Das wünschen sich Jugendliche für Haunstetten
Im neuen Wohnquartier im Südwesten sollen einmal 10 000 Menschen ein Zuhause finden. Es gibt unterschiedliche Entwürfe, wie das Viertel aussehen könnte. An der Entscheidungsfindung sind Bürger beteiligt
Im geplanten Neubaugebiet Haunstetten Südwest sollen einmal 10 000 Menschen leben. Dafür haben internationale Planungsbüros verschiedene Entwürfe eingereicht. Bis Anfang 2020 soll der Gewinner feststehen. Die Stadt bindet Bürger in die Beratungsphase mit ein. Dabei holt man sich auch die Expertise von jüngeren Augsburgern ein. Leonie Wende, 17, Denise Jäger, 17, und Emma Mahler, 14, etwa sind drei der Jugendlichen, die sich engagieren. Sie erzählen, was ihnen für das neue Viertel wichtig ist.
Seit rund sieben Jahren lebt Leonie Wende mit ihrer Familie in Haunstetten. Die junge Frau, die derzeit eine Ausbildung zur Schreinerin absolviert, kann sich gut vorstellen, in dem Stadtteil alt zu werden. „Ich kenne ihn in- und auswendig. Mir gefällt es hier, und es gibt schöne Orte wie den Siebentischwald oder den Lochbach.“Gerade deshalb sei es ihr wichtig, die Zukunft Haunstettens mitzugestalten. Dass ein großes neues Wohngebiet entstehen soll, finden alle drei Mädchen gut. Auch Denise, die mit ihrer Familie seit circa zehn Jahren in Haunstetten lebt. „Es ist jetzt schon so voll hier und schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden“, findet die 17-Jährige, die sich derzeit zu einer Siebdruckerin ausbilden lässt. Die beiden Freundinnen haben genaue Vorstellungen vom neuen, circa 180 Hektar großen Wohnquartier.
Sie wünschen sich ein Zentrum mit Geschäften, in dem sich das Ortsleben abspielt. Denn bislang sind die Läden in Haunstetten ihrem Geschmack nach zu weit verstreut und schlecht erreichbar. Eines ist den beiden jungen Frauen vor allem wichtig: öffentliche Grünflächen für junge Menschen, die sich dort treffen können, ohne Anwohner zu stören. Für sie selbst sei das nämlich ein aktuelles Problem. Eine Zeit lang trafen sie sich mit ihren Freundinnen und Freunden in der Grünanlage Springpark, wo auch eine Tischtennisplatte steht. Oft schon seien sie vertrieben worden, weil sie Musik hörten. „Wir wollen einen Ort, an dem sich Jugendliche treffen können, ohne einen Anschiss zu bekommen“, formuliert es Denise Jäger deutlich. Mit Aschenbechern und Mülleimern – „mit den einfachsten Dingen halt“.
Mit dem Bau des neuen Viertels wird voraussichtlich erst 2025 begonnen. Bis dahin vergehen also noch einige Jahre, und die beiden Freundinnen werden dann wohl andere Interessen haben. Das spielt für sie jetzt aber keine Rolle. „Die nächste Generation will sicherlich auch einen Ort haben, an dem man zusammenkommen kann und niemanden stört.“
Emma Mahler ist drei Jahre jünger, hat aber auch klare Vorstellungen. Etwa die von breiteren Radwegen. Sie sollten mal großzügiger sein als die im bisherigen Haunstetten, fordert sie. Die 14-Jährige wohnt mit ihrer Familie in der Hammerschmiede, also genau am anderen Ende Augsburgs. Dennoch macht es ihr Spaß, für das neue Quartier mitzudenken.
Da Emmas Eltern bewusst auf ein Auto verzichten und jeder in der Familie sein eigenes Lastenfahrrad besitzt, kennt sich die Schülerin auch in Haunstetten aus. „Die Radwege dort sind furchtbar, viel zu schmal. Wenn dann auch noch ein Auto am Radweg parkt, passen alle drei Räder meines Lastenrades nicht mehr auf den Weg.“
Die drei Jugendlichen finden es großartig, dass sie sich an der Entscheidungsfindung beteiligen können. Sie waren bei dem ersten Preisgericht dabei, als unter den 25 Plänen von Architekten und Entwicklern zunächst die zehn besten herausgesucht wurden. Die Jugendlichen wurden dabei betreut, wie sie erzählen. Denn solche Pläne gilt es schließlich auch zu verstehen. Manchmal hätten die Erwachsenen zu oft mit Fremdwörtern um sich geworfen, finden sie. Zudem stellten sie unterschiedliche Interessen fest.
„Bei den Erwachsenen stehen Busverbindungen, Parkplätze und Lärmschutz im Vordergrund, bei uns eher die Freizeitmöglichkeiten.“Dass mit dem neuen Wohngebiet Ackerland bebaut wird, ist den Jugendlichen bewusst. Umso wichtiger ist ihnen, dass auf genügend Grünflächen geachtet wird. „Bei einem der vorgestellten Pläne gab es kaum Grünflächen“, erzählt Emma Mahler. „Wir fanden kein Grün und fragten nach. Es hieß, das gebe es bei dem Plan nicht.“Der Entwurf habe es auch nicht in die nächste Runde geschafft. Das nächste Preisgericht soll im Januar stattfinden. Dann dürfen sich die Jugendlichen wieder mit Vorschlägen und Kritik einbringen. Sie alle sind gespannt, welcher letztendlich gewinnen wird.