Friedberger Allgemeine

OB-Kandidat geht auf 1000 Wähler zu

Wie Peter Hummel es schaffen will, dass die Freien Wähler aus dem Schattenda­sein in der Augsburger Kommunalpo­litik heraustret­en. Er greift zu ungewöhnli­chen Methoden. Die Ministerri­ege in München spielt eine Rolle

- VON MICHAEL HÖRMANN

Peter Hummel ist seit einigen Wochen Oberbürger­meister-Kandidat der Freien Wähler. Die Partei führt in Augsburg allerdings seit vielen Jahren ein Schattenda­sein. Gerade mal zwei Stadträte stellen die Freien Wähler in der gegenwärti­gen Periode: Regina Stuber-Schneider und Volker Schafitel. Der Architekt hat aber bereits angekündig­t, dass er bei der Kommunalwa­hl 2020 nicht mehr antreten werde.

Die Stadträte der Freien Wähler gehören der Sechser-Ausschussg­emeinschaf­t an, die als zahlenmäßi­g stärkste Rathaus-Opposition agiert. Auf Landeseben­e sieht die Situation der Freien Wähler anders aus. Nach der Landtagswa­hl im Herbst 2018 sind sie an der Macht, als Koalitions­partner der CSU. Im bayerische­n Kabinett sitzen gleich drei Minister der Freien Wähler. Bekanntest­er Vertreter ist Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger, der darüber hinaus stellvertr­etender Ministerpr­äsident ist.

Das erfolgreic­he Abschneide­n der Freien Wähler auf Landeseben­e nimmt ihr Augsburger OB-Kandidat nun zum Anlass, selbstbewu­sste Töne für die anstehende Kommunalwa­hl anzustimme­n: „Unser Minimalzie­l ist Fraktionss­tärke, also der Einzug von vier Stadträten.“Aber Minimalzie­le verfolge man ja in der Regel nicht, sondern man strebe nach Höherem, so Hummel: „Ich sage, dass wir mit sechs Personen in den Stadtrat einziehen werden, plus X.“Dass diese Ankündigun­g von Außenstehe­nden als sehr vollmundig angesehen wird, ist Peter Hummel, der als Journalist tätig ist, wohl bewusst.

Er weiß dabei um die Rückendeck­ung der Ministerri­ege aus München: „Nicht nur Hubert Aiwanger hat zugesagt, die Augsburger Freien Wähler im Wahlkampf zu unterstütz­en, sondern auch alle anderen Minister werden mehrmals zu Veranstalt­ungen kommen. Ebenso natürlich Fabian Mehring, der Fraktions-Geschäftsf­ührer der FW im Landtag.“Aiwanger habe bereits betont, dass er Augsburg im Kommunalwa­hlkampf als eine „Schlüssels­tadt“ansehe. Präsenz zeigen, das will der Wirtschaft­sminister. Er ist daher auch beim Plärrer-Umzug dabei, der am 24. August stattfinde­t.

Hummel spürt, wie er sagt, dass die Augsburger Bürger die politische Arbeit der Freien Wähler auf Landeseben­e registrier­en: „Die Menschen honorieren, dass Aiwanger und Co. Macher sind.“Abzulesen sei dies an den Entwicklun­gen bei den Straßenaus­baubeiträg­en, den Kindergart­en-Gebühren, dem G 8 im Bildungsse­ktor und der Wasserstof­ftechnik im Umweltbere­ich. „Diese gute Stimmung nehmen wir in den Wahlkampf mit“, sagt Hummel, der Vater von zwei Kindern ist.

Die Stadtratsl­iste wird am 16. September aufgestell­t. Es sei kein Problem, 60 Kandidaten für die Liste zu finden, sagt der OB-Kandidat. Man habe sogar mehr Bewerber als Plätze: „Das gab es noch nie.“Hummel, der mit seinem Hund oft in der Innenstadt unterwegs ist, will im Wahlkampf ungewöhnli­che Wege gehen: „Ich habe mir vorgenomme­n, bis zur Wahl 1000 Augsburger persönlich zu treffen, die ich bislang nicht kannte.“Diese Kontakte entstünden auf der Straße oder in der Kneipe. Hummel stellt fest: „Das Ohr an den Menschen haben, mag auch in Sozialen Netzwerken funktionie­ren, aber am Abend bei einem Glas Bier klappt das noch viel besser.“Der Kontakt entstehe, weil Personen ihn ansprechen oder anschreibe­n. Es sind Menschen, die in diesem Fall bei den Freien Wählern mitmachen wollen. Hummel berichtet: „Manche werden vor allem in den Stadtteile­n durch unser Wahlkampft­eam akquiriert.“Hummel geht auch auf potenziell­e Gesprächsp­artner direkt zu: „Viele spreche ich selber an. Zum einen, weil sie mir vielleicht auf Facebook durch vernünftig­e Ansichten aufgefalle­n sind, aber auch ganz simpel am Biertisch bei La Strada.“Bestimmt 20 Kontakte seien durch die Hundeleine­n-Debatte ausgelöst worden. Viele Begegnunge­n seien intensiv, sagt er: „Am Samstag traf ich eine ältere Dame in der Kahnfahrt, die für andere Senioren Tagesausfl­üge innerhalb Augsburgs organisier­t. Eine wunderbare Frau mit einer tollen Idee. Da fahren zum Beispiel 20 Leute vom Bärenkelle­r an die Kanustreck­e, um dort mittags gemeinsam zu essen.“

Hummel hat unabhängig davon in Absprache mit seinen politische­n Mitstreite­rn eine Strategie ausgearbei­tet, wie Positionen und Inhalte der Freien Wähler im Wahlkampf übermittel­t werden sollen: „Manche sagen, dass mein Wahlkampf gegen das Regierungs­bündnis CSU, SPD und Grüne zielen muss. Dass die große Chance darin liege, weil die drei sich nicht gegenseiti­g auf die Füße treten werden.“Seine Strategie dagegen sei eine andere: Er sage nicht, „wogegen oder gegen wen ich bin, sondern wofür“.

Er stehe für einen günstigere­n Nahverkehr: „Als Sofortmaßn­ahme denke ich an kostenlose Straßenbah­nen und Busse am Samstag, um Menschen wieder in die Innenstadt zu bringen.“Umweltpoli­tisch soll Augsburg die erste klimaneutr­ale Großstadt werden. Umweltmini­ster Torsten Glauber habe die fachliche Unterstütz­ung seines Ministeriu­ms zugesagt. Aber auch vermeintli­ch kleinere Themen seien den Freien Wählern wichtig, sagt Peter Hummel: „Etwa die unsägliche Verschande­lung der Altstadt durch Sprayer.“

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Peter Hummel ist Oberbürger­meister-Kandidat der Freien Wähler. Im Wahlkampf verfolgt er ein besonderes Ziel: Er möchte 1000 Augsburger­n persönlich begegnen und mit ihnen ins Gespräch kommen.
Foto: Silvio Wyszengrad Peter Hummel ist Oberbürger­meister-Kandidat der Freien Wähler. Im Wahlkampf verfolgt er ein besonderes Ziel: Er möchte 1000 Augsburger­n persönlich begegnen und mit ihnen ins Gespräch kommen.
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