Friedberger Allgemeine

Wie wir wurden,

Titel-Thema Zahlen, bitte! 70 Jahre ist es her, seit die Bundesrepu­blik gegründet wurde. Seither hat sich das Land enorm gewandelt, wie ein Vergleich mit dem Jahr 1949 zeigt. Von der Mode über die Ernährung bis hin zur Kommunikat­ion: Die gesellscha­ftliche

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Der Krieg hatte seine Narben hinterlass­en: Ende 1950 lebten knapp 51 Millionen Menschen in der jungen Bundesrepu­blik. Auf 125 Frauen kamen kurz nach dem Krieg nur 100 Männer, bei den jüngeren Jahrgängen sogar auf 160 nur 100. Bis 1990 stieg die Bevölkerun­gszahl auf 63,7 Millionen Menschen, mit der deutschen Wiedervere­inigung wuchs die Bevölkerun­g 1990 um weitere 16 Millionen Menschen aus den neuen Bundesländ­ern und Berlin-Ost. Heute zählt Deutschlan­d 82,8 Millionen Einwohner – absoluter Höchststan­d. Aber nicht nur die bloße Zahl, auch die demografis­che Struktur Deutschlan­ds hat sich in den vergangene­n sieben Jahrzehnte­n zusehends verändert. Die steigende Lebenserwa­rtung

Kleidung war und ist ein Mittel des persönlich­en Ausdrucks und deshalb immer auch ein Spiegel der Gesellscha­ft und des Zeitgeiste­s. Nach dem Krieg machte die Not erfinderis­ch: Aus dem alten Rock der Mutter entstand ein Kleid für die Tochter, die Hose des Opas wurde für den Enkel umgenäht. Die teure Kleidung hob man sich für den Sonntag auf – heute ist der eher ein Tag, an dem der Jogginganz­ug übergezoge­n wird. Frauen kleideten sich feminin und zierlich, die Taille wurde mit Miedern betont. Um die teure Ware zu schonen, zogen viele Frauen Kittelschü­rzen über ihre Kleidung. Wirtschaft­sminister Ludwig Erhard präsentier­te den Jedermann-Schuh: ein solider Lederschuh für Männer und Frauen, gut

und der Geburtenrü­ckgang lassen Deutschlan­d altern. So war die Bevölkerun­g der Bundesrepu­blik kurz nach deren Gründung mit einem Durchschni­ttsalter von 34,8 Jahren sehr jung: 30,5 Prozent der Bevölkerun­g war unter 20 Jahren und nur 9,4 Prozent der Menschen waren 65 Jahre und älter. Im Jahr 2017 war die Bevölkerun­g mit einem Durchschni­ttsalter von 44,4

Jahren deutlich älter. Kinder und Jugendlich­e haben nur noch einen Anteil von 18,4 Prozent, während der Anteil der über 65-Jährigen 21,4 Prozent beträgt. Auch traditione­lle Milieus lösten sich auf. Anfang der 50er Jahre betrug der Anteil der in der Landwirtsc­haft Tätigen noch 24 Prozent, heute sind es nur noch knapp 2 Prozent. verarbeite­t und mit einem Preis von 30 Mark erschwingl­ich. Amerikanis­che Soldaten brachten die Texashose und Nylonstrüm­pfe mit. In den 60er Jahren, als die Jugend gegen die gesellscha­ftlichen Vorstellun­gen der Älteren rebelliert­e, wurde auch die Mode wilder. 1962 wagte Mary Quant mit dem Mini eine textile Revolution. Allerdings dauert es, ehe sich die Damen an den neuen Trend heranwagte­n: 1968 trugen nur vier Prozent der unter 30-Jährigen einen Mini. Später wuchs der Mut: In den 70er Jahren demonstrie­rten Frauen mit Anti-Mode gegen Klischees, Männer trugen Rollkragen­pullis und Rüschenpul­lover. In den 80er und 90er Jahren bestimmten die Musikstars, was in den Kleidersch­rank kam.

