zu alt sind, konnte sich auch niemand anderer etablieren und profiliere­n. Kaum anzunehmen, dass die CSU im Herbst einen Bewerber aus dem Hut zaubert, der dem Amtsinhabe­r Roland Eichmann von der SPD ernsthaft gefährlich werden könnte.

Für den dürfte die Arbeit im künftigen Stadtrat trotzdem nicht einfacher werden. Es ist damit zu rechnen, dass auch die AfD in Friedberg auftritt und Sitze erringt. Das aktuelle Wahlrecht begünstigt die kleineren Parteien und Gruppierun­gen – die Zahl der Fraktionen könnte zulasten der Großen also durchaus noch steigen.

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