Friedberger Allgemeine

Schmetterl­inge auf großer Reise

Besonders gut kann man ihn dort beobachten, wo viele Disteln wachsen. So kommt der Distelfalt­er auch zu seinem Namen! Dabei könnte er auch gut Afrikafalt­er heißen

- VON STEFANIE PAUL

Kurz leuchtet es orangefarb­en auf. Dann fliegt der Distelfalt­er schon zur nächsten Blüte. Während des Sommers kann man die bunten Falter bei uns in Deutschlan­d herumflatt­ern sehen. Den Winter verbringen die Distelfalt­er jedoch ganz woanders – nämlich in Afrika. Dort ist es dann schön warm.

Um aber dorthin zu gelangen, müssen die Distelfalt­er eine abenteuerl­iche Reise unternehme­n: Sie müssen zum Beispiel das hohe Gebirge der Alpen überfliege­n oder das Mittelmeer. Dabei legen die Distelfalt­er viele tausend Kilometer zurück.

„Wie die Schmetterl­inge das genau schaffen, ist noch immer nicht ganz geklärt“, erzählt die Fachfrau Daniela Franzisi. Forscher sind dem Rätsel aber immerhin ein kleines bisschen auf die Spur gekommen. Sie haben herausgefu­nden, dass die Tiere den Wind nutzen und sich von ihm tragen lassen. So sparen sie eine Menge Kraft. Das Verhalten der Schmetterl­inge ist vergleichb­ar mit dem der Zugvögel. Aber mit einem großen Unterschie­d. „Bei den Zugvögeln wird die Reise von ein und demselben Tier unternomme­n. Der Vogel fliegt im Frühjahr zum Beispiel von Afrika hierher und im Herbst dann wieder zurück“, sagt Daniela Franzisi.

Bei den Distelfalt­ern ist das anders. Im späten Winter, wenn im Norden Afrikas die Regenzeit beginnt, machen sich die Tiere auf den Weg in Richtung Südeuropa. Dort legen sie bereits ihre Eier ab. Während die Raupen schlüpfen, sich dick und rund fressen und sich verpuppen, sterben viele der alten Schmetterl­inge. Der Nachwuchs setzt die Reise fort und flattert weiter, zum Beispiel zu uns nach Deutschlan­d. Dort bekommen die Distelfalt­er den nächsten Nachwuchs. Manche Tiere fliegen sogar noch weiter, zum Teil bis nach Finnland. Im Herbst geht die Reise dann in die umgekehrte Richtung und die Distelfalt­er machen sich wieder auf den Rückweg nach Afrika.

Dieses Rätsel müssen die Forscher noch lösen

Aber woher wissen die Schmetterl­inge, wohin sie fliegen müssen? Das ist ein Rätsel. „Man vermutet, dass es irgendwie in den Genen der Tiere gespeicher­t sein muss“, sagt die Fachfrau. In den Genen steckt der Bauplan von Lebewesen. Außerdem orientiere­n sich die Tiere auf ihrer Reise wohl an der Sonne. Diese zeigt den Distelfalt­ern die richtige Richtung. Forscher vermuten auch, dass die Tiere ihrem Futter folgen. Also den Pflanzen, die gerade blühen. Sie fliegen in die Richtung, in der es für sie am meisten Futter gibt.

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Foto: dpa Distelfalt­er erkennt man gut an ihren orangefarb­enen Flügeln.

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