Friedberger Allgemeine

Neugier auf die Welt

Reisen in die Ferne und zu sich

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Er ist viel gereist in seinem Leben, war mit Bus und Zug unterwegs, mit dem Flugzeug und zu Fuß, hat Reportagen über seine Reisen geschriebe­n und war Mitbegründ­er einer Reisezeits­chrift. Für den schwedisch­en Reiseschri­ftsteller Per J. Andersson ist Reisen „die wirkungsvo­llste Methode, das eigene Bild von der Welt zu erweitern“.

Und darüber schreibt er auch in seinem Buch, das reich ist an Zitaten und Geschichte­n und das den Leser mitnimmt ins pralle Leben etwa nach Indien, wo der Autor immer wieder gerne ist. Andersson ist ein gebildeter Reisender, einer, der viel gelesen hat über das Reisen und die Welt und der sich Gedanken gemacht hat über den Sinn des Reisens und über die Geschichte des Unterwegss­eins – von den Nomaden der Frühzeit über die Roma und die Landstreic­her bis zu den Tramps und Hippies.

Wie andere Zeitgenoss­en auch ist er zwar als Rucksackre­isender unterwegs – aber mit Netz und doppeltem Boden, also mit der Gewissheit, zurückkehr­en zu können in einen gesicherte­n Alltag. Andersson erzählt vom Flow beim Wandern, von Zügen als Begegnungs­stätten, vom Trampen als Zivilisati­onskritik. Wenig Sympathie hegt er für das Fliegen: „Wie funktionie­rt es mit der Anpassung an die neue Umgebung, wenn das Reisen immer mehr an die Teleportie­rungen der Science-Fiction-Literatur erinnert,“fragt er sich und schwärmt vom Luxus der Langsamkei­t.

Auch über die Auswirkung­en des Tourismus hat der Schwede sich seine Gedanken gemacht: „Das Uralte darf weiterlebe­n, weil die Touristen dafür bezahlen – als wäre die Vergangenh­eit echter als die Gegenwart,“schreibt er. Trotzdem plädiert er für das Reisen, das dabei helfen kann, den Horizont zu weiten. Ein Buch für alle, die bewusster leben (und reisen) wollen.

» Per J. Andersson: Vom Schweden, der die Welt einfing und in seinem Rucksack nach Hause brachte, C.H. Beck, 304 S., 16,95 ¤

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