Den Begriff „Einwanderu­ngsland“hat Ende der 40er Jahre noch niemand mit Deutschlan­d in Verbindung gebracht. Damals lebten nicht einmal 700000 Ausländer in Deutschlan­d. Doch ab Mitte der 70er Jahre macht die Zahl einen deutlichen Sprung nach oben: Der Zuzug der sogenannte­n „Gastarbeit­er“verzwanzig­fachte die Anzahl der ausländisc­hen Arbeitskrä­fte. Das erste Anwerbeabk­ommen wurde im Jahr 1955 mit Italien geschlosse­n. Die größte Gruppe unter den Zuzüglern bilden allerdings Menschen aus der Türkei (Anwerbeabk­ommen: 1961). Spannungsf­rei lief der Wandel hin zu einer pluralen Bevölkerun­g allerdings nicht ab – immerhin war die neue Offenheit erzwungen. Eine Untersuchu­ng des

Arbeit bestimmte das Leben, Verreisen war Luxus. Die meisten Berufstäti­gen hatten nur wenige freie Tage im Jahr und kaum Geld für das Nötigste. Erschwingl­ich war aber Kino: Der durchschni­ttliche Bundesbürg­er sah sich 16-mal im Jahr einen Film an, 1949 zum Beispiel die „Berliner Ballade“mit einem spindeldür­ren Hauptdarst­eller namens Gert Fröbe. Selbiger ging danach wie ein Symbol des Wirtschaft­swunders in die Breite und mimte 1964 an der Seite von Sean Connery den berühmtest­en aller Bond-Bösewichte, Auric Goldfinger. Eine deutsche Fernsehpro­duktion war 1950 „Das Schwarzwal­dmädel“mit Paul Hörbiger. In der Nachkriegs­zeit waren Heimatfilm­e, die den Zuschauer in eine heile

Instituts für angewandte Sozialwiss­enschaft zeigte, dass 39 Prozent der Befragten Ende 1981 der Meinung waren, die Türken würden den Deutschen ihre Arbeitsplä­tze wegnehmen. „Darüber zu räsonieren ist etwas anderes, als mit Türken in einem Haus zu wohnen, wo es nach Knoblauch riecht“, zitiert der Spiegel im Januar 1980 Berlins Sozialsena­tor Olaf Sund (SPD). Ende 2018 lebten rund 10,92 Millionen Ausländer in Deutschlan­d. Somit hat sich die Zahl in den letzten zehn Jahren um mehr als 60 Prozent erhöht. Die meisten Zuwanderer kommen aus der EU. Hier lebende Ausländer sind im Schnitt deutlich jünger als Deutsche. Das durchschni­ttliche Alter liegt bei knapp 38 Jahren, das der Deutschen bei 45. Welt entführten, sehr beliebt. Heute hat das Kino seine Hoch-Zeit längst hinter sich: Im Jahr 2018 gingen Personen im Alter von 20 bis 29 Jahren durchschni­ttlich 4,2-mal ins

Kino, gerechnet auf alle Altersgrup­pen gehen die Deutschen sogar nur 1,5-mal im Jahr ins Kino – das Land ist dafür flächendec­kend mit Massenmedi­en versorgt. Die durchschni­ttliche Fernsehzei­t pro Tag liegt bei 221 Minuten. Fernsehen ist seit 1986 die liebste Freizeitbe­schäftigun­g der Deutschen. Die erste Familiense­rie, die im deutschen Fernsehen zu sehen war, war übrigens die „Familie Schölerman­n“. Ab 1954 lief diese Sendung und am Ende waren 111 Folgen abgedreht. Gesendet wurde sie in der ARD – dem einzigen Sender bis 1963.

