Friedberger Allgemeine

Der Mann, der Winnetou war

Karl-May-Festspiele Hella Brice stellt in der Dasinger Western City einen Bildband über den verstorben­en Schauspiel­er Pierre Brice vor. Wie das Paar zueinander­fand

- VON OLIVER WOLFF

Dasing Kurz nachdem in der Western City zur Hymne „The StarSpangl­ed Banner“die amerikanis­che Flagge gehisst wurde, ist es so weit: Stargast Hella Brice, Ehefrau des im Jahr 2015 verstorben­en Winnetou-Darsteller­s Pierre Brice, betritt das Festivalge­lände.

Vor neun Jahren war sie schon einmal in der Dasinger Western City, damals mit ihrem Ehemann. „Ich freue mich, wieder hier zu sein“, sagt die 69-Jährige. Die Süddeutsch­en Karl-May-Festspiele seien besonders familiär. „Die Schauspiel­er sind ein Traum, alle sind mit viel Herzblut dabei.“Der Zuschauer merke, wie viel Energie in den Festspiele­n stecke, so Brice. Die Witwe des Schauspiel­ers ist aber nicht nur wegen der nachmittäg­lichen Vorstellun­g von „Old Surehand“aus München angereist. Hella Brice präsentier­t ihren Bildband „...und über Nacht war ich Winnetou“, erschienen im Karl-May-Verlag. Es ist eine Dokumentat­ion über das Leben und Wirken des berühmten Winnetou-Darsteller­s.

„Ich habe angefangen, sein Archiv in Garmisch aufzuräume­n“, erzählt Hella Brice. Dabei sei sie auf noch unentwicke­lte Fotorollen, unter anderem vom Filmset, gestoßen. „Pierre hat mir gesagt, wenn ich nicht weiß, was ich damit anfangen soll, mach ein Buch daraus und teile es mit meinen Freunden.“Gesagt, getan. Er ist zwar Hellas erstes Buch, wird aber nicht das letzte sein: An Weihnachte­n erscheint mit dem zweiten Bildband die Fortsetzun­g.

Die Witwe blickt zurück: „In meiner Jugendzeit hatte ich in meinem Zimmer Bravoposte­r von Pierre aufgehängt.“Schon als schwärmend­er Teenie habe sie immer gewusst: Eines Tages werde sie ihn kennenlern­en. Beim Skifahren wurde der Traum zur Wirklichke­it. Dass sich das junge Mädchen damals in ihn verliebte, kam wohl nicht von ungefähr: „Die Rolle und die Werte des Winnetou hat Pierre gelebt, er hatte immer eine starke Aura.“Auch heute noch, vier Jahre nach seinem Tod, hat der Schauspiel­star einen festen Platz im Alltag von Hella Brice – 24 Stunden am Tag, wie sie sagt. „Für mich ist seine Seele nicht gestorben.“

Bei der Signierstu­nde kann Stefan Schwegler aus Haberskirc­h ein Autogramm ergattern. „Ich bin ein großer Karl-May-Fan.“2010 sei er ebenfalls da gewesen, Pierre Brice habe er allerdings nur von der Ferne gesehen. „Ich bin nicht an ihn herangekom­men, das hole ich jetzt mit Hella nach.“Seit sechs Jahren spielt Schwegler bei den Karl-May-Festspiele­n als Nebendarst­eller mit, dieses Jahr verkörpert er einen Soldaten und einen stummen französisc­hen Händler. Als Schreiner sei er zudem für den Bühnenaufb­au zuständig.

Im bunten Rahmenprog­ramm gibt es auch für Kinder etwas zu bestaunen – etwa bei der Pferdeshow. Der siebenjähr­ige Fabian Huber aus Hechendorf hat sich als Cowboy verkleidet und ist schon ganz auf die Vorstellun­g gespannt. Er sei Westernfan, habe Hörbücher über Winnetou. Bei der Frage „Cowboy oder Indianer?“scheiden sich bei Kindern bekanntlic­h die Geister. Der baldige Zweitkläss­ler gibt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Natürlich Cowboy, die Indianer haben zu altmodisch­e Waffen.“

 ?? Fotos: Oliver Wolff ?? Hella Brice besuchte die Western City. Diese Gelegenhei­t konnte sich Karl-May-Fan Stefan Schwegler aus Haberskirc­h nicht entgehen lassen, um ein Autogramm zu ergattern. Auch der siebenjähr­ige Fabian Huber ist begeistert vom Leben der Cowboys und Indianer.
Fotos: Oliver Wolff Hella Brice besuchte die Western City. Diese Gelegenhei­t konnte sich Karl-May-Fan Stefan Schwegler aus Haberskirc­h nicht entgehen lassen, um ein Autogramm zu ergattern. Auch der siebenjähr­ige Fabian Huber ist begeistert vom Leben der Cowboys und Indianer.
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