Friedberger Allgemeine

Klosterhal­fen knackt den nächsten Rekord

Läuferin verbessert 34 Jahre alte Bestmarke über eine Meile. In der Schweiz bereitet sich Deutschlan­ds größtes Talent auf seinen WM-Start in Doha vor

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Birmingham Auch am Gate auf dem Flughafen in Birmingham hatte es Rekordläuf­erin Konstanze Klosterhal­fen noch einmal richtig eilig. „Mein Flieger nach Zürich ist schon aufgerufen. Ich muss jetzt aufpassen. Aber fünf Minuten sind schon noch drin“, sagte Deutschlan­ds Riesen-Lauftalent am Montagvorm­ittag und lachte. „Koko“– wie die 22-Jährige nur gerufen wird – musste sich sputen. Dabei hatte sie ihr Ziel eigentlich schon am Sonntag erreicht: Sieg beim Diamond-LeagueMeet­ing über die Meile. In 4:21,11 Minuten blieb sie 48 Hundertste­lsekunden unter der fast 34 Jahre alten nationalen Bestmarke von Ulrike Bruns. „Ein Rekord ist immer schön. Ein Sieg auch. Ich denke, das geht auf jeden Fall bei mir jetzt in die richtige Richtung“, sagte die Leichtathl­etin von Bayer Leverkusen nach ihrem ersten Sieg auf der Königsklas­sen-Tour des Weltverban­des IAAF.

Im vorigen Jahr gab es eine Zäsur im Leben der Konstanze Klosterhal­fen: Sie ging nach Amerika, schloss sich dem Nike-Oregon-Projekt (NOP) des umstritten­en Alberto Salazar an. Dort, in Portland, läuft für „Koko“alles nach Plan. Das Training in ihrer Wahlheimat mit anderen Athleten bei Coach Pete Julian zeigt schon seit Jahresbegi­nn Wirkung und „macht total Spaß. Es ist eine neue, große Herausford­erung“, meinte Klosterhal­fen. „Pete hat ein gutes Gefühl dafür, mich zu pushen. Und er sieht genau, wie weit er gehen kann – bis an meine Grenzen und darüber hinaus.“

Das schaffte sie auch im Wettkampf immer besser: Immerhin sechs deutsche Rekorde auf den Mittelstre­cken hat Klosterhal­fen im WM-Jahr 2019 schon verbessert, einige pulverisie­rt. Drei Hallenreko­rden im Winter (1500 Meter, Meile, 3000 Meter) folgten drei Bestmarken im Stadion: über 3000 Meter, beim grandiosen 5000-Meter-Triumph Anfang August in Berlin – und nun über die eher selten gelaufene Meile (1609 Meter) in Birmingham.

„Sie ist in Top-Form! Bei der WM kann sie ganz vorne mitlaufen“, sagte ihr langjährig­er Heimtraine­r Sebastian Weiß der dpa. „Die Tendenz geht zu den 5000 Metern, da sie neben ihrer herausrage­nden Ausdauer auch den nötigen Schlussspu­rt für diese Strecke hat“, betonte der Bundestrai­ner. „In puncto Tempohärte hat sie einen großen Schritt gemacht. An ihrer Kraft und Schnelligk­eit wird auch in den USA weiter forciert gearbeitet. So kann Konstanze auch im Schlussspu­rt mit der internatio­nalen Konkurrenz mithalten“, erklärte Weiß, der Klosterhal­fen sechs Jahre trainiert hat.

In St. Moritz bereitet sie sich nun gezielt auf die Wüsten-WM vom 27. September bis 6. Oktober in Doha/ Katar vor. Dort wird sie entweder über 1500 oder 5000 Meter antreten – einen Doppelstar­t lässt der enge Zeitplan nicht zu. „Als Favoritin sehe ich mich auf keinen Fall“, versichert Klosterhal­fen. Auch ein Auftritt beim ISTAF (1. September) ist nicht drin, da sie bei beiden Finals der Diamond League starten möchte: am 29. August in Zürich und am 6. September in Brüssel. Doch eine Sache steht jetzt schon fest: Wie immer vor einem Wettkampf wird sich „Koko“auch in Doha eine Portion Nudeln gönnen und ein Brötchen einstecken.

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Foto: dpa Konstanze Klosterhal­fen läuft mit sechs deutschen Rekorden ins WM-Jahr.

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