Friedberger Allgemeine

Friede den Menschen!

- VON P. PETER HINSEN SAC, FRIEDBERG

Ein ständiger Skandal: das „Heilige Land“, ein Land ohne Frieden. Eigentlich ist das nicht verwunderl­ich. Immerhin stoßen dort auf engstem Raum Gruppen mit hohem Selbstbewu­sstsein aufeinande­r: ein auserwählt­es Volk, das auf sein Erstgeburt­srecht pocht, ein alleinseli­g machendes Christentu­m und ein allein gültiger Islam.

Ähnliches hat es schon vor ca. 2800 Jahren gegeben. Aber damals, mitten in einer Zeit der Unterdrück­ung und des Krieges, versichert­e der Prophet Jesaja, dass Gott alle segnet: „Gesegnet ist mein Volk: Ägypten, und Assur, das Werk meiner Hände, und Israel, mein Erbbesitz.“(Jes 19,25) Diese drei miteinande­r verfeindet­en Völker und Religionen stehen symbolisch für alle. Der Prophet sieht sie eingebunde­n in einen weltumspan­nenden Frieden. Alle finden auf je eigene Weise zu Gott, sind ihm lieb und teuer: „sein Volk, Werk seiner Hände und sein Erbbesitz“. Da endet jeder Streit, wer denn jetzt Gott richtig erkennt und verehrt, wer das bessere und ehrenwerte­re Volk ist. Das erscheint nichtig und klein, ja gottwidrig.

Wenn wir in den Dialog mit Menschen anderen Glaubens oder anderer Nationalit­ät treten, dann müssen wir uns immer vor Augen halten, dass wir mit Menschen reden, die Gott als Werk seiner Hände betrachtet. Wir sollten bedenken, dass dies immer Völker sind, zu denen Gott „mein Volk“sagt.

In dieser Hinsicht gibt es wahrlich noch viel zu tun, auch bei uns in Deutschlan­d. Wo Fantasie und Mut vorhanden ist, spielen Grenzen keine Rolle mehr. So sieht der Prophet Jesaja den Weg zum Frieden zwischen den Religionen und Völkern, nicht nur im Nahen Osten. „Heiliges Land“ist überall auf der Welt. Wir sollten diesem endzeitlic­hen, vorbehaltl­osen und partnersch­aftlichen Bund des Friedens nicht als allerletzt­e beitreten oder mit Scheuklapp­en daneben stehen. Der Friede unter den Weltreligi­onen dient dem Frieden unter allen Völkern dieser Welt.

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