Leer waren die Straßen, als die Bundesrepu­blik ihre Gründung feierte. Im Jahr 1949 existierte­n wohl eine halbe Million Personenwa­gen in Deutschlan­d – heute sind es 47 Millionen, wie Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r angibt. Provokant könnte man fragen: Wo hätten die Autos auch fahren sollen? Die Städte waren von Ruinen geprägt. In Köln, der am stärksten zerstörten Großstadt, schien die Lage so hoffnungsl­os, dass ernsthaft erwogen wurde, sie an anderer Stelle wieder aufzubauen, nämlich weiter nördlich. Das hätte den Vorteil gehabt, dass man nicht erst den ganzen Schutt hätte wegräumen müssen. Später wurden nicht nur die Straßen ausgebaut, auch die Automobilb­ranche wuchs

Heute wird das christlich­e Abendland mit politische­n Parolen verteidigt, im Jahr 1949 lebten die Menschen ihren

Glauben im Alltag. Die Zahl der katholisch­en Gottesdien­stbesucher lag im Jahr 2017 bei 2,29 Millionen – im Jahr 1950 waren es noch 11,69 Millionen. Den Osten Deutschlan­ds sehen Experten gar als europäisch­e Atheisten-Hochburg. Aber selbst bei den Gläubigen hat sich ein Wandel des Gottesbild­es vollzogen: An die Hölle glaubt kaum mehr jemand, konfession­sübergreif­ende Ehen sind völlig normal. Der Glaube dient zunehmend als seelisches Sinn-Angebot, während er in der Nachkriegs­zeit ein festes soziales Milieu absteckte. Frömmigkei­t war Pflicht und der Einfluss der Kirche auf die

in beinahe atemberaub­endem Tempo. 1946 liefen in der Produktion­sstätte Wolfsburg 10000 VW Käfer vom Band, 1950 waren schon 100000 Stück produziert. In den 50er Jahren wurden in Deutschlan­d vor allem günstige Kleinwagen entwickelt. Die Isetta von BMW, das

Goggomobil, der NSU Prinz und natürlich der VW Käfer, der 1955 zum millionste­n Mal über das Band lief. Im Jahr 1962 besaßen immerhin 27,3 Prozent aller Privathaus­halte ein Auto, 2008 waren es schon 77 Prozent, der Anteil ist seither praktisch konstant. Das Auto ist aber nicht nur der Deutschen Liebling – der Industriez­weig gibt auch vielen Menschen eine Arbeit. Im Jahr 2018 lag die Zahl der Beschäftig­ten bei 833 937. Gesellscha­ft enorm. „In der frühen Bundesrepu­blik hatte die Kirche eine gesellscha­ftsstabili­sierende Funktion, als wir es mit einer moralisch zutiefst erschütter­ten und traumatisi­erten Gesellscha­ft zu tun hatten, die durchaus nach moralische­n Autoritäte­n sich sehnte“, sagt der Historiker Andreas Rödder. In den 60er Jahren schritt die Säkularisi­erung voran. Heute gehören 23,58 Millionen der katholisch­en, 21,54 Millionen der evangelisc­hen Kirche an. Detlef Pollack, der im Exzellenzc­luster Religion und Politik der Uni Münster forscht, sagt: „In dem Maße, wie sich Wohlstand erhöht, nimmt die Wahrschein­lichkeit zu, dass Menschen ein distanzier­tes Verhältnis zu Religion sowie zum Glauben an Gott entwickeln.“

Unser Land war in seinen Anfangstag­en ein echter Hungerleid­er, so arm wie ein heutiges Dritte-Welt-Land. Von 1000 lebend Geborenen starben im Jahr 1946 knapp 100, also zehn Prozent. 1947 zeigten sich amerikanis­che Besucher schockiert über den Anblick ausgemerge­lter Kinder mit aufgebläht­en Hungerbäuc­hen. 1948 war die größte Not mit der Einführung der D-Mark zwar vorüber – die plötzlich reich gefüllten Schaufenst­er waren im Rückblick für viele Westdeutsc­he der eigentlich­e Gründungsa­kt der Bundesrepu­blik – aber die wenigsten konnten sich diese Waren leisten. Arbeit gab es in der Industrie. Das Ruhrgebiet – heute in vieler Hinsicht abgehängt – war das Kraftzentr­um der jungen Bundesrepu­blik.

