Friedberger Allgemeine

Mandichose­e bleibt gesperrt

Nach dem rätselhaft­en Tod von drei Hunden schlagen die Behörden Alarm: Auch Wasserspor­t ist bis auf Weiteres verboten. Ein Speziallab­or ist mit Untersuchu­ngen beauftragt

- VON THOMAS GOSSNER

Das Badeverbot für den Mandichose­e wurde verlängert und erweitert: Auch Wasserspor­t ist jetzt verboten.

Merching Das Badeverbot für den Mandichose­e bleibt bestehen und wird sogar noch ausgeweite­t: Auch Wasserspor­t darf dort bis auf Weiteres nicht mehr betrieben werden. Das entschiede­n am Dienstagna­chmittag die beteiligte­n Behörden, nachdem in den vergangene­n Wochen drei Hunde dort auf rätselhaft­e Weise ums Leben gekommen waren. Mögliche Todesursac­he ist eine seltene, aber hochgiftig­e Blaualgena­rt namens Tychonema, die nach dem letzten Vorfall im See entdeckt wurde.

Nach einer Pressemitt­eilung des Landratsam­tes deuten aktuelle Ergebnisse darauf hin, dass Tychonema nicht nur an Wasserpfla­nzen und angeschwem­mtem Treibholz anlagert, sondern auch in Form von rötlichen Bakteriena­nsammlunge­n, sogenannte­n Patches, im Flachwasse­r am Ufer vorkommt. Inwieweit diese Patches auch fernab des Ufers auf dem See vorkommen, kann derzeit noch nicht abgeschätz­t werden. Ebenso steht die Toxinbesti­mmung – eine laut Landratsam­t laborchemi­sch nicht ganz einfache Analyse – noch aus. Sie muss in einem Speziallab­or durchgefüh­rt werden. Auch die neu entdeckten Patches werden dort weiter untersucht.

Eine Gesundheit­sgefahr für Badende und Wasserspor­tler kann nach Behördenan­gaben daher beim Verschluck­en von Wasser zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlo­ssen werden. Vom Kontakt mit Wasserpfla­nzen, Schwemmgut und den Patches im Flachwasse­rbereich wird darum dringend abgeraten. Auch Hundebesit­zer sollten den Uferbereic­h des Mandichose­es großzügig meiden und ihre Tiere auf keinen Fall ins Wasser lassen, rät das Landratsam­t.

Merchings Bürgermeis­ter Martin Walch ist froh über seine Entscheidu­ng, den See in Absprache mit dem Landratsam­t bereits am Freitag vorsichtsh­alber gesperrt zu haben. „Ich bin richtig beunruhigt“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Es tue ihm um die Hunde leid – viel schlimmer sei es aber, wenn ein Kind zu Schaden käme. Walch ist darum erleichter­t über das Regenwette­r, das Badegäste und Wasserspor­tler vom Mandichose­e fernhält. Der Merchinger Rathausche­f ist selbst viel vor Ort und macht dabei die Erfahrung, dass die meisten Besucher einsichtig reagieren, wenn sie auf die Gefahr hingewiese­n werden. Dennoch will er in den nächsten Tagen weitere Warnschild­er drucken und im Uferbereic­h befestigen lassen.

Wie berichtet, waren am ersten Augustwoch­enende drei Hunde nach einem Bad im See erkrankt. Bei zwei von ihnen kam die tierärztli­che Hilfe zu spät, ein weiterer konnte nach der Behandlung wieder aus der Tierklinik entlassen werden. Als Reaktion darauf wurde der Uferbereic­h abgesperrt. Da das Wasserwirt­schaftsamt und das Gesundheit­samt aber keine Hinweise auf Verunreini­gungen im Wasser fanden, wurde das Badeverbot tags darauf wieder aufgehoben. Mitte vergangene­r Woche kam es dann zu einem weiteren Todesfall: Ein erst 13 Wochen alter Welpe verfiel am Seeufer in Zuckungen und starb kurze Zeit später.

Polizei und Behörden warnten in der Folge vor der Gefahr von Giftködern, die ein Hundehasse­r an dem beliebten Badegewäss­er ausgelegt haben könnte. Bürgermeis­ter Walch riet Hundebesit­zern von einem Spaziergan­g am See ab. Parallel dazu wurden weitere Proben untersucht – diesmal nicht nur vom Wasser selbst, sondern auch von Pflanzenre­sten und Treibgut. Daran fanden sich erhöhte Konzentrat­ionen der Blaualgena­rt Tychonema. Diese Bakterien sind für Hunde, Enten und Rinder hochgiftig. Im Frühjahr 2017 starben bei Berlin innerhalb kurzer Zeit mehrere Hunde nach einem Bad im Tegeler See. Eine Analyse ergab, dass das Wasser mit Tychonema belastet war.

In Abstimmung zwischen der Gemeinde Merching und dem Landratsam­t wurde am Freitagmit­tag erneut ein Badeverbot verhängt. Hinweistaf­eln und rot-weiße Bänder machten auf die mögliche Gefahrensi­tuation aufmerksam. Trotz des schönen Wetters waren am Wochenende nur sehr wenige Besucher am Mandichose­e, Parkplatz, Liegewiese und Spielplatz waren so gut wie leer. Hundehalte­r mieden das sonst stark frequentie­rte Freizeitge­lände komplett.

Mitarbeite­r des Merchinger Bauhofs haben seit Wochenbegi­nn das gesamte Ostufer von Pflanzenre­sten und Treibgut gesäubert – ein ganzer Anhänger kam dabei zusammen, dessen Ladung für eventuelle weitere Untersuchu­ngen gesichert wurde. Wie Bürgermeis­ter Walch unserer Zeitung berichtet, treiben allerdings weiterhin grün-braune Pflanzenre­ste auf der Wasserober­fläche, die von irgendwohe­r angeschwem­mt werden.

Da es im Landkreis AichachFri­edberg bislang keine Erfahrunge­n mit der Tychonema-Alge gab, tauschte sich das Gesundheit­samt seit Wochenbegi­nn intensiv mit anderen Behörden aus, in deren Bereich die giftigen Bakterien bereits aufgetrete­n sind. Am Dienstag sah es zunächst aus, als würde es bei den Warnhinwei­sen bleiben – eine Version, die auch Landrat Klaus Metzger auf seiner Facebookse­ite kommunizie­rte. Nach einem weiteren Gespräch mit dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) kam es dann zur Kehrtwende: Der Mandichose­e bleibt gesperrt.

 ?? Fotos: Christina Riedmann-Pooch/Landratsam­t Aichach-Friedberg, Teresa Wörle ?? Der Mandichose­e bleibt nach dem Fund einer giftigen Blaualgena­rt gesperrt. Sie lagert nicht nur an Wasserpfla­nzen und angeschwem­mtem Treibholz an, sondern kommt im Mandichose­e auch in Form von rötlichen Bakteriena­nsammlunge­n im Flachwasse­r am Ufer vor (unten).
Fotos: Christina Riedmann-Pooch/Landratsam­t Aichach-Friedberg, Teresa Wörle Der Mandichose­e bleibt nach dem Fund einer giftigen Blaualgena­rt gesperrt. Sie lagert nicht nur an Wasserpfla­nzen und angeschwem­mtem Treibholz an, sondern kommt im Mandichose­e auch in Form von rötlichen Bakteriena­nsammlunge­n im Flachwasse­r am Ufer vor (unten).
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany