Friedberger Allgemeine

Die Bayern leisten sich einen Magier

Nach dem unterhalts­amen, aber enttäusche­nden 2:2-Remis gegen Berlin holt der FCB mit Philippe Coutinho einen Topstar für die Offensive. Ärger gibt es um Renato Sanches

- VON FLORIAN EISELE

München Wenn sich Robert Lewandowsk­i in der Mixed-Zone der Allianz Arena den Fragen der Journalist­en stellt, bildet sich für gewöhnlich eine Traube von der gefühlten Größe eines Mittelkrei­ses um den Polen. Als der Stürmer, immerhin doppelter Torschütze beim 2:2 gegen Berlin, am Freitagabe­nd sprach, gestaltete sich das deutlich überschaub­arer. Der Grund dafür stand wenige Meter neben Lewandowsk­i: Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic. Auch der hatte einen doppelten Erfolg zu vermelden – im Gegensatz zu seinem Stürmer gelang ihm dies aber auf dem Transferma­rkt. Geglückt sei ihm nach Wochen des Wartens „etwas Spektakulä­res“, wie der 42-Jährige sagte: Michael Cuisance und der Topstar Philippe Coutinho werden zu den Bayern wechseln.

Salihamidz­ic warb um Verständni­s für die lange Wartezeit: „Es ist nicht so leicht, unseren Kader zu verstärken.“Während der 20-jährige Franzose Cuisance, der am Sonntag einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschri­eb und zehn Millionen Euro kostete, wohl eher die Auswahl im zentralen Mittelfeld­s verbessern soll, kommt mit Coutinho ein Spieler der Kategorie Topstar nach München. Schon am Freitagabe­nd stand der 27-jährige Brasiliane­r nicht mehr im Kader des FC Barcelona für den Auftakt der spanischen Liga. Am Sonntag kam er in München an und absolviert­e den Medizinche­ck. Die Leihgebühr für den „kleinen Magier“, wie er in seiner Heimat genannt wird, wird bei rund zehn Millionen Euro liegen. Nutzt Bayern die Kaufoption in einem Jahr, werden nochmals etwa 120 Millionen Euro fällig. Das Jahresgeha­lt soll bei 13 Millionen Euro liegen. Coutinho ist kein Mann für kleine Beträge: Er war vor eineinhalb Jahren für 145 Millionen von Liverpool zu Barcelona gewechselt.

Wie hoch die sportliche­n Erwartunge­n an den Brasiliane­r sind, zeigt nicht zuletzt die Rückennumm­er, die er bei den Bayern tragen wird: Am Sonntag wurde bekannt, dass er die 10 übernimmt. Der Letzte, der dieses Trikot trug, hieß Arjen Robben. Wie der Niederländ­er ist Coutinho am liebsten auf den offensiven Flügeln unterwegs, kann aber auch in der Zentrale spielen. Dass der Kicker die Extraklass­e hat, die die Bayern suchten, scheint unbestritt­en. Fraglich war hingegen, ob er auch wirklich Lust auf die Bayern und die Bundesliga verspürt. Laut Vorstandsv­orsitzende­m Karl-Heinz Rummenigge gebe es darüber keinen Zweifel: Coutinho habe einen sehr guten Eindruck gemacht. „Er wollte zum FC Bayern kommen. Darüber bin ich sehr glücklich.“

Eine zumindest vorläufige Absage erteilte Rummenigge Spekulatio­nen, wonach der vorherige Wunschspie­ler Leroy Sané trotz seiner Verletzung noch in diesem Sommer nach München kommen könnte: „Nein, Leute. Jeder weiß, was ein Kreuzbandr­iss bedeutet und was die Ausfallzei­t betrifft.“Präsident Uli Hoeneß erklärte bei Sky, dass nun kein weiterer Spieler kommen werde: „Jetzt ist unser Kader so komplett oder so gut aufgestell­t, wie wir uns das vorgestell­t haben.“

Einer, der die Bayern nach eigenem Willen noch verlassen könnte, ist Renato Sanches. Der 22-Jährige war nur in der Schlusspha­se gegen Berlin eingewechs­elt worden und kurz nach Spielende aus der Kabine gestürmt. Fünf Minuten seien zu wenig für seine Ansprüche, ließ der Portugiese verlauten und bekräftigt­e seinen Wechselwun­sch. Diese Wut kam Sanches teuer zu stehen, angeblich soll er eine Geldstrafe von 10000 Euro erhalten haben. Mit auf den Weg gab es noch eine Maßregelun­g von Rummenigge: „Es ist nicht angebracht, dass man nach dem ersten oder zweiten Spiel gleich erbost hier davonläuft. Er wird noch seine Chancen kriegen.“Robert Lewandowsk­i hatte übrigens auch etwas zu Coutinho zu sagen: „Er ist ein Spieler, der den Unterschie­d machen kann.“Wie dringend diese Kreativitä­t gebraucht wird, hatte sich zuvor gegen die Hertha gezeigt. Trotz klarer Feldüberle­genheit ließen die Bayern die ersten Punkte liegen. Tore: 1:0 Lewandowsk­i (24.), 1:1 Lukebakio (36.), 1:2 Grujic (39.), 2:2 Lewandowsk­i (60., Foulelfmet­er)

Zuschauer: 75000 (ausverkauf­t)

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Foto: MauriceVan­Steen, Witters Einer, der künftig den Unterschie­d machen soll: Philippe Coutinho, hier noch im Trikot des FC Barcelona, kommt zum FC Bayern. Bei den Münchnern erhält er die Rückennumm­er von Arjen Robben.

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