Bis zum 11. Juni 1994 galt Homosexual­ität in Deutschlan­d unter Umständen als strafbar. Der entspreche­nde, mehr als 100 Jahre alte Paragraf 175 des Strafgeset­zbuchs wurde an diesem Tag offiziell gestrichen. Die Nationalso­zialisten hatten den Paragrafen, der noch aus der Kaiserzeit stammte, verschärft. Die Bundesrepu­blik hatte die verschärft­e Regelung zuerst übernommen. Die kirchliche­n Moralvorst­ellungen waren in diesen Jahren tief in der Bevölkerun­g verankert. Nicht nur der juristisch­e, sondern auch der sittlich-gesellscha­ftliche Druck war hoch. Zwar wurde die Bestrafung erwachsene­r Homosexuel­ler wegen „Unzucht“1969 abgeschaff­t. Endgültig gestrichen wurde der Paragraf 175 aber

Auch die Landwirtsc­haft war Brotgeber im wahrsten Sinne des Wortes. Anfang der 50er Jahre waren 24 Prozent der Menschen in der Landwirtsc­haft beschäftig­t, inzwischen sind es gerade einmal knapp zwei Prozent. Trotzdem ist die Landwirtsc­haft heute deutlich produktive­r. 1950 ernährte ein Bauer zehn Personen – im Jahr 2010 waren es schon 131 Personen. Das hatte zur Folge, dass Fleisch und andere Lebensmitt­el für die breite Masse deutlich günstiger wurden. Fleisch ist längst kein Luxus mehr. Vor 100 Jahren betrug der Anteil der Ausgaben für Nahrungs- und Genussmitt­el am gesamten Konsum noch etwa 50 Prozent; heute beträgt dieser Anteil nur 14,7 Prozent, weiß der Bauernverb­and. erst 1994. Geschätzt wird, dass auf seiner Basis in der Bundesrepu­blik rund 100000 Prozesse geführt und 64 000 Menschen verurteilt wurden. Die DDR liberalisi­erte ihre Strafvorsc­hriften früher als die Bundesrepu­blik. Verurteilt wurden insgesamt etwa 4000 Männer. Faktisch wurde der Paragraf 175 in der DDR seit Ende der 1950er Jahre nicht mehr angewendet. Seit der Streichung im vereinigte­n Deutschlan­d 1994 ist einiges passiert: 2001 wird die eingetrage­ne Partnersch­aft für homosexuel­le Paare ermöglicht, vier Jahre später wird die Adoption leiblicher Kinder des Partners erlaubt. Im Juni 2017 beschließt der Bundestag schließlic­h die Öffnung der Ehe auch für gleichgesc­hlechtlich­e Paare – die Ehe für alle.

Gutes Essen blieb in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg eine solche Besonderhe­it, dass es 1949 von Konrad Adenauer gezielt eingesetzt wurde, um sich an die Spitze des neuen Staates zu setzen. Um die Parteispit­ze für sich zu gewinnen, lud er in sein Haus in Rhöndorf und ließ ein Buffet anrichten, das nachhaltig in Erinnerung blieb. Für den jungen Franz Josef Strauß, einen der Gäste, ein Wunder: „Überwältig­ender Eindruck für uns ausgehunge­rte Großstädte­r war ein Buffet von einer Reichhalti­gkeit, wie ich es auf Privatkost­en Adenauers weder vorher noch nachher jemals erlebt habe“, erinnerte er sich später. Dazu habe der Gastgeber Weine serviert, „wie ich sie in meinem ganzen

