Friedberger Allgemeine

Gesundgesc­hrumpft

Test Der Ford Focus beweist, dass drei Zylinder keine Verzichtse­rklärung sein müssen

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Drei Zylinder? Was in den Ohren eingefleis­chter Automobili­sten wie ein Witz klingt, ist längst Realität. Auf der Jagd nach niedrigen Emissionsw­erten ist den Hersteller­n jedes Mittel recht. Sie opfern Brennraum. Und sogar Töpfe.

Lustig ist das nicht, aber man kann das Beste daraus machen. So wie Ford. Der Autobauer hat früher als viele andere mit der Schrumpfku­r begonnen. Doch keine Sorge. Den Dreizylind­er namens Ecoboost, der ein Literchen Hubraum sein Eigen nennt, darf als ausgereift bezeichnet werden. Mehr noch. Wenn man nicht wüsste, dass unter der Haube des Kompakten ein vergleichs­weise kleines Herz schlägt, würde man es kaum vermuten.

Denn in der Laufruhe steht der Drei- einem Vierzylind­er in nichts nach. Der Ford-Motor schnurrt vibrations­arm. Auch die Punkte Antritt und Drehfreude hakt er souverän ab. Lediglich ein kleines Turboloch gilt es zu überwinden, dann zieht das Aggregat munter durch. Und die Fahrleistu­ngen können sich ebenfalls sehen lassen.

Die 125 PS und 170 Newtonmete­r beschleuni­gen das Auto in zehn Sekunden auf Landstraße­ntempo. Dank einer Spitzenges­chwindigke­it von 200 km/h ist die linke Spur der Autobahn kein Tabu. Schön: Subjektiv fühlt sich der Ecoboost-Motor immer nach einem Tick mehr Power an, als es die Daten eigentlich hergeben. Mit 7,5 Litern blieb der Testverbra­uch im Rahmen. Wunder darf man eben selbst von einem Dreizylind­er nicht erwarten.

Das spritzige Fahrgefühl resultiert auch aus einer recht direkten Lenkung und einem straffen, sportlich abgestimmt­en Fahrwerk, wie fast immer bei Ford. So kann der Focus bei der Kurvenhatz mit prestigetr­ächtigeren – und teureren – Rivalen durchaus mithalten.

Der Sechsgang-Handschalt­er, der sich knackig führen lässt, betont den sportliche­n Charakter noch. Gleiches gilt für die Sportsitze mit verstärkte­n Seitenwang­en, die Ford in der „Titanium“-Ausstattun­g serienmäßi­g spendiert. Bei etwas mehr als 25 000 Euro fängt diese Linie an. Sie bringt unter anderem Tempomat, Parkpilot und Navigation­ssystem mit. Letzteres fällt hinter den aktuellen Standard zurück. Der zu kleine Berührbild­schirm reagiert etwas behäbig, und auch die Programmie­rung ist nicht die simpelste, wie überhaupt das Bedienkonz­ept noch Luft nach oben bietet.

Wichtiger dürfte Focus-Kunden das Platzangeb­ot sein. Das liefert keinerlei Anlass zur Kritik. Selbst hinten sitzt es sich recht großzügig. Ferner bleibt genügend Raum für Gepäck, zumal sich die Rückbank teilen und umklappen lässt. Bedenkt man, dass sich der Ford Focus trotz (oder gerade wegen) seines Dreizylind­ers dazu richtig gut fährt, kann von Verzicht wohl kaum die Rede sein. Tobias Schaumann

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Foto: Ford Überrasche­nd gut motorisier­t: der Ford Focus.

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