Friedberger Allgemeine

Rekordverd­ächtig viele junge Menschen

Die Schmiechen­er sind im Durchschni­tt 39,8 Jahre alt. Damit belegen sie in der Statistik den ersten Platz im Regierungs­bezirk Schwaben. Wie Bürgermeis­ter Josef Wecker das erklärt

- VON HEIKE JOHN

Schmiechen Im Regierungs­bezirk Schwaben belegt Schmiechen als jüngste Gemeinde den ersten Platz. Das zeigen die Zahlen des Bayerische­n Landesamte­s für Statistik. „Im Schnitt liegen wir bei 39,8 Jahren. An uns geht der demografis­che Wandel anscheinen­d vorbei“, freut sich Bürgermeis­ter Josef Wecker.

Stichtag für die Zahlen war der 31. Dezember 2017. Im Vergleich zu Schmiechen liegt das Durchschni­ttsalter in Merching und Ried bei 41,7 Jahren, in Mering bei 43 Jahren und in Friedberg sogar bei 45,4 Jahren. Sielenbach im Norden des Landkreise­s sowie Oberroth im Landkreis Neu-Ulm ziehen allerdings mit Schmiechen gleich und sind auch auf dem ersten Platz zu finden.

„Wir sind wirklich eine sehr junge Gemeinde“, sagt Wecker. „Ich spann’s ja selber, wenn ich sehe, dass wir in unserem Ort mit 1362 Einwohnern gleich drei Kindergart­engruppen und eine Krippengru­ppe füllen und jetzt eventuell noch einmal um eine weitere Krippengru­ppe aufstocken müssen“, erklärt er. Man habe rechtzeiti­g und gut in die Kinderbetr­euung investiert. Kitaleiter­in Karola Gossla nennt zudem einen optimalen Betreuungs­schlüssel von 1:9 für die Kindergart­enkinder als weiteren Pluspunkt der Gemeinde. „Bei uns passt halt alles“, sagt Wecker. „Es ist ländlich familiär, es gibt viel Natur in der Umgebung, und ich als Bürgermeis­ter kenne jeden Bürger persönlich.“

Schmiechen sei unter den Ersten gewesen, die beim Glasfasera­usbau dabei waren, berichtet Wecker. Jetzt komme der Kreisstraß­enausbau. „Wir sind sehr innovativ“, betont der Bürgermeis­ter nicht ohne Stolz. Nur die Einkaufsmö­glichkeite­n seien nicht ganz so ideal, aber immerhin gebe es mit dem Schererhof und mit dem Bäckweck ein Angebot der Nahversorg­ung. „Es ist die Summe des Ganzen, warum der Bürger sich hier in Schmiechen wohlfühlt“, glaubt er.

Der Nachwuchs liege der Gemeinde besonders am Herzen. Besonders erwähnensw­ert findet Wecker das Engagement des Kinderund Jugendrefe­renten Siegfried Spöttl, der im kleinen Ort ein Ferienprog­ramm mit 16 Angeboten auf die Beine gestellt habe. Auch die Vereine seien sehr aktiv. „Wir haben keine Schlafvere­ine.“Allen sei auch die Jugendarbe­it wichtig, egal ob Schlepperf­reunde oder Musikverei­n. „Und was unser Faschingsk­omitee alle zwei Jahre mit dem Umzug auf die Beine stellt, ist doch enorm“, findet Wecker. Gemeinsam versuche man eine lebenswert­e Umgebung zu schaffen. „Schmiechen­s großes Kapital ist jedoch die gute Zugverbind­ung mit Anschluss an den Augsburger Verkehrsve­rbund“, ist Wecker bewusst. Dadurch könnten die Kinder weiterführ­ende Schulen besuchen, und auch viele Berufstäti­ge kommen ohne Pkw an ihren Arbeitspla­tz.

Als enormen Pluspunkt sieht der passionier­te Mountainbi­ker auch die Freizeitmö­glichkeite­n mit viel Natur samt dem Lech vor der Haustür. Auch wenn das Baugebiet am Bahnwegfel­d nun um 24 Bauplätze erweitert wird, haben sich die Schmiechen­er Gemeinderä­te gegen übermäßige­s Wachstum ausgesproc­hen. „Wir wollen nur moderaten Zuzug. Alles muss überschaub­ar und kalkulierb­ar bleiben, denn die Einrichtun­gen der Gemeinde müssen ja mitwachsen“, erklärt Wecker.

Wachstum ist aber schon da, denn vor fünf Jahren hatte Schmiechen noch 130 Einwohner weniger. Die Jungen versuche man im Dorf zu halten, indem auch Mehrfamili­enhäuser mit Miet- und Eigentumsw­ohnungen angeboten werden. Zudem versuche man, die Baupreise möglichst niedrig zu halten. „Ich bin selbst ein Schmiechen­er Urgestein und kenne die Sorgen und Nöte meiner Gemeinde“, betont Josef Wecker. Auch wenn es in Schmiechen noch vergleichs­weise familiär zugeht, ein Wandel findet statt. „Wir haben so gut wie keine Landwirtsc­haft mehr, und die Zahl der Gewerbetre­ibenden steigt.“Vor Ort gibt es mittlerwei­le rund 25 Betriebe von der Baumpflege über den Heilprakti­ker und den Partyservi­ce bis zum Elektroins­tallateur.

Man könne jedoch nicht nur in den Nachwuchs investiere­n, der Kreis müsse sich auch schließen. Damit meint Wecker, dass in seiner Gemeinde auch ein Augenmerk auf das Wohlergehe­n der Senioren gelegt werden müsse. Auf Wunsch der Bevölkerun­g habe man sich als Grenzgemei­nde im Landkreis nicht wie zunächst angeboten dem Bürgernetz Mering, sondern dem neuen Seniorenhi­lfeprojekt in Egling angeschlos­sen. Die Statistik und die Vermutunge­n des Bürgermeis­ters werden von den Bewohnern bekräftigt. „Es war eine super Wahl, als wir vor neun Jahren aus Mering hierhergez­ogen sind“, bestätigt Eva Fuchs. „Hier können unsere beiden Söhne in einer überschaub­aren Umgebung inmitten der Natur aufwachsen, und trotzdem ist alles da, was wir zum Leben brauchen. Kinderbetr­euung und Zugverbind­ung sind gut, und zum Einkaufen fahre ich nach Prittrichi­ng. In Mering brauchte ich auch ein Auto, um zum Einkaufen zu fahren.“

Oder wie es Roswitha Scherer ausdrückt: „Ich bin in Schmiechen geboren und habe immer hier gewohnt. Ich kenne nichts anderes als unsere Gemeinde mit der Dorfgemein­schaft von vielen ganz besonderen Menschen und will auch nirgendwo anders wohnen.“

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Fotos: Heike John Pudelwohl fühlen sich die jüngsten Schmiechen­er in ihrer Gemeinde, wie hier in der Kita Sternschnu­ppe, und somit geht es auch den Eltern gut.
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Von Schmiechen als Wohnort ist Eva Fuchs, hier mit ihrem jüngsten Sohn Jonas, begeistert.

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