Zupackende Trümmerfra­u mit Kopftuch: Sie gehört in das Fotoalbum deutscher Geschichte, im Osten wie im Westen. Die Faszinatio­n lag vor allem darin, dass es gerade für verheirate­te Frauen keineswegs selbstvers­tändlich war, außer Haus zu arbeiten. „Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwort­ung. Sie ist berechtigt, erwerbstät­ig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.“So stand es bis in die 70er Jahre im BGB. Die weibliche Emanzipati­on machte in den 70er Jahren enorme Fortschrit­te, die Frauen wollten sich nicht länger unterordne­n. Noch 1970 war es eine Sensation, als die SPD-Abgeordnet­e Lenelotte von Bothmer im Bundestag in Bonn in einem Hosenanzug

Leben noch nie getrunken hatte“. Die Nominierun­g Adenauers zum Kanzler war danach nur noch eine Formsache. Heute ist es für die Deutschen selbstvers­tändlich, dass

Fleisch auf den Teller kommt – und zwar in großen Mengen. Seit zwei Jahrzehnte­n pendelt der Fleischkon­sum in Deutschlan­d ziemlich stabil um die 60 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Im Kontrast dazu: Um 1970 lag der Kartoffelv­erzehr pro Kopf und Jahr bei 110 Kilogramm. 2005 verspeiste­n wir im Schnitt nur noch 75 Kilo. Verbrauche­r konnten 2016 in einem Lebensmitt­el-Discounter aus durchschni­ttlich 1755 verschiede­nen Artikeln des Lebensmitt­elsortimen­ts wählen. 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen sind übergewich­tig. erschien. 1976 wurde in Westberlin das erste Frauenhaus gegründet, wohin jene Frauen flüchten konnten, die Gewalt in der Ehe erfuhren. Im selben Jahr wurde das Scheidungs­recht reformiert: Es gilt nicht mehr das Schuld-, sondern das Zerrüttung­sprinzip, mit dem die Ehe auch gegen den Widerstand einer Seite nach einer Frist geschieden werden konnte. 1977 war das Gründungsj­ahr der Zeitschrif­t Emma. 1988 beschloss die SPD auf ihrem Parteitag eine „Frauenquot­e“– die Grünen hatten es längst vorgemacht. Doch das Kapitel Gleichbere­chtigung ist nicht abgeschlos­sen, von der Lohnfrage bis zu den Chefetagen. 2017 sank der Anteil der Frauen im Bundestag mit 30,9 Prozent auf das Niveau von 1998.

Kommunikat­ion war für die allermeist­en Menschen Ende der 40er Jahre nur möglich im persönlich­en Gespräch oder schriftlic­h per Brief. Allerdings kamen viele Briefe gar nicht an, weil die Adresse nicht mehr existierte, sondern dort nur noch ein Krater oder ein Geröllfeld zu finden war. Im Zweiten Weltkrieg hatten die Briten noch Zehntausen­de Brieftaube­n eingesetzt. Heute haben zumindest private Briefe Seltenheit­swert – immer weniger Menschen nutzen die Dienste der Deutschen Post: Im Jahr 2018 waren es rund 17,9 Milliarden Briefe, die befördert wurden im Vorjahr noch 18,6 Milliarden. Kommunikat­ionsmittel Nummer 1 bei jungen Menschen ist längst die

E-Mail. Im Jahr 2018 wurden in

Der Zugang zu höherer Bildung war vor 70 Jahren noch eng begrenzt. Nur wer es sich leisten konnte, schickte seine Kinder aufs Gymnasium – alle anderen gingen auf die Volksschul­e oder auf die Mittelschu­le. Die Klassen waren oft nach Konfession­en und Geschlecht­ern getrennt, auf dem Land wurden nicht selten mehrere Klassen gemeinsam in einem Raum unterricht­et. In Bayern war die Identifika­tion mit der Heimat ein entscheide­nder Bestandtei­l der Schulerzie­hung. 1964 trat an die Stelle der achtjährig­en Volksschul­e die vierjährig­e Grundschul­e plus die weiterführ­ende Schule. In den 70er Jahren wurde das Bildungssy­stem maßgeblich reformiert. Der Wandel hin zu einem wirtschaft­lich prosperier­enden

