Mandichosee bleibt gesperrt
Nach dem rätselhaften Tod von drei Hunden schlagen die Behörden Alarm: Auch Wassersport ist bis auf Weiteres verboten. Ein Speziallabor ist mit Untersuchungen beauftragt
Das Badeverbot für den Mandichosee wurde verlängert und erweitert: Auch Wassersport ist jetzt verboten.
Merching Das Badeverbot für den Mandichosee bleibt bestehen und wird sogar noch ausgeweitet: Auch Wassersport darf dort bis auf Weiteres nicht mehr betrieben werden. Das entschieden am Dienstagnachmittag die beteiligten Behörden, nachdem in den vergangenen Wochen drei Hunde dort auf rätselhafte Weise ums Leben gekommen waren. Mögliche Todesursache ist eine seltene, aber hochgiftige Blaualgenart namens Tychonema, die nach dem letzten Vorfall im See entdeckt wurde.
Nach einer Pressemitteilung des Landratsamtes deuten aktuelle Ergebnisse darauf hin, dass Tychonema nicht nur an Wasserpflanzen und angeschwemmtem Treibholz anlagert, sondern auch in Form von rötlichen Bakterienansammlungen, sogenannten Patches, im Flachwasser am Ufer vorkommt. Inwieweit diese Patches auch fernab des Ufers auf dem See vorkommen, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Ebenso steht die Toxinbestimmung – eine laut Landratsamt laborchemisch nicht ganz einfache Analyse – noch aus. Sie muss in einem Speziallabor durchgeführt werden. Auch die neu entdeckten Patches werden dort weiter untersucht.
Eine Gesundheitsgefahr für Badende und Wassersportler kann nach Behördenangaben daher beim Verschlucken von Wasser zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden. Vom Kontakt mit Wasserpflanzen, Schwemmgut und den Patches im Flachwasserbereich wird darum dringend abgeraten. Auch Hundebesitzer sollten den Uferbereich des Mandichosees großzügig meiden und ihre Tiere auf keinen Fall ins Wasser lassen, rät das Landratsamt.
Merchings Bürgermeister Martin Walch ist froh über seine Entscheidung, den See in Absprache mit dem Landratsamt bereits am Freitag vorsichtshalber gesperrt zu haben. „Ich bin richtig beunruhigt“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Es tue ihm um die Hunde leid – viel schlimmer sei es aber, wenn ein Kind zu Schaden käme. Walch ist darum erleichtert über das Regenwetter, das Badegäste und Wassersportler vom Mandichosee fernhält. Der Merchinger Rathauschef ist selbst viel vor Ort und macht dabei die Erfahrung, dass die meisten Besucher einsichtig reagieren, wenn sie auf die Gefahr hingewiesen werden. Dennoch will er in den nächsten Tagen weitere Warnschilder drucken und im Uferbereich befestigen lassen.
Wie berichtet, waren am ersten Augustwochenende drei Hunde nach einem Bad im See erkrankt. Bei zwei von ihnen kam die tierärztliche Hilfe zu spät, ein weiterer konnte nach der Behandlung wieder aus der Tierklinik entlassen werden. Als Reaktion darauf wurde der Uferbereich abgesperrt. Da das Wasserwirtschaftsamt und das Gesundheitsamt aber keine Hinweise auf Verunreinigungen im Wasser fanden, wurde das Badeverbot tags darauf wieder aufgehoben. Mitte vergangener Woche kam es dann zu einem weiteren Todesfall: Ein erst 13 Wochen alter Welpe verfiel am Seeufer in Zuckungen und starb kurze Zeit später.
Polizei und Behörden warnten in der Folge vor der Gefahr von Giftködern, die ein Hundehasser an dem beliebten Badegewässer ausgelegt haben könnte. Bürgermeister Walch riet Hundebesitzern von einem Spaziergang am See ab. Parallel dazu wurden weitere Proben untersucht – diesmal nicht nur vom Wasser selbst, sondern auch von Pflanzenresten und Treibgut. Daran fanden sich erhöhte Konzentrationen der Blaualgenart Tychonema. Diese Bakterien sind für Hunde, Enten und Rinder hochgiftig. Im Frühjahr 2017 starben bei Berlin innerhalb kurzer Zeit mehrere Hunde nach einem Bad im Tegeler See. Eine Analyse ergab, dass das Wasser mit Tychonema belastet war.
In Abstimmung zwischen der Gemeinde Merching und dem Landratsamt wurde am Freitagmittag erneut ein Badeverbot verhängt. Hinweistafeln und rot-weiße Bänder machten auf die mögliche Gefahrensituation aufmerksam. Trotz des schönen Wetters waren am Wochenende nur sehr wenige Besucher am Mandichosee, Parkplatz, Liegewiese und Spielplatz waren so gut wie leer. Hundehalter mieden das sonst stark frequentierte Freizeitgelände komplett.
Mitarbeiter des Merchinger Bauhofs haben seit Wochenbeginn das gesamte Ostufer von Pflanzenresten und Treibgut gesäubert – ein ganzer Anhänger kam dabei zusammen, dessen Ladung für eventuelle weitere Untersuchungen gesichert wurde. Wie Bürgermeister Walch unserer Zeitung berichtet, treiben allerdings weiterhin grün-braune Pflanzenreste auf der Wasseroberfläche, die von irgendwoher angeschwemmt werden.
Da es im Landkreis AichachFriedberg bislang keine Erfahrungen mit der Tychonema-Alge gab, tauschte sich das Gesundheitsamt seit Wochenbeginn intensiv mit anderen Behörden aus, in deren Bereich die giftigen Bakterien bereits aufgetreten sind. Am Dienstag sah es zunächst aus, als würde es bei den Warnhinweisen bleiben – eine Version, die auch Landrat Klaus Metzger auf seiner Facebookseite kommunizierte. Nach einem weiteren Gespräch mit dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) kam es dann zur Kehrtwende: Der Mandichosee bleibt gesperrt.