Deutschlan­d 848,1 Milliarden E-Mails versendet und empfangen. 2017 waren es noch 771 Milliarden, wie eine Auswertung von gmx.de ergab. Als „offizielle­r“Erfinder der E-Mail gilt Ray Tomlinson. Im Jahr 1992 wird die erste SMS verschickt. Ein „Frohe Weihnachte­n“ging an den Firmenchef von Vodafone. In den ersten Jahrzehnte­n nach dem Krieg war hingegen schon das Telefon ein Luxusgut: Gerade mal 14 Prozent aller Haushalte verfügten 1962/63 im früheren Bundesgebi­et über ein Telefon. Knapp zehn Jahre später konnte immerhin in der Hälfte und 1988 in bereits 93 Prozent aller westdeutsc­hen Haushalte privat telefonier­t werden. Heute soll es in Deutschlan­d zudem 137 Millionen Mobilfunka­nschlüsse geben. Land verlangte nach mehr Abiturient­en. Im Jahr 1952 besuchten nur 15 Prozent der Schüler in Deutschlan­d das Gymnasium, 2005 waren es schon 33 Prozent, inzwischen macht fast schon die Hälfte eines Jahrgangs Abitur. Die Zahl der Studierend­en an den Hochschule­n überschrit­t 1980 erstmals die Millioneng­renze. Was sich allerdings bis heute nur im Schneckent­empo verändert hat: Noch immer ist die Chance auf eine höhere Bildung in vielen Fällen von der Herkunft abhängig. 1967 stammten nur sieben Prozent der Studenten aus Arbeiterha­ushalten. Und heute? Von 100 Kindern aus Akademiker­familien beginnen 74 ein Studium; von 100 Kindern aus Familien ohne studierte Eltern sind es nur 21.

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Foto: dpa 1955 lief im Wolfsburge­r Volkswagen­werk der millionste Käfer vom Band. Ein Exportschl­ager und Symbol des deutschen Wirtschaft­swunders.
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Foto: dpa Schmale Taille und ausgestell­ter Petticoat. Ein Fotomodell posiert mit einem Sommerklei­d der 50er Jahre. Der Rock endet deutlich unter dem Knie.
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Foto: Imago Images In den 50er Jahren waren Heimatfilm­e beliebt. „Die Försterlie­sel“aus dem Jahr 1956 mit Anita Gutwell in der Hauptrolle war ein voller Erfolg.
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Foto: Imago Images Eine Prozession im Alpenraum. In den 60er Jahren schritt die Säkularisi­erung der Deutschen voran. Heute verlieren die Kirchen massiv Mitglieder.
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Foto: dpa 55 türkische Bergleute kommen im November 1961 in Düsseldorf an. Inzwischen ist Deutschlan­d ein Einwanderu­ngsland.
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Foto: dpa Dresden kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Nicht nur das Land lag in Schutt und Asche, auch die Bevölkerun­gszahl war stark dezimiert.
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Foto: Imago Images Typisches Bild Anfang der 60er: Die Frau kümmert sich um Haushalt und hängt die Wäsche auf. Seither wurde mehr Gleichbere­chtigung erstritten.
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Foto: dpa Mit der Währungsre­form 1948 gab es neue Preise – aber auch wieder volle Schaufenst­er.
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Foto: dpa Nach der Not der ersten Jahre wurde umso mehr geschlemmt und gehaltvoll­es Essen dominierte den Speiseplan.
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Foto: dpa Lange Zeit prägend für die alte BRD: die gelben Telefonzel­len. Mittlerwei­le gibt es stattdesse­n einer Schätzung zufolge 137 Millionen Mobilfunkv­erträge.
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Foto: dpa Gleichgesc­hlechtlich­e Tortenfigu­ren: Bis 1969 war Homosexual­ität strafbar, mittlerwei­le gibt es die Ehe für alle.
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Foto: dpa Von der Elite-Anstalt zur Massen-Uni: Auch das Bildungssy­stem hat sich stark verändert – und ist immer noch nicht durchlässi­g